Herforder Chronik (1910)/173

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Herforder Chronik (1910)
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haben. Ein Steinbild an einem Hause dieser Straße zeigt zwei aufeinander losstechende Reiter und scheint die Ableitung des Straßennamens zu rechtfertigen. Trotz alledem haben wir Zweifel an der Richtigkeit der Überlieferung; wir haben die „Rennen“ urkundlich nicht bezeugt gefunden. Sollte bei dem Stammwort „Renn“ vielleicht an eine Rinne, Kanal zu denken sein?

Abzweigungen von der Rennstraße sind

1. die Lessingstraße.

Wenn wir berücksichtigen, daß die Alten sowohl Personen, als Sachen und Örtlichkeiten stets Namen, die deren Wesen, Eigentümlichkeiten usw. kennzeichneten, beilegten, so müssen wir die in neuester Zeit vorgenommene Umtaufe des älteren Straßennamens in Lessingstraße als verunglückt erklären, weil sie aller Beziehungen zu irgendeinem Lessing entbehrt.

Aber auch der bis zu dieser Umtaufe von der Straße geführte Name Jüdenstraße ist nicht berechtigt oder begründet. Eine Jüdenstraße im Sinne ähnlicher Gassen mittelalterlicher Städte hat es in Herford nicht gegeben, aus dem einfachen Grunde nicht, weil bis zum Jahre 1649[1] hier keine Juden gewohnt haben. Die spätere Zuwanderung von Juden geschah so allmählich und war so wenig zahlreich (1687 gab es sieben jüdische Familien in Herford), daß wohl niemand daran gedacht hat, ihnen nach der rauhen Sitte des Mittelalters eine abgelegene Gasse zum Wohnen anzuweisen. In der uns vorliegenden Bürgerliste von 1727 finden wir Juden in verschiedenen Straßen, aber keinen einzigen in der sog. Jüdenstraße.

Letzterer Name scheint irrtümlich für den im Volksmunde üblichen niederdeutschen Namen Jönstraße genommen zu sein, ein Name, den wir in Ansehung des konservierenden Zuges der niederdeutschen Mundart für uralt halten möchten. Liegt darin vielleicht derselbe Stamm wie in jan (jon)-up (Gang, Weg) auf der Radewig? Dann könnten wir in ihm einen Weg vermuten, der neben dem Gute Oldenhervorde, welches wir uns von der Jön- bis zur Klarenstraße reichend denken, herlief, wie der Janup neben dem Gute Odenhausen.

2. Die Johannisstraße,

früher Hon- d. i. Hohestraße, nicht zu verwechseln mit Honstege auf der Radewig. Durch die Änderung ihres alten Namens in Johannisstraße hat man sie in Beziehung zu der benachbarten Johanniskapelle, der jetzigen katholischen Kirche gebracht. Sie hat als Abzweigung die Gertrudstraße, die früher Sugestraße hieß.

IV. Der Gehrenberg,

über den oben gehandelt ist.

An der Ostseite des Alten Marktes geht die enge

Bügelstraße

ab, d. i. gebogene Straße, die in einem Halbbogen zur Rennstraße führt, auf

  1. S. Dr. Kuno Meyer, Beitrage usw. S. 107.