Herforder Chronik (1910)/565
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geblieben. Daß wir aber deutsch singen, ist geboten von Paulus, damit es geschehe zur Besserung, denn die Ungelehrten verstehen nicht Latein, also wäre es töricht, wenn man Latein vor ihnen predigen wollte. So ist es auch mit dem Singen. Wir wollen aber für unsere Kinder und Jugend und Gelehrte zuweilen lateinisch singen.
Zuerst in der Messe sollen wir einen deutschen Sang singen (oder) auch einen Psalm, auf einigen Festen einen lateinischen Introitus, nämlich: von Weihnachten bis Mariä Reinigung 0 „Puer natus“, zwischen Ostern und des Herrn Himmelfahrt = „Resurrexi“ und dann „Viri Galilei“, zu Pfingsten = „Spiritus domini“ usw. Kommt aber ein Fest, zu dem kein passender Introitus ist, mag man einen Psalm singen. Darauf singt man: „Kyrieeleison“, „Gloria in excelsis“ auf deutsch oder lateinisch und darnach eine deutsche Kollekte[1], und das Volk antwortet „Amen“. Dann kehrt sich der Diener um vor dem Altar zum Volke und liest die Epistel mit den Worten: „So schreibt S. Paulus an die Römer im 10. Kapitel: ,Liebe Brüder‘ usw.“ oder etwas anderes, das passen will aufs beste. Damach singen die Schüler ein „Halleluja“, darnach ohne Weile (Pause) eine reine Sequentie[2] oder einen deutschen Sang aus der Schrift. Dann liest man das Evangelium zu dem Volke gekehrt mit den Worten: „So schreibt der heilige Evangelist Matthäus, in dem letzten Kapitel usw.“ Darnach wendet er sich zum Altar und singet: „Ich glaube an einen Gott.“ Und das Volk singet: „Wir glauben all an einen Gott.“ Dann geht der Prediger auf die Kanzel und ermahnt, ein „Vaterunser“ zu sprechen, oder zu singen: „Nun bitten wir den heiligen Geist usw.“, nachdem die Feste sind, Ostern, Pfingsten, Weihnachten usw. - Nach dem Predigen verkündigt man nötige Sachen und bittet für die Obrigkeit und alle anderen Nöte; darnach, wenn die Predigt geschehen ist, will man dann eine Präfatie[3] auf die Festtage singen, die soll man an dem Feste halten. Will man auch an den Sonntagen Präfatien halten, so soll man die Präfatien von Trinitatis singen, dann soll der Diener „Dominus vobiscum“ anheben. Wenn die Präfatie aus ist, so soll das Volk singen „Sanctus“ lateinisch oder deutsch; wenn das aus ist, hebet der Diener an das Gebet Christi: Vaterunser. Darauf singt das Volk „O Lamm Gottes“ oder der Chor „Agnus Dei“; dann kehrt sich der Diener um und ermahnt die Kommunikanten; darnach gibt er ihnen den Leib und das Blut Christi, und das Volk singet „Jesus Christus unser Heiland“. Man muß auch ordnungsmäßig zum Sakramente gehn, so daß die Männer vorgehen und die Frauen hinterher. Darnach, wenn das Volk mit dem Sakramente versehen ist, liest der Diener vor dem Altar eine deutsche Kollekte und spricht: Lasset uns beten „Wir danken Dir usw.“; dann kehrt er sich um und entläßt das Volk mit diesem Segen: „Der Herr segne Dich usw.“
Man hat in Vorzeiten in der Messe gottlose Sequentien gesungen ohne irgendeine Überlegung. Solches wollen wir nicht mehr halten, da wir nun aus Gottes Gnaden wissen, daß Gott nach seinem Worte will geehrt sein und aller Gottesdienst ist nichts wert, der nicht nach seinem Worte geschieht. Matth. 15. So wollen wir von Weihnachten an bis Ostern singen die Sequentie „Grates nunc etc.“ und dazwischen „Gelobet seist Du, Jesu Christ“ und „Dank sagen wir alle usw.“ immer zwei Verse, zum letzten „Huic oportet etc.“
Von Ostern bis Pfingsten soll man singen die Sequentie „Victime Paschali etc.“ Darauf „Christus lag in Todesbanden“ oder „Christ ist erstanden“.