Herforder Chronik (1910)/073
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die aufsässigen lombardischen Städte, an deren Spitze Mailand stand. Als aber der Kaiser, auf zwei ferneren Zügen in Italien beschäftigt, die Angelegenheiten des Reiches weniger scharf im Auge behalten konnte, hatte Heinrich der Löwe seine Herzogsgewalt, die er über Sachsen und Bayern ausübte, auch über Pommern und Mecklenburg ausgedehnt und damit eine Macht erhalten, die ihn in den Stand setzte, dem Kaiser zu trotzen. Er verweigerte dem Kaiser die Heeresfolge, und die üble Folge für Friedrich war der Verlust der Schlacht bei Legnano 1176 gegen die Lombarden.
Über diese Treulosigkeit geriet der Kaiser in Zorn und beschloß, sobald es die Verhältnisse im Süden gestatteten, den italischen Boden zu verlassen, um den Verrat Heinrichs des Löwen zu ahnden.
Er sprach die Acht über ihn aus, was eine Ausschließung aus der staatlichen Gemeinschaft bedeutete und den Verlust seiner Lehen zur Folge hatte. Hierüber ergrimmt, scharte Heinrich seine Freunde um sich und stellte sich mit den Waffen in der Hand dem Kaiser gegenüber. Unter dem alten Schlachtrufe „Hie Welf, hie Waiblingen“ durchtobte wieder Kampf die deutschen Gauen, ein Kampf, den man als den letzten Versuch seitens der Sachsen bezeichnen kann[1], die alte herzogliche Macht gegenüber der kaiserlichen zu Ansehen zu bringen, ein Kampf, der sich fast bis unter die Mauern unser Stadt fortpflanzt. Bei Bielefeld war's, wo die Gegner aufeinander stießen.
Hier hatte Graf Bernhard von der Lippe, Freund und Waffengenosse Heinrichs des Löwen, auf der Bielefelder Burg die Fahne des geachteten Welfenherzogs entfaltet und die Burg nach ihm die Löwen bürg genannt. Nun wohnte aber auf dem benachbarten Ravensberg der treue Anhänger der Hohenstaufen, Hermann III,, der die seinem kaiserlichen Herrn zugefügte Schmach nicht ruhig mit ansehen konnte und auch die Nähe eines so streitbaren Gegners nicht ertragen mochte. Aber allein hätte er gegen den kriegstüchtigen Grafen Bernhard von der Lippe wenig ausrichten können; glücklicherweise wurde ihm die Unterstützung des Erzbischofs Philipp von Köln zuteil. Mit ihm verbunden eroberte er die Löwenburg, entfernte das Welfenbanner und heftete das ravensbergische Sparrenwappen über das Tor der Burg. Der Kampf um die Sparrenburg war das Zeichen zum Ausbruch einer mit äußerster Heftigkeit geführten Fehde zwischen den Anhängern beider Parteien, den Kampfplatz bildeten unsere Gaue. Oft genug mag der Waffenlärm der Streitenden den stillen Frieden der Nonnen im Kloster zu Herford gestört haben, bis I I80 die Vernichtung der staufisch Gesinnten auf dem Halerfelde bei Tecklenburg und das schließliche Eingreifen Barbarossas dem schlimmen Handel ein Ende machte. Es genügt für unsere Darstellung zu erwähnen, daß Heinrich, von den meisten seiner Anhänger verlassen, auf dem Reichstage zu Erfurt den stolzen Nacken beugte und dem Kaiser gnadeflehend zu Füßen fiel. Des Kaisers und der Fürstenversammlung Urteil war streng, Heinrich mußte das Land verlassen, bis der Kaiser ihn zurückrufe; er behielt nur seine Erbgüter Braunschweig und Lüneburg, Bayern erhielt Otto von
- ↑ Fricke, a. a. O. S. 21.