Herforder Chronik (1910)/415
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1758
Um das erwähnte Brandholz drehen sich schon lange und noch ferner die Verhandlungen zwischen der Mindener Regierung und dem Herforder Magistrat. Erstere, durch die französischen unerbittlichen Forderungen in die Enge getrieben, verfügt vom grünen Tische aus über die Holzbestände der Stadt Herford, anscheinend ohne sie zu kennen und ohne auf die Verwüstungen darin in früheren Zeiten Rücksicht zu nehmen. So befiehlt die Kammner noch am 30. Dezember die Herbeischaffung von 135 Klaftern Brennholz aus den Königlichen, Stadt-und Privatgehölzen, hat aber nicht angegeben, wie die Verteilung zu machen sei. Der Magistrat klagt in seiner Antwort vom 5. Januar 1758 über diese Verzögerung, worunter das Herforder Stadtgehölz immer mehr leide. Man könne rechnen, daß seit der Anwesenheit des Generals Comte de Montmorency nebst (nur) einem Teil der Wintergarnison, den Fourage- und Postbedienten, dem Lazarett, ungleichen der Equipage (Wagen und deren Bedienung) verschiedener Offiziere samt Domestiken mehr als 100 Wrogen aus dem Stadtgehölze abgefahren und konsumirt seien, und mit dieser Konsumtion werde noch täglich fortgefahren. Wenn die erbetene Beihilfe vom platten Lande ausbleibt, so bliebe, da die für Herford bestimmte Wintergarnison dem Verlauten nach in den nächsten Tagen eintreffen solle, nichts anderes übrig, als fruchttragende Bäume fällen zu lassen, um das allzusehr mitgenommene Stadtholz zu schonen.
Endlich am 11. Januar 1758 antwortet die Kammer. Sie schiebt jedoch die Verteilung der 135 Klafter für die Herforder Garnison aus den nächstgelegenen Königlichen, Stadt- und Privatforsten dem Magistrat zu und mahnt zur höchsten Eile, da der Graf de Montmorency schon über Mangel an Feuerungsholz sich beschwert habe und die Truppen nächstens in Herford eintreffen werden.
Der Oberbürgermeister Haevermann[1] stemmt sich mit aller Macht gegen die Ansprüche der Kammer, findet in seinen Erwiderungen immer eindringlichere, schließlich scharfe Worte und ermüdet nicht, das durch die Verwüstung des Waldes der Stadt in Zukunft drohende Unheil abzuwenden. Unaufhörlich hält er der Kammer vor, daß gerade diese Last auf die Landgemeinden mit zu verteilen sei, die bei weitem nicht die Drangsale zu erleiden hatten wie die arme Stadt.
In allen diesen Kämpfen mit der mindenschen Regierung tritt uns dieser Mann als einer der vorzüglichsten Vertreter der Interessen des ihm anvertrauten Gemeinwesens vor Augen. Wenn er auch zuweilen im Eifer des Gefechtes starke Farben aufträgt, so bleibt er doch stets vornehm und gemessen, anschaulich und überzeugend in seiner Ausdrucksweise, ähnlich seinen Vorgängern zur Zeit des dreißigjährigen Krieges. Und ob er sich gelegentlich der ihm vorgesetzten Behörde in Minden in seinem Unmute im Tone vergreift und ihm das Unangemessene seiner Ausdrücke verwiesen wird, so kriecht er nicht gleich, in Untertänigkeit ersterbend, zu Kreuze, sondern behält den Kopf aufrecht und den Nacken
- ↑ Vorzügliche Ölbildnisse von ihm und seiner Gemahlin befinden sich im Besitze des Fabrikanten Herrn Ferdinand Kopka.