Heiligenbildchen

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Ursprung

Der Ursprung des kleinen Andachts- oder Heiligenbildchen ist im frühen Mittelalter zu suchen. Es waren religiöse oder religiösdidaktische Motive, die auf Pergament oder Papier handgemalt, als Einlegeblätter in Gesang- oder Gebetbücher sowie Bibeln dienten. Man kann annehmen, dass sie in Klöstern (Frauenklöstern) entstanden sind. Ein erste Beleg dafür ist der Fund eines Andachtsbildchen aus dem Kloster Winhausen in Unterfranken, entstanden etwa um das Jahr 1250. Die Andachts- oder Heiligenbildchen dienten hier wohl nicht nur als Merkzettel oder Lesezeichen, sondern waren auch Gegenstände religiöser und künstlerischer Erbauung im täglichen Ablauf des klösterlichen Lebens.

Schon früh hatte die Kirche erkannt, dass ein Bild eine einprägsamere und nachhaltigere Wirkung hatte als das gesprochene Wort. Der Spruch "Ein Bild sagt mehr als tausend Worte" hat bis heute nicht seine Gültigkeit verloren. Großflächige Wandbilder mit Szenen aus dem Alten und Neuen Testament dienten in den Kirchen und Klöster nicht nur zur Ausschmückung der Andachtsräume, sie sind auch ein frühes Zeugnis dieser Erkenntnis.

Bereits Papst Gregor (590 – 604) hatte diese Wandbilder als die "Bücher der Ungebildeten" bezeichnet. Während des zweiten Konzil von Nicäa im Jahre 787 wurde die pädagogische Bedeutung des Bildes (des allgemeinen Bildwerkes) für die Nutzung bei der Verbreitung des Glaubens festgelegt und von da an als fester Bestandteil der christlichen Missionsarbeit gesehen.

So konnte der einfache Mann das Andachtsbild, losgelöst und heruntergeholt von der Kirchenwand, herausgelöst aus den handgeschriebenen bzw. gedruckten heiliger Büchern, sozusagen als Einzelstück mit nach Hause nehmen und es als sein persönliches Eigentum betrachten. Damit hatte das Andachtsbildchen seinen Weg als Gegenstand christlicher Erbauung in die Welt des einfachen Menschen gefunden und diente somit auch der Verbreitung des Glaubens.

Motive

Als Motive waren auf den Andachtsbildchen neben der Passion Christi meist die Heiligen oder verschiedene Gnadenbilder abgebildet.

Fertigung

Die Fertigung dieser Andachtsbilder geschah zunächst in den Klöstern in Handarbeit, gemalt, koloriert und reichlich verziert. Die Ränder oftmals mit feinem Spitzen oder Scherenschnittmustern versehen.

Den Klöstern und später auch den Kirchen dienten sie nicht selten zur Aufbesserung ihrer Kollekten, indem man sie verkaufte oder als "Spendenquittung" vergab. So konnte es nicht verwundern, dass es nicht lange dauerte, bis man die Herstellung der Heiligenbildchen im Holzschnitt-Druckverfahren ausführte und somit Produktion und Umsatz erhöhte. Bereits im 15. Jh. wurde diese Drucktechnik durch den feineren Kupferdruck ersetzt, bis dieser dann wiederum durch das Aufkommen des Stahldruckes abgelöst wurde. Die zuerst in Handarbeit gefertigten Umrandungen mit Scherenschnitten und Spitzenmuster, wurden im Laufe der Zeit und mit der Erhöhung der Produktion durch weniger kunstvolle Nadeldrucke bzw. Stanzdrucke ersetzt.

Weitere Verwendung

Mit der Massenerzeugung öffnete sich auch die Verwendungsbreite des ursprünglich nur zur reinen christlichen Erbauung gedachten Andachtsbildchen. Sie wurden als Nachweise für die abgelegte Beichte, für eine durchgeführte Wallfahrt, als Erinnerungsbildchen an die Erstkommunion oder Firmung, an den Besuch von besonderen Stätten des christlichen Glaubens oder als sogenannte Fleiß- oder Bravbildchen für gute Leistungen beim Religionsunterricht in den Schule ausgegeben und letztendlich auch für die Nutzung als Totenzettel herangezogen.


s. auch: Totenzettel