Handbuch der praktischen Genealogie/016

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Handbuch der praktischen Genealogie
Inhalt
Band 2
Tafel: I • II • III • IV • V • VI • VII • VIII • IX • X • XI
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achtungswert[1], und die Aufklärungen, welche Cuspinian unter Anschluß an Suntheim über mehrere Probleme des Mittelalters verbreitete, verdienen dankbare Erwähnung; ohne vielfache mühsame Vorarbeiten hätte Hans Jakob Fugger sein ungedrucktes prachtvolles Werk[2] nicht zustande bringen können.

      G. Spalatins genealogische Forschungen, die er im Dienste und auf Begehren des Kurfürsten Friedrichs des Weisen von Sachsen 1514 begann und bis zu seinem Tod mit Unterbrechungen fortführte, sind noch sehr unreif. Über den Ursprung der alten Landgrafen von Thüringen und der Markgrafen von Meißen verbreitete er am kursächsischen Hofe falsche Ansichten, die als Haustraditionen bis tief in das 19. Jahrhundert hinein nicht zu tilgen waren. Vorsichtiger ging er beim Studium der adeligen Geschlechter zu Werke, wobei er Urkunden zur Hand nahm. Ebenso ermangelt des Straßburgers Hieronymus Gebwiler Epitome regii ac vetustissimi ortus Caroli V. et Ferdinandi omniumque Archiducum Austriae et comitum Habsburgensium (Straßburg 1527, mit Holzschnitten, vollständiger 1530, in 4° und Löwen 1650 in 8°, ohne Holzschnitte), sowie des Flamländers Jacob Meyer Flandricarum rerum tomi X de origine antiquitate nobilitate ac genealogia comitum Flandriae (Brügge 1531, in 4° und Antwerpen 1531 in 8°) der Sicherheit und Glaubwürdigkeit. Sie enthalten alle noch Märchen und Legenden der Geschlechter. Unsicherheiten und Fabeleien behielten auch in Ph. Melanchthons Theatrum genealogicum (Magdeburg 1598), in den genealogischen Versuchen Kasp. Peucers und Lazius (Latzens) Schrift: De aliquot gentium migrationibus (1555 und Frankfurt 1600) und in Chyträus Chronicum Saxoniae die Oberhand. Der Pfälzer Kurfürst Ludwig VI. spielte mit den Geschlechtsregistern seiner Familie derart, daß er Reime mit Prosa vermengte.[3]

      Erst Reiner Reineccius (Reineck) aus Helmstedt brachte mehr wissenschaftliche Methode in die Genealogie, die er in ihrem ganzen Umfange zu bearbeiten unternahm. Er erregte unter seinen Zeitgenossen Aufsehen durch sein Syntagma de familiis quae in monarchiis tribus prioribus rerum potitae sunt (Basel 1574—1580, 4 Bde.) und durch seine Historia Julia seu syntagma heroicum (Helmstedt 1594—1597, 3 Bde.). Wie Reineccius erwarben sich auch Hermann Hammelmann und Andreas Engel unleugbares Verdienst um die Geschlechterkunde. Die Genealogie der bayrischen Fürsten fand an Aventin und Hund treffliche Bearbeiter.


  1. Bauer, Josef Ritter v., Ladislaus von Suntheim u. d. Anfänge genealog. Forschg. in Österreich, JAW NF 14, 60ff. — Ägyd Kopriva, Die Suntheimer T. ebd. S. 84 ff. Hier auch ü. d. Ausg. dieser T. bei Hieron. Pez, Scriptores rerum Austriacarum, T. i. 1721.
  2. Wahrhaftige Beschreibung zweier in einem der alleredelsten uralten und hochlöblichsten Geschlechter der Christenheit des Habsburgischen und Österreichischen Geblüts 1555 mit wenigstens 10000 Wappen; s. v. Aretin, Beyträge. Leipzig 1803, Okt., S. 49 f.
  3. Herausgegeben v. Fischer in der Novissima scriptorum ac monumentorum rerum germanicarum collectio zu Halle 1781. 4°. 2 Bde.