Herforder Chronik (1910)/108
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Den Reigen der am Feste der Kreuzerhöhung, 14. September, beginnenden Fahrt eröffnete der Wagen des Haupthofes Libbere. Er lud zwar nur eine Tonne (unam tunnam), war aber dafür mit den von Äbtissin und Stift zu liefernden Speisevorräten, die aus 2 Schinken, 40 Sommerkäsen, 3 Spikermaten (kleines Maß) Salz, 15 Trinkgeschirren und 1 Pfanne bestanden, befrachtet; dem allen hatte die Pförtnerin der Abtei ein Handtuch (manutergium) hinzuzufügen.
Den übrigen Mundvorrat gaben wohl die einzelnen hierunter aufgeführten Meier ihren Fuhrleuten mit. Die Höfe Harthem, das ist Hartum, Seringwurthen, vormaliges Gut auf dem Stuckenberge, jetzt Waldbezirk Seligenvörden, Oldenhervorde, Ubbincthorp, jetzt Übbentrup bei Schötmar, Bredenbeke, einstiger Hof in Falkendick, Müdehorst und Godesberg, das ist Gottesberg bei Dornberg, Brede und Vinnetha, das ist Vinnen im Amt Schötmar, Hatlage bei Heepen und Broclethehusen, eine verschwundene Meierei bei Herford, hatten je drei, von den letzten vier Höfen je zwei drei Tonnen zu fahren[1]; Milse dagegen pflegte die ihm zukommenden drei Tonnen mit Geld abzulösen. (S. unten.)
Der Koch der Stiftsdamen, welcher den Wagenzug zum Rheine begleitet, wird von dem Meier zu Lockhausen mit dem Pferde aus einer kleineren Hofhaltung beritten gemacht; auf der Rückreise hat der Meier zu Exter dieselbe Verpflichtung. Ein mit dem Fässertransport nicht belasteter Hof hat acht oder mehr, ein kleinerer vier oder mehr Denare zu zahlen. Nicht alle Meier werden gleichzeitig bei einer Weinfahrt in Anspruch genommen, sie setzen vielmehr die Reihenfolge unter sich fest. Ist aber die Fahrt zu Ende, d. h. der neue Wein in den abteilichen Keller geschafft, so werden jedem Wagen 3 Brote und 3 Käse oder 3 Stück Fleisch, dazu 3 Trunk Bier, jedem Pferde aber 5 Garben zugeteilt. Eine Änderung scheint im 17. Jahrhundert eingetreten zu sein.
Dr. Gießenbier weist in dem 1637 erschienenen Buch „Gründlicher und warhafter Bericht: Was gestallt“[2] usw. unter Nr. 10 darauf hin, daß der Meier zu Stockum verpflichtet gewesen sei, die Weine von Duisburg abzuholen und bis Marienfeld bei Gütersloh zu liefern, wo sie dann wohl von den Herforder Fuhrleuten in Empfang genommen und zur Abtei geleitet wurden.
In dem Leutesdorfer Weingebiet gehörten dem Herforder Kloster etwa 80 Weinberge, deren Lage und die Namen ihrer Bebauer wir in der Rolle erfahren. Ein solcher von einem der genannten Hörigen der Abtei bearbeiteter Weinberg hieß