Markscheider

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Berufsbezeichnung

Das Markscheidewesen ist eine geowissenschaftliche Ingenieurdisziplin, die ihren Ursprung im Bergbau hat. Historische Aufgabe der Markscheider war es, die Grenzen (= „Marken“) verliehener Bergbauberechtigungen festzulegen und dadurch konkurrierende Bergbautreibende zu trennen (= „scheiden“). Sie vermaßen die bergmännisch hergestellten Hohlräume und erfassten die Lagerstätte mit dem Ziel, die laufenden bergbaulichen Aktivitäten in Karten und Rissen zu dokumentieren.

Die markscheiderischen Arbeitsgebiete haben sich seitdem kontinuierlich weiterentwickelt und liegen heute sowohl innerhalb als auch außerhalb des Bergbaus. Die Berufsmöglichkeiten der Absolventen/innen des Studiengangs „Markscheidewesen“ sind aufgrund ihrer breiten Fachausbildung in Verbindung mit fundierten technischen, betriebswirtschaftlichen und rechtlichen Kenntnissen sehr vielfältig; sie finden Anstellung in:

Bergbauunternehmen,

Dienstleistungsunternehmen innerhalb und außerhalb des Bergbaus,

Unternehmensberatungen,

Gemeinschafts- und Forschungsorganisationen der Industrie,

Ingenieurbüros,

Versorgungs-, Entsorgungs- und Sanierungsbetrieben,

Öffentlichen Verwaltungen,

Forschungs- und Hochschulinstituten.


Aufgaben im Bergbau

Beantragung und Verwaltung von Bergbauberechtigungen,

Messtechnische Erfassung und Dokumentation von über- und untertägigen Aufsuchungs- und Gewinnungsbetrieben

Lagerstättenkundliche, geotechnische und geophysikalische Untersuchungen / Dokumentationen / Bewertungen,

Planungs- und Projektierungsarbeiten für den Aufschluss und die Gewinnung von Bodenschätzen sowie deren vermessungstechnische Übertragung in den bergmännischen Betrieb,

Anfertigung und Nachtragung des betrieblichen Kartenwerks und des Risswerks sowie Herstellung thematischer Karten für betriebliche Planungen und behördliche Genehmigungsverfahren,

Massenbilanzen zur Abrechnung von Förderabgaben,

Aufbau und Pflege betrieblicher Geoinformationssysteme,

Entwicklung von bergbau- und vermessungsspezifischer Software,

Ermittlung, Überwachung und Steuerung der über- und untertägigen Auswirkungen des Abbaus und Prüfung ihrer Verträglichkeit für die Umwelt im Zuge von bergbaulichen, die Raumordnung und Landesplanung betreffenden Planungsvorhaben,

Planung und Überwachung von Halden und Rekultivierungsmaßnahmen,

Markscheiderische Betriebskontrolle, Prognose, Erfassung und Analyse von

- Bodenbewegungen im Hinblick auf Bergschadensgefährdung,

- Böschungsbewegungen (Standsicherheitskontrolle),

- Kippenbewegungen (Kippensetzungsprognosen),

- Gefährdungspotenzialen des Altbergbaus (Bergschadenkundliche Analysen),

Bergschadensbearbeitung (Prophylaxe, Beurteilung und Sanierung) bei baulichen Anlagen, Straßen, Gleisanlagen, Ver- und Entsorgungsleitungen, Gewässern, Forst- und Landwirtschaft, Liegenschaftsverwaltung in Bergbauunternehmen, Immobilienmanagement,

Vermessungstechnische Betreuung betrieblicher Maßnahmen (Absteckungen, Aufmaße, Massenbilanzen),

Auffinden und Sanieren von einsturzgefährdeten alten Grubenbauen laufender Betriebe oder des Altbergbaus.


Aufgaben außerhalb des Bergbaus

Geodätische Aufgaben in verschiedenen Bereichen des Erd- und Grundbaus, des Verkehrswegebaus, des Tunnel-, Stollen- und Wasserbaus sowie des Industriebaus,

Bauwerksüberwachung, Beweissicherung,

Dienstleistung und Beratung im Bereich alternativer geogener Energieträger,

Gutachterliche Tätigkeiten, Unternehmensberatung,

Planung, Betrieb, Dokumentation und Überwachung von über- und untertägigen Deponien

Sanierung von Altlasten und Flächenrecycling,

Geomodellierung und Geoinformatik,

Fachtechnische Begleitung behördlicher Zulassungs- und Genehmigungsverfahren,

Ingenieurdienstleistungen im Vermessungs- und Umweltsektor,

Liegenschaftsmanagement und -entwicklung.


Ausbildung

Das Studium des Markscheidewesens mit dem Abschluss „Diplom-Ingenieur“ war bisher an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen (Diplom-Studiengang „Markscheidewesen“), an der Technischen Universität Clausthal (Diplom-Studiengang „Geotechnik, Bergbau, Erdöl-/Erdgastechnik, Studienschwerpunkt Markscheidewesen“), an der Technischen Universität Bergakademie Freiberg (Diplom-Studiengang „Markscheidewesen und Geodäsie“) und an der Montanuniversität Leoben (A)(Studienrichtung „Markscheidewesen“) möglich. Im Rahmen der Ausrichtung der Studienangebote auf die internationalen Abschlüsse Bachelor und Master sind die Lehrinhalte neu geordnet und gestrafft worden. Danach stellen sich die aktuellen Studienangebote wie folgt dar:

- RWTH Aachen: Rohstoffingenieurwesen, Studienrichtung Markscheidewesen (BSc./MSc.)

- TU Clausthal: Energie- und Rohstoffe (BSc./MSc.)/ Energie- und Rohstoffversorungstechnik,

- TU BA Freiberg: Diplomstudiengang Markscheidewesen und Geodäsie (Diplom)

Vor und während des Studiums sind mehrwöchige Praktika zu absolvieren. Beim Ausbildungsziel Assessor des Markscheidefachs / Höherer Staatsdienst ist als sog. "Beflissener" ein insgesamt 200 Schichten umfassendes Praktikum in verschiedenen Bergbaubetrieben abzuleisten; die Ausbildung des „Beflissenen“ steht dabei unter der Aufsicht der zuständigen Bergbehörde.

Die Ausübung einer Tätigkeit, die nach dem Bundesberggesetz (BBergG) und einer aufgrund dieses Gesetzes erlassenen Rechtsverordnung (Markscheider-Bergverordnung) Markscheidern vorbehalten ist (insbesondere die Führung eines Risswerks nach § 63 BBergG), bedarf über das Studium hinaus einer weiteren Qualifikation und entsprechenden Anerkennung in dem jeweiligen Bundesland. Voraussetzung hierfür ist die Befähigung für den höheren Staatsdienst im Markscheidefach, welche mit dem erfolgreichen Abschluss des etwa zweijährigen „Vorbereitungsdienstes der Laufbahn des höheren Staatsdienstes im Markscheidefach“ (Referendarzeit, Große Staatsprüfung, Ass. d. Markscheidefachs) erworben wird. Diese ist jedoch nur für einen Teil der genannten Berufsfelder zwingende Anstellungsvoraussetzung.