Herforder Chronik (1910)/122
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Bodenbau.
Wer in der Herforder Hebeliste zu lesen versteht, dem wird es klar, daß die auf den Höfen ruhenden Abgaben an Getreide eine wohlausgebildete Ackerwirtschaft voraussetzen. Der Bauer, ob Freier oder Leibeigner, mußte sich regen, um seinen Lebensunterhalt zu erschwingen und seinen Verpflichtungen der Abtei gegenüber nachzukommen.
Wir muffen staunen über die Massen alter zu liefernden Getreidearten, wie Weizen, Roggen, Hafer und Gerste; und wie ausgedehnt muß die Bodenkultur gewesen sein, wenn wir bedenken, daß der Landmann außer für seinen eigenen Lebensbedarf auch für sein Vieh, für Saatkorn und für den Verkauf zu sorgen hatte. Denn daß er mit seinem Überfluß gewinnbringenden Handel getrieben, geht schon aus den ihm auferlegten Geldabgaben hervor; woher sollte er Geld haben, wenn nicht durch den Handel? Dieselbe Sorgfalt, Arbeit und Mühsal mußte er auf den Wiesenbau verwenden, das bedingte die mit den: Ackerbau in Zusammenhang stehende Viehzucht. Eins wollen wir nicht vergessen: der Druck von oben, der damals den Landmann zu unausgesetztem Schaffen anhielt, ist ihm zum Segen geworden. Es wurde dadurch ein kräftiger, fleißiger und nachdenkender Bauernstand herangebildet, dessen Nachkommen voll und ganz in die Fußtapfen der Voreltern getreten sind und in unserm Ravensberg, in unsern Herforder Gemarkungen die Landwirtschaft zu hoher Blüte gebracht haben.
Viehzucht.
Rindvieh. Unter den Abgaben an die Abtei führt die Hebeliste nur drei Kühe an, wahrend alle anderen Haustiere in viel größeren Lieferungszahlen vertreten sind. Wir nehmen an, es seien Milchkühe gewesen, fragen aber dann, ob die drei Tiere in einem Jahre für den menschenreichen abteilichen Haushalt hinreichten, auch wenn man auf den Milchgenuß verzichtete und die Milch nur zum Backen und zur Bereitung von Speisen verbrauchte. Das Kloster hatte nur einen kleinen eigenen landwirtschaftlichen Betrieb, das sehen wir aus der Erwähnung der „Ernteweiber“; die Produkte der Rindviehzucht, Butter und Käse, erhielt es ja als Abgabe. Der untergebene Landmann dagegen und der noch bäuerlich eingerichtete Bürger konnte, wie leicht begreiflich, des Rindviehes nicht entbehren.
Es sind uns keine Nachrichten über die damalige Größe des Viehstandes von Herford überliefert. Bedenken wir aber, daß jeder Bürger Kühe und Schweine hielt, um nicht, was er unter seiner Würde erachte! hatte, Fleisch und Milch kaufen zu müssen, so dürfen wir den Viehstand von damals nicht gering anschlagen. Ziehen wir den uns bekannten Viehbestand von anderen westfälischen Städten zur Vergleichung heran, so läßt sich für Herford immer eine Zahl von 400 - 500 Rindern annehmen. Das Vieh ließen die Bürger den ganzen Tag