Königinnenhof Bocholt
Königinnenhöfe Bocholt und Gemen
Einleitung
Beide Höfe „Königinnenhof“, Könning oder König, waren zur Zeit der Stiftung Haupt- oder Schultenhöfe, Königink zu Bocholt mit einer Mühle und Unterhöfen. Der Königinnenhof zu Gemen wurde auch Müggenborg genannt. Wir versuchen hier über eine Sammlung verschiedener Informationen über beide Höfe, Licht in das mittelalterliche Hofesdunkel zu bekommen.
Die Stiftung
Kaiser Heinrich II. bestätigte 1017, daß Königin Mathilde, die Frau König Heinrichs I. und Nachkommin Herzog Widukinds (gest. 968), dem Kloster Nordhausen je einen Hof "curtem Gamini dictam, quam eadem regina predicte ecclesie contulit, sitam in pago Wesualorum in comitatu Hermanni (Hermann I. von Eenham) comitis" und in Bocholt geschenkt hatte. Wohl beide Höfe kamen in den Lehnbesitz des Bernhard Werence und wurden dann im Erbverfahren aufgeteilt.
Verpachtung
1225 verpachtet der Propst von Nordhausen eine curia in Bukholte (WUB 3, Nr. 218), die später auch curia in Coninginc genannt wird. Zu diesem Hof gehörte eine Mühle, welche wohl identisch ist mit der späteren Königsmühle im Südosten der Stadt; sie muß unterschieden werden von der sogen. Binnenmühle, welche 1263 ebenfalls ein Lehngut des Bischoft von Münster geworden war.
- 1237 verspricht das Kapitel zu Nordhausen dem Gerlach, daß sein Sohn ihm in den Schultenhof in Bokholt folgen solle, wenn er sich würdig betragen würde.
- 1260 gibt das Kapitel zu Nordhausen dem Gerlach und seiner Frau den Hof Königink in Bokholt lebenslänglich unter, mit der Bedingnis, daß der Hof, das Vieh und die Gerätschaften, als welches dem Hof mit Recht zugehört, nach ihrem Tod verbleiben und die Frau, auf den Fall, daß der Mann zu erst verstürbe, ohne ihr Wissen nicht wieder verheirate.
Nordhausener Verkauf
1263 Das Capitel zu Nordhausen, „Mainzischer Diözesi“, hat dem Gerhard, Bischof von Münster, den Königshof bei Gemen und den Königshof bei Bocholt und alle anderen Güter, so in der Münsterschen Diözese liegen, etwelche ausgenommen, mit allen Dienstmännern, Vasallen und Wachszinsigen verkauft.
- Der direkte weitere Lehensverbleib für diesen Hof ist noch zu klären. Es kann sich dabei um Schulte Müggenborg in Gemen – Krückeling handeln, welcher sich im 18. Jhdt. im Besitz der Herrschaft Gemen befindet.
- 1268 macht Gerhard, Bischof von Münster, den (???, Dienstmann und) Schulten zu Königinc bei Bocholt frei von einer Last ("quo erat cum sua familia obnoxius curti praedictae), gibt ihm Dienstmannsrecht der Kirche zu Münster und belehnt ihn zugleich damit.
Bischofsmühle oder Binnenmühle
Gegen Ende das 13. Jahrhunderts (nach 1257) verpfändet der Münstersche Bischof (1275-1301) Eberhard von Diest die Mühle an den Bocholter Bürger Wilhelm Holeweg.
Mühle und Haupthof
Zu dem Schultengut Königinchof gehörte wohl die Königincmühle, vermutlich aber wohl mittlerweile als Allodialbesitz. 1315 übertrug Bitter von Raesfeld die (Königs-) Mühle zu Bocholt an die von Ulft.
Wer war Bitter ?
Bei Bitter von Raesfeld könnte es sich um Bernhard Bitter zu Ostendorf und Inhaber des Gerichts und Burgmannsitzes zu Raesfeld handeln oder jemand aus der Famili „Bitter zu Rhede“
Lehen Königinnenmühle
- Um 1364 war Lambert de Wiese mit dem Haupthof und der Mühle zu Konninginch belehnt, nach ihm Arnold der Berle zu Albersloh.
Neu: Münstersche Windmühle
- Um 1380 belehnt Bischof Potho den Everd van Ulfte (gen. von der Schwanenburg) mit einer Mühle in Bocholt (Altertumsverein Msc. 94, Bl. 2'), diese ist aber ausweislich der Lehnsnotiz eine Windmühle, da der Bischof zugleich den Wind dazu verlieh.
Neue Stadtwindmühle
- Als im Jahre 1382 in Bocholt eine weitere Windmühle als Kornmühle erbaut wird. kommt es wegen des Mahlzwangs zu einem Streit zwischen dem Magistrat und Bitter von Raesfeldt. Als Inhaber der Binnenmühle vertritt er die Auffassung, daß die Bürger seinem Mahlzwang unterliegen. Der Streit wurde 1509 zu Gunsten der Stadt entschieden.
- 1458 entstand auf dem städtischen Gut Wesselo (bei der Kaiser Friedr. Staße)eine hölzerne Mühle, welche 1703 bei einem Unwetter zerstört wurde.
- 1704 erfolgte ein neuer steinerner Bau der Windmühle, welcher um 1890 außer Betrieb ging. Das Mühlenhaus blieb erhalten.
- Die Stadtansicht von 1792 zeigt eine Windmühle an der Stadtmauer.
Königinnenmühle an den Raesfelder
- 1386 verkauft Wilhelm von Ulfte gen. von der Schwanenburg an Bitter von und zu Raesfeld und Ostendorf (1355 / 1403), Sohn Johanns (1319 / 25), Droste zu Landecke / Ems, Amtmann zu Wesel (1371/74), die Wassermühle (Korn- und Walkmühle) binnen Bocholt, die er und schon vor ihm sein Vater Everhard zu Lehn getragen hatten (Domkapitel IV E, Urk. 77).
- 1438 verkauft dann Johann, Sohn des verstorbenen Bitter von Raesfeld, dem Bischof zu Münster u. a. den Hof zu Connyngynch, ein von seinem Vater angekauftes Dienstmannsgut des Stifts (Domkapitel IV D, Urk. 116). Die Familie behält im Allodialbesitz allerdings die Königinnenmühle mit der Wohnung und zwei weiteren Erben.
Mühle an Dircking verpachtet
- Am 23.03.1713 war die Königinnenmühle unter Einschluß der zugehörigen zwei Erben von den von Raesfeld zu Haus Ostendorf an Johan Dircking zu Bocholt für 400 Rt jährliche Pacht verpachtet. Dazu ist zu wissen, daß die Wohnung bei der Mühle und ein Garten hinter diesen nicht gerechnet, sondern für eine Pension von einem Capital von 276 Rt, welches Dircking an Herrn Brigadier von Raesfeld zu Ostendorf vorgesehen hat, bewohnt und respe gebraucht wurde.
Binnenmühle
- 1463 wurde eine Mühle in Bocholt von Bischof Johann Pfalzgraf von Simmern der Stadt Bocholt für ein Darlehen von 1.000 rhein. Goldgulden verpfändet und 50 Jahre später von seinem Nachfolger Erich Herzog von Sachsen-Lauenburg wieder eingelöst.
- 19.12.1519 Urkunde Lembeck. Der Bischof von Münster beleibzüchtigt Goesen von Raesfeld und dessen frau Agnes mit der Mühle in der Stadt Bocholt.
Schwanenmühle an der Aa
- 1463 wird eine städtische Ölmühle erwähnt, in ihr wurde durch zerstoßen des Samens von Ölfrüchten Öl gewonnen. Dies wurde als Speiseöl und Lampenöl benötigt.
- 1514 kommt eine Plistermühle vor
- 1527 wird eine Lohmühle erwähnt, da wurd durch zerkleinern von Eichenrinden die zum Gerben von Häuten benötigte Lohe hergestellt.
- 1567 ersuchen Bürgermeister und Schöffen den Münsterschen Bischof die Plistermühle in eine Walk- und Vollmühle umzuwandeln. In der Walk- oder Vollmühle wurde das vom Webstuhl kommende Tuch in seifigem Wasser (Lauge) durch große Hämmer geschlagen und so gefilzt und gedichtet.