Mitteilungen aus der Geschichte von Rüppurr/058
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Leibgardist zu Pferde, Johannes Glockner von Merzhausen, verlobt
mit Katharina Boraus dahier, Bürger werden, aber das Ortsgericht
will ihn nicht annehmen, weil schon genug arme Leute hier wohnen,
die der Heimatkasse zur Last fallen. Weil aber hier ein Bürgergenuß
gar nicht stattfindet, dieser durch ihn also nicht geschmälert werde,
er auch die notwendigen 600 fl. hat, ja mit seiner Braut ungefähr
1200 und weil seine Braut in seinem Ort die erste evangelische Frau
wäre, während er in Rüppurr schon etliche Katholiken vorfände, so
bittet er wieder. Das Vogtsamt schütze absichtlich, aber irrtümlich zu
geringes Vermögen vor. Er macht eine Eingabe an S. K. Hoheit
und wird jetzt angenommen. – 1822 bekommt eine Christine N. von
hier, deren Bitte um schutzbürgerliche Aufnahme ihres Verlobten in
Rüppurr, des Soldaten Meißner aus P., wiederholt abgewiesen worden
ist, für ihre vier unehelichen Kinder wöchentlich 1 fl., hälftig aus der
Amtskasse, hälftig aus der Gemeindekasse. – 1822 will ein Leineweber,
Trainsoldat S. aus Herbolzheim, sich mit Barbara K. von
hier verheiraten, da die Weber von hier sich auch wie er von der
auswärtigen Kundschaft ernähren. Er wird aber wegen Vermögenslosigkeit
abgewiesen.
1831 wird die Annahme des Hirschwirtschaftsbesitzers, Metzger Steinius als Bürger in Rüppurr, obgleich er ein Vermögen von 4007 fl. 39 Kr. besitzt, ohne das zu hoffende, von der Gemeinde abgewiesen, da, wie der Vogt G. und der Bürgermeister S. daselbst dem Bittschreiber, einem Rechtsanwalt, selbst sagten „es bei ihnen Gebrauch sei, gegen alles, was an sie komme, streiten zu müssen”. Daß sie im vorliegenden Falle gegen ihre Uberzeugung streiten, wird nachwiesen, denn die zwei vorhandenen Metzger schlachten nur dann, wenn sie von einem andern ein Stücklein Vieh geborgt erhalten, und will der dann Geld, so muß er klagen. Weil sie nicht regelmäßig schlachten und die Leute prellen, müssen die Kunden das weit teuerere Fleisch in Karlsruhe holen. Obgleich der Vogt ausdrücklich berichtet hat, daß man bei Steinius aller Art Fleisch haben kann, aber bei den hiesigen Metzgern nichts und daß die honetten Familien, Fabrikant Hoyer, Herr Pfarrer, Müller Schwenninger und der Zoller schon oft in Verlegenheit waren, weil hier kein Fleisch zu haben war und bitten, daß Steinius zugelassen werde, so habe er doch gegen ihn gestimmt. „Es ist bekannt, daß das Pfund Fleisch jeder Gattung in der Residenz 2–3 Kr. mehr koste als auf dem Dorfe; der Bauersmann ist aber in dieser geldarmen Zeit so auf 2 Kr. versessen, daß er sie sich gerne spart”. Der Konkurrent, Wirt und Metzger hat deshalb keinen Verdienst, weil er in seiner Wirtschaft Freudenmädchen hält und auch jetzt wieder verdächtigen Weibspersonen Aufenthalt gibt. Steinius aber hält sich davon fern und hat deshalb Glück und Nahrung. „Ich