Herforder Chronik (1910)/581

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Herforder Chronik (1910)
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Hier ist ja klar vor unsere Augen gestellt, daß die Zwölfe zusammenriefen die Gesamtheit, die wir nun ein Kirchspiel oder christliche Gemeinde nennen, und sie geben der ganzen Menge den Befehl zur Wahl.

Die Jünger sind gläubig und Liebhaber des heiligen Evangeliums; denn was für Diakonen sollten wohl die Feinde des Wortes und Lästerer Gottes wählen, denen weder die Lehre noch das Amt zu Herzen geht. Darum steht die Erwählung bei der ganzen Menge des Kirchspiels, und damit es ordentlich zugehe. Die von ihnen bevollmächtigt werden, erwählen aus erwähntem Kirchspiel einige gute, fromme, aufrichtige Leute und Christen, so viel sie wollen, an die 30 Mann, denn sie sind an Stelle der ganzen Menge der Jünger Jesu Christi, und die mögen dann solche Diakonen wählen, wie verordnet ist aus der Schrift, im Beisein der Prediger. Denn so steht geschrieben: Da die Diakone gewählt waren, da setzten sie diese vor die Apostel und beteten und legten die Hände auf sie. So müssen auch fernerhin Diakonen von einem Ehrsamen Rat und den 30 Männern gewählt werden im Beisein der Prediger, so daß immer von den alten Diakonen zwei oder drei dabei bleiben, zum Unterrichten derer, die da neu hinzu gewählt werden.

Das Amt der Diakonen.

In vorgenannter Schrift, Apostelgesch. 6, ist genugsam angezeigt, was die Diakonen tun sollen; nämlich daß sie den Armen dienen in ihrer Notdurft, d. h. die da rechtschaffene Arme sind; einsammeln und austeilen die Güter den Armen, wie milde Gabe, Testamente lind was sie mit der Zeit kriegen können, was in die Kisten geopfert wird. Daß sie auch den Schatz der Armen treulich verschließen, verwahren, bessern, unverdächtige Rechenschaft jährlich davon ablegen, mit guten Inhaltsverzeichnissen verfaßt, der Armen Namen verzeichnet haben, arme Kinder zur Schule bestellen usw. Denn dies werden sie täglich hören von den Predigern.

Von der Armenkiste.

In einer jeden Kirchspielkirche unserer Stadt soll stehen eine Kiste, darin man sammele milde Almosen für die Armen. Denn alle Sonntage sollen zwei Kistenherren mit zwei Beuteln (Klingelbeuteln) umhergehn in der Kirche unter das Volk und die Leute fleißig ansprechen, ihre Gabe den Armen mitzuteilen. Fromme Christen geben solche Almosen gerne, denn sie wissen, daß sie es Christus selbst geben, Matth. 25, und daß es ihr Vater im Himmel so haben will, der da sagt Hosea 6: Ich will Barmherzigkeit und kein Opfer; und gibt reiche Verheißung seines Gehorsames Esai. 58. Die Gottlosen aber tun's nicht gerne, denn die[GWR 1] geben lieber nach ihrem eigenen Willen und tun ungerne, was Gott verordnet in der heiligen Schrift; sondern sie halten ihre Meinung für die beste. So nun diese Verordnung einen Grund hat aus der Schrift 1. Korinth. 16, wo S. Paulus den Christen befiehlt, daß am Sabbat solle ein jeder bei sich legen und sammeln für die Armen, was ihm gut dünkt, so tun die Gottlosen solches ungern, und solche soll man auch nicht nötigen, denn S. Paul sagt 2. Kor. 9, da er von solcher Versorgung der Armen auch schreibt und spricht: daß ein jeder Christ solle geben nach seinem Willen, nicht mit Unwillen und mit Zwang, denn einen fröhlichen Geber hat Gott lieb.

Die Kistenherren sollen sich auch solches nicht schämen, denn sie dienen hier nicht alleine den Armen, sondern Christo in den Armen und haben dafür



Anmerkungen der GenWiki-Redaktion (GWR)

  1. Druckfehler in Textvorlage: dte