Herforder Chronik (1910)/289

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Herforder Chronik (1910)
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1. „Alß in Anno 1609 den 25ten Martij der Durchlauchtigste Fürst und Herr, Herr Johann Wilhelm Herzog zu Gülich, Cleve und Berg etc. Graffe zu Rauensperg etc. mit tode abgangen und die Gülichschen Länder durch die durchlauchtigsten durchlauchtigen und hochgeborenen Fürsten Herren Herrn Johan Sigißmund Marckgraffen zu Brandenburg Churfürsten und Herrn Wolffgang Pfaltzgraffen bey Rhein in Bayern, Hertzog die possession der Gülichschen Lande apprehendiret (ergriffen) worden und die Herren possidenten endlich ad arma (zu den Waffen) gegriffen, ist der Stadt Herforden Guarnisonum angemuthet, aber durch bitten und remonstration (Gegenvorstellung) an die Herren Rhäte zu Düsseldorff, welche dieser Stadt Zustände wissend, damit verschonet u. abgebetten worden, daß die Stadt in ihrem Standt verplieben.“

Die Aufzwingung einer Garnison von Kriegsvölkern damaliger Zeit hätte für die Stadt ein schweres Opfer bedeutet und wäre außerdem eine Nichtachtung ihres Vorrechtes als freie Reichsstadt, welche Neutralität und Freiheit von dergleichen Kriegslasten beanspruchte, gewesen. Daher der Eifer des Herforder Rates, das Ansinnen abzuwenden. Andere Not und Schrecken dieser Jahre konnten nicht verhindert werden:

2. „Anno 1609 den 29. Septembris ist in Alhartt wulfertts Scheune ein feur außkommen und sein vff der Newenstadt Herforden an die 52 Häußer und Fewerstedten leider eingeaeschert.“

Storch, a. a. O. S. 55, sagt darüber:

„Im Jahr 1609 sind in der Kreinstraße alhie viele Häuser abgebrannt, besage folgender Worte über der Thür eines gewissen Hauses daselbst:

Ao. 1609 den 15. Septemb. gebrannt 52 Häuser.“

Das letztere Datum ist nach dem alten Kalender gegeben; es ist unser 25. September.

3. „Anno 1611 ist in der Stadt Herforden wie denn auch zu Bielfeldt ein erschreckliches Erdebievern entstanden und eine geraume Zeit gespührt worden, da durch die Concussion (Erschütterung) der Erde die thüren von sich selber aufgesprungen und Schüsseln von den Wenden herab gefallen und man in großen Schrecken gelebt, biß Gott der Allmechttige dieselbe gnedig und ohn sondere Schaden abgewendet. Was aber dieser terrae motus (Erdbeben) und folgende erschienene und gantze 30 tage über Europam geleuchtete und grausamst Comida (Komet) dieses ortis aperirt (offenbart) und gedinghet (prophezeit), hat die Erfahrung von anno 1618 biß in das 1648. Jahr leider genugsamb zu tag gestellet.“

Die militärische Besetzung der Städte, von der oben gemeldet ist, nahm ihren Fortgang, und auch der Stadt Herford drohte wieder dasselbe Schicksal. Wie früher suchte sie es dadurch abzuwenden, daß sie Anerkennung ihrer neutralen Stellung beanspruchte, indessen wurde diese nur von Pfalz-Neuburg geachtet, Brandenburg kehrte sich nicht daran, kümmerte sich auch nicht um