Güntersdorf (Böhmische Schweiz)

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Disambiguation notice Güntersdorf ist ein mehrfach besetzter Begriff. Zu weiteren Bedeutungen siehe unter Güntersdorf.

Hierarchie
Regional > Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation (bis 1806) > Königreich Böhmen seit 1085 > Herrschaft Bensen > Güntersdorf
Regional > Historisches Territorium > Kaiserreich Österreich-Ungarn (1804 bis 1918) > Königreich Böhmen > Leitmeritzer Kreis 1833 bis 1849 > Politischer Bezirk Tetschen ab 1850 > Güntersdorf
Regional > Tschechoslowakische Republik (1918 bis 1938) > Kreis Tetschen > Güntersdorf
Regional > Deutsches Reich (1938 bis 1945) > Reichsgau Sudetenland > Regierungsbezirk Aussig > Landkreis Tetschen, ab 1943 Tetschen-Bodenbach > Güntersdorf
Regional > Tschechoslowakei (1945 bis 1992) > Okres Děčín > Huntířov
Regional > Tschechische Republik (seit 1993) > Ústecký kraj (seit 2000) > Okres Děčín (bis Dezember 2002) > Huntířov

Einleitung

Der Ort Güntersdorf (tschechisch Huntířov) liegt in Nordböhmen und gehörte zum übergeordneten Politischen Bezirk Tetschen. Güntersdorf gehörte zu Böhmen, einem historischen Territorium. Das frühere Königreich Böhmen gehörte seit 1526 zu Österreich (Habsburg) und bis 1918 zur Österreichisch-Ungarischen Monarchie. Von 1919 bis 1938 war Böhmen Teil der Tschechoslowakei (CSR). Von 1938 bis 1945 gehörte es zum »Dritten Reich« (Deutschland). Ab 1945 bis 1992 war Böhmen Teil der Tschechoslowakei (CSR. bzw. CSSR bzw. CSFR) und gehört seit 1993 zu Tschechien.

Allgemeine Information

Die Gemeinde Güntersdorf im Gerichtsbezirk Bensen bestand aus dem Dorf Güntersdorf, der Ortschaft Franzberg und der Ortschaft Poppendörfel. Das Gemeindegebiet umfasst den nördlichen Teil der Hochdobern-Güntersdorfer Hochfläche. Die Gesamtfläche der Gemeinde betrug 726 ha und war zu 64 % bewaldet. Lediglich 32% der Fläche wurde landwirtschaftlich genutzt. Güntersdorf, Franzberg und Poppendörfel waren bis 1945 im wesentlichen bäuerlich geprägte Dörfer geblieben. Nennenswerte Industrieansiedlungen gab gab es hier nicht. Von den Einwohnern der Gemeinde waren mehr als 31% in der Land- und Forstwirtschaft tätig. Lediglich 38% waren in im Handwerk oder in der Industrie tätig, die außerhalb von Güntersdorf in Tetschen, Bensen und Böhmisch Kamnitz angesiedelt war. Im Bereich Handel und Verkehr waren 12% der Bewohner tätig. [1]

Historische Ortsbezeichnungen

guntheri villa [2], Güntersdorf, Huntířov

Politische Einteilung

Die Gemeinde Güntersdorf bestand ursprünglich aus dem Dorf Güntersdorf, dem Ortsteil Franzberg und der Ortschaft Poppendörfel im Kreis/in der Bezirkshauptmannschaft Tetschen.
Heute gehören zum Gemeindegebiet Huntířov (Güntersdorf):

  • die ehem. Gemeinde Güntersdorf, mit
    • dem Dorf Güntersdorf (jetzt Huntířov)
    • der Ortsteil Franzberg (jetzt Františkův Vrch)
    • den Fluren der ehem. Ortschaft Poppendörfel

Kirchliche Einteilung/Zugehörigkeit

als Pastor oder Pfarrer in Güntersdorf tätig

  • Kleinpeter, (luth.) [3]
  • Jakob Reichel(t), (luth.) [4]
  • Briccius Löbel, (luth.) [5]
  • Bonifatius Schippchen, (luth.) [6]
  • Kaspar Hörn (*1575), (luth.) von 1597 bis nach 1600 [7]
  • Jeremias Schimpflug (luth.) bis 1628
  • Valentin Sebastian Khalonius(kath. Pfarrer in Bensen) von 1628
  • Joann Henricus Bock, (kath.) von 15.12.1654
  • Caspar Hentzschelius, (kath.) von 12.04.1655
  • Michael Bruno Berbigus, (kath.) von Dezember 1666
  • Tobias Joseph Alosio Richter, (kath.) von 1682
  • Ferdinand Franz Hegenbarth, (kath.) von 1706 bis Januar 1725
  • Johann Georg Friedrich, (kath.) von Januar 1725 bis August 1732
  • Johann Georg Dörre, (kath.) von Januar 1732
  • Johann Georg Heyn, (kath.) bis September 1753
  • Joann Joseph Ahne, (kath.) von September 1753
  • Ignaz Sturm, (kath.) mind. von April 1771 bis Januar 1773
  • Elias Ahne, (kath.) bis März 1772
  • Ignaz Sturm, (kath.) von Januar 1779 bis September 1802
  • Elias Ahne, (kath.) von September 1779 bis Dezember 1779
  • Augustinus Lorenz, (kath.) von Juli 1801
  • Joseph Schiffner, (kath.) bis März 1832
  • Johann Hegenbart, (kath.) von März 1832 bis September 1847
  • J. Maaz, (kath.) von August 1847 bis November 1866
  • Erzdechant Franz Holfeld (Vikar u. bischöfl. Rat) (kath.)von 1911 bis 16.08.1946 [8]

Katholischer Pfarrbezirk

Die Pfarrei wurde sicher im 13. Jahrhundert errichtet. Der katholische Pfarrbezirk Güntersdorf bestand aus den Pfarrorten Güntersdorf, Alt-Ohlisch, Neu-Ohlisch, Bauscheibe, Franzberg, Hadergrund(?), Hochdobern (1486 bis 1786 zu Bensen), Parlosa, Philippenau und Poppendörfl. Ab dem Jahre 1628 wurde die Pfarrei Güntersdorf von Bensen aus betreut und später eine Filialkirche der Pfarrei Markersdorf. Erst nach Bemühungen im Jahre 1725 wurde Güntersdorf dann wieder eine selbständige Pfarrei. In einer Ablaßurkunde Papst Alexander VI. wurde Güntersdorf im Jahr 1500 zum Wallfahrtsort erhoben.

Katholische Kirchen

  • Im Dorf Güntersdorf stand die spätgotische Pfarrkirche St. Georg. Wahrscheinlich wurde die erste Pfarrkirche in Güntersdorf bereits schon im 14./15. Jahrhundert nebst Schule errichtet [9]. Diese wurde 1880 durch einen Blitzschlag zerstört, wurde aber bis 1884 wieder aufgebaut. Nach 1945 verfiel die Kirche und wurde schließlich 1971 gesprengt. Der Pfarrbezirk gehörte zur Diözese Leitmeritz.
  • Die Kapelle Maria Geburt stand in Nähe der Pfarrkirche St. Georg. Im Jahre 1921 wurde an ihrer Stelle ein Kriegerdenkmal errichtet.
  • Aus dem Jahre 1710 stammte die Kapelle Maria Schnee in Güntersdorf. Diese fiel im Jahre 1939 einer Straßenverbreiterung zum Opfer.

Evangelische Kirchen

In Güntersdorf gab es keine evangelische Kirche. Von den nächstgelegenen evangelischen Pfarreien gab es zwei in Bodenbach und eine Pfarrei in Rosendorf. In der Zeit von 1540 bis 1645 war Güntersdorf, wie das gesamte Land, evanglisch.

Altkatholische Kirchen

In Tetschen gab es die nächste altkatholische Pfarrei.

Israelitische Kirchen

Eine israelitische Gemeinde war in Bodenbach ansässig.

Geschichte

Mittelalter

Die Siedler

Das Gebiet, indem sich Güntersdorf befindet, war sicherlich schon seit dem Altertum besiedelt. Ob es sich dabei um Germanen oder Slaven oder beide Volksstämme handelt, ist hier unerheblich, da aus deren möglichen Siedlungsplätzen wahrscheinlich nicht das Dorf Güntersdorf hervor ging. Das Dorf ist wohl eine Neugründung der sog. deutschen Kolonisten des 12. bis 14. Jahrhunderts. Die deutschen Siedler kamen nicht mit Gewalt in das Land, sondern sie wurden vom König, von den Klöstern und den geistlichen oder weltlichen Grundherren gerufen. Es war keine Landnahme, sondern eine Landgabe.

Nach Nordböhmen kamen vorwiegend Lausitzer Siedler, deren rollendes "R" durch die Jahrhunderte ein unverkennbares mundartliches Kennzeichen blieb. Bis in die Gegend von Leipa reichen allerdings auch die Ausläufer von ostfränkischen bzw. egerländischen Besiedlungen, denn sobald ein Gebiet kolonisiert war, beteiligten sich dessen Bewohner wieder an der Erschließung weiterer Gegenden, was die Stammes- und mundartlichen Verhältnisse der deutschen Nordböhmer frühzeitig komplizierte. Denn das Egerland wiederum ist von Ostfranken besiedelt worden, aber auch, wie an der Mundart erkennbar ist, einen starken bayerischen und oberpfälzischen Einschlag. Da über das Erzgebirge Markmeißener Obersachsen bis an die Eger vordrangen, mischte sich dieser Stamm etwa zwischen Duppau und Brüx mit den Ostfranken des Egerlandes. [10]

Für die elbnahen Gebiete, wozu auch noch Güntersdorf gehört, ist es möglich, daß die Kolonisten das natürliche Flußtal der Elbe nahmen, um in neue Gebiete zu kommen. So hätten sich die Neusiedler die anstrengende Auf- und Abstiege erspart.

Die Gründung des Ortes Güntersdorf

Um einen Ort zu besiedeln mußte zunächst ein Gelände urbar gemacht werden. Dies bedeutete, daß nicht nur der Wald gerodet werden mußte, sondern es mußte ebenfalls das Wurzelwerk entfernt (verbrannt) werden. Für diese Arbeit, zumindest für die Leitung dieser Arbeit, schloß der Grundherr mit dem eigentlichen Dorfgründer, dem "Lokator", einen Vertrag ab.

Oft, aber nicht immer, war der Lokator ein Ritter. Er erhielt ein entsprechendes Ausmaß an Land zugewiesen und übernahm die Verpflichtung, auf diesem Lande weitere Bauern anzusiedeln. Der Vertrag wurde urkundlich festgelegt. Zur Sicherung des Vertrages mußte der Lokator eine nach Zahl der Hufen bemessene "Anleit" bezahlen. Die notwendige Größe eines Bauernhofes war so bemessen, daß das Land dem Besitzer und seiner großen Familie in jedem Falle den ausreichenden Lebensunterhalt erbringen mußte. Der Lokator, nach dessen Name das Dorf oft benannt wurde, bekam als Lohn für die Aufgabe der Dorfgründung häufig Abgabefreiheit und wurde der Erbrichter, zuständig für die niedere Gerichtsbarkeit. Er konnte ebenfalls Mühlen betreiben lassen und Zinsbauern für sich arbeiten lassen, indem sie ihm bei der Feldbestellung und während der Ernte helfen mußten. Er konnte sich Handwerker vom Schmied bis zum Fleischhauer halten, besaß die Schankgerechtigkeit und mitunter auch das Recht, Bier zu brauen. Dagegen hatte er die Giebigkeiten, die dem Grundherrn gehörten, einzuheben und mußte zum Dienst bei der Herrschaft zu Roß oder zu Fuß, mit einer Armbrust bewaffnet, bereit sein. Doch konnte er für diesen Dienst auch einen geeigneten Mann stellen. [11]

Da Güntersdorf als zweireihiges Straßendorf mit Waldhufenanlage gegründet wurde (Haufen- und Straßendörfern sind eine eher frühe Siedlungsform. Später ging man über, Neugründungen als Reihenhufen- oder Waldhufendörfer anzulegen), ist sicher, daß Güntersdorf eines der frühesten Dörfer des 13. Jahrhunderts war, welches in der Gegend gegründet wurde.

Für diesen im Tetschner Raum frühen Zeitpunkt sprechen hauptsächlich die großräumige Anlage und die beträchtliche Zahl von 18 Bauernstellen. Die früheste Erwähnung des Ortes Güntersdorf als guntheri villa stammt aus dem päpstlichen Zehntregister aus dem Jahre 1352. Zu dieser Zeit gehörte das Dorf Güntersdorf zur Herrschaft Scharfenstein. Die Erbrichterei, die seit 1397 auch nachweisbar ist und die sich zusammen mit der Erbschänke in dem Hof Ahne (dem Hof wurde später die Hausnummer 1 zugeteilt) befunden hatte, hat sicherlich seit der Ortgründung bestanden. Der erste genannte Richter aus diesem Jahre hieß Nikolaus. [12]

Die Pfarrei Güntersdorf wird erstmals 1354 in der libri confirmation des Erzbischofs Ernst von Pardubitz genannt. In dieser Zeit ist bereits ein Kirchenbau, ein Vorgängerbau der spätgotischen Pfarrkirche St. Georg, errichtet worden. [13]

Die Herren von Michalovice verkauften um 1409 die Herrschaft Scharfenstein an Hynko Berka von Dubá, dessen Sohn Hynko II. verkaufte sie bereits wieder an die Herren von Wartenburg.

Im Jahr 1496 brach die Pest im Land aus, der etwa die Hälfte der Einwohner zum Opfer fiel. Anschließend wird Güntersdorf von Papst Alexander VI. zum Wallfahrtsort erhoben.

In der Zeit von 1511 bis 1515 ging die Herrschaft mit Güntersdorf in den Besitz von Nikolaus Trčka von Lípa. Zu dieser Zeit gelang es den Bewohnern von Güntersdorf, sich von den Frondiensten freizukaufen. Anschließend ging Güntersdorf in den Besitz der Brüder von Salhausen über.

Frühe Neuzeit

Im Jahre 1522 wurde im Rahmen der Güterteilung die Herrschaft Bensen errichtet, zu der nun Güntersdorf gehörte. Es war Friedrich von Salhausen, der die die Bewohner von Güntersdorf zu Diensten für den Bau des Schlosses in Bensen heranzog und die Befreiung von den Frondiensten für die Bewohner ignorierte. Zwar sollte im Jahre 1530 beim Landesgericht in Prag darüber verhandelt werden, jedoch erschienen die Herren von Salhausen nicht und verzögerten so eine endgültige Entscheidung immer wieder. In den Jahren 1545, 1565 und 1570 wurde Güntersdorf von den Herren von Salhausen verpfändeten. Bei einer weiteren Aufteilung der Herrschaft im Jahre 1586 kam Güntersdorf zur Herrschaft Rotenhof und wurde dabei den Gütern Markersdorf angegliedert, die ein Teil der Herrschaft Rothenhof bildeten. 1544 erhielt das Dorf einen evangelischen Pfarrer. Aus dem Jahre 1588 stammt das älteste bekannte Schöppenbuch, das in Güntersdorf angelegt wurde. Nach der Schlacht am Weißen Berg (8. November 1620), bei der die böhmischen Stände der Katholischen Liga unterlagen, wurde die Herrschaft Rotenhof aus dem Besitz von Otto Heinrich von Wartenberg konfisziert, dessen Gattin Elisabeth Katharina Smiřická von Smiřice (tschechisch: Eliška Kateřina Smiřická ze Smiřic (1590 - 1620) sich im Jahre 1619 im Schloss Jičín in die Luft gesprengt hatte. Dieser bekam, nachdem er die Seiten gewechselt hatte, die Herrschaft 1623 wieder zurück. Scheinbar sind Güntersdorf und die Markersdorfer Güter zuvor von Rothenhaus getrennt worden, da von Wartenberg die Herrschaft Markersdorf anschließend für 15.000 Taler kaufte. Nach dem Tode des Otto Heinrich von Wartenberg geht Güntersdorf mitsamt der Herrschaft 1625 an Sigismund von Wolkenstein über. Im Jahre 1631 erwarben die Grafen von Thun die Herrschaften Rotenhof, Bensen und Tetschen und vereinigten sie. Ab 1663 wurde Güntersdorf dem Gut Markersdorf zugeordnet. Im Jahre 1680 wurde eine Dorfschule in Güntersdorf eingerichtet. Im Jahre 1762 wurde in Güntersdorf ein neues Pfarrhaus und ein Hegerhaus errichtet.

Der Güntersdorfer Bauernaufstand im Dreißigjährige Krieg (1625)

Der erste und bedeutendste Aufstand im Rahmen der Gegenreformation brach in der Herrschaft Markersdorf aus, zu der Güntersdorf zu dieser Zeit gehörte. Der Besitzer der Herrschaft war Otto Heinrich von Wartenberg. Otto Heinrich von Wartenberg war nach Sachsen geflohen, da er sich in Böhmen mit seinen Leuten verworfen hatte, und hatte dort mit dem katholischen Kurfürsten gegen die reformierten Böhmer und ihre Verbündeten gekämpft. Aufgrund dessen wurde er in dem Konfiskationsprozesse (13. Juni 1623) freigesprochen und durfte im Besitz seines Vermögens bleiben. Er kaufte die Herrschaft Markersdorf, wobei ihm der Kaiser sogar noch für den Kauf der Herrschaft 15.000 Taler geschenkt hatte. Von Wartenberg zeigte sich dem Kaiser entsprechend würdig, indem er noch im gleichen Jahr zum Katholizismus übertrat. Daraufhin steigerte sich sein Eifer in der Bekehrung seiner Bevölkerung und in der Verfolgung seiner früheren Glaubensgenossen. Auch ist überliefert, daß er bei seinen Untertanen ohnehin wenig angesehen war, da er Handwerker nicht bezahlte, den Bauern willkürlich ihr Vieh wegnahm und ihnen beliebig Strafgelder auferlegte. Im Jahre 1625 setzte Otto Heinrich von Wartenberg seinen Untertanen in Markersdorf eine Frist von sechs Wochen, in der diese sich ebenfalls zum Katholizismus bekennen sollten. Als sich die Bewohner der Herrschaft weigerten und die Frist verstrichen war, verbot er die Feier des traditionellen Kirchweihfestes, daß am 26. Oktober in Güntersdorf stattfinden sollte und setzte eine weitere Frist von acht Tagen, um zum katholischen Glauben zurück zu kehren. In Güntersdorf gab es daraufhin ein geheimes Treffen unter der Führung eines Krämers mit Namen Tenner. Tenner ist wohl zuvor aus seiner Markersdorfer Heimat geflohen, nun aber wieder zurückgekehrt. Man wollte sich beraten, wie man sich der Forderung des Herrn von Wartenberg verweigern könne. Am folgenden Tag kam man zum Schluss, daß die Bewohner von Güntersdorf und anderer umliegender Dörfer dem Otto Heinrich von Wartenberg eine Bittschrift überreichen wolle. Mit dieser Bittschrift wollten sie nun so lange Aufschub fordern, bis auch die Bewohner anderer Güter ihren Glauben geändert hätten. Noch bevor die Bittschrift verfasst war, hörte von Wartenberg von dem Geheimtreffen in Güntersdorf und ließ sechs der führenden Personen der Versammlung auf sein Schloss kommen, um die aufständischen Führer zur Verantwortung ziehen. Dort angekommen wurden die Güntersdorfer Bauern gefangen genommen und Folter angedroht. Daraufhin veranlasste Tenner eine weitere Versammlung, an der zusätzlich Bewohner anderer Herrschaftsgebiete teilnahmen. Hier wurde beschlossen, daß man eine weitere Bittschrift an den Herrn von Wartenberg verfassen wollte, in der nun auch die Freilassung der Inhaftierten gefordert wurde, da diese sonst mit Gewalt befreit werden sollten. Die Teilnehmer der Versammlung bekräftigten ihren Beschluss, so ist überliefert, zuerst durch gemeinsames Gebet und anschließend durch das Berühren eines Stockes. Die Situation spitzte sich jedoch bei der Rückkehr in die Dörfer zu, als die Frauen der Gefangenen um Hilfe baten, da sie um das Leben ihrer Männer fürchteten. Die Bauern und übrigen Bewohner der Dörfer in der Herrschaft bewaffneten sich sofort und ohne weitere Beratschlagung. Es wird gesagt, daß jedes Haus drei Personen schickte. Diese Anzahl ist wohl eher symbolisch gemeint und will wohl die Größe der Bewegung und den Rückhalt in den Dörfern deutlich machen. Es kam eine große Anzahl von Menschen an jenem Dienstag am Nachmittag gegen 2 Uhr bewaffnet mit Spießen, Dreschflegeln, Musketen und Äxten am Schloss in Markersdorf an. Als von Wartenberg diese Masse von wütenden Bauern sah, ließ er die Tore des Schlosses verriegeln und traute sich lediglich durch ein Fenster mit ihnen zu sprechen. Die Forderung der Bauernbewegung, die sofortige Freilassung der Gefangenen, kam er direkt nach. Die weiteren Gespräche führte er nicht mehr selbst, sondern durch Unterhändler, wie seinen Kaplan, Richter, Brauer und andere Männer und Frauen. Wahrscheinlich überrascht von der Nachgiebigkeit des Otto Heinrich von Wartenberg, aber auch die Gunst der Stunde nutzend, stellten die belagernden Bauern weitere Forderungen und wollten die Belagerung nicht aufgeben, was von Wartenberg veranlasste, diese vor Blutvergießen zu warnen. Offenbar traute er den Belagerern noch einiges mehr zu. Am folgenden Morgen blieben den Bauern die nächtlichen Kampfvorbereitungen nicht verborgen. Um dem Despoten zuvor zu kommen, rammten sie mit einem Hebebaum das Schlosstor auf. Als von Wartenberg bemerkte, daß die aufständischen Bauern bereits in das Schloss eingedrungen waren, flüchtete er mit seiner Frau in den Keller. Die Flucht ging durch einen Geheimgang in das Brauhaus. Dort bat er den Mälzer um Hilfe, der ihn und seine Frau auf dem obersten Boden des Hauses versteckte. Die Bauern näherten sich dem Versteck, während sie das Schloss nach von Wartenberg durchsuchten. Die Frau von Wartenbergs verließ nun das Versteck im Dachboden und fiel vor den aufständischen Bauern auf die Knie, um um Gnade zu bitten. Als die Bauern sie mit dem Tode bedrohten, musste sie das Versteck verraten. Das Versteck mit von Wartenberg war schnell gefunden. Mit einer Holzaxt im Rücken wurde er aus seinem Versteck geholt. Beide Herrschaften wurden anschließend ins Freie gebracht. Hier richtete der Sohn des Richters aus Markersdorf zuerst Otto Heinrich von Wartenberg und anschließend dessen Frau hin. An beiden Leichnamen musste jeder der anwesenden aufständischen Bauern mit einer Gabel einschlagen. Ein Zeichen, daß alle an dem Mord beteiligt waren. [14]

Kaisertum Österreich-Ungarn

Seit dem Jahre 1850 bildete Güntersdorf nach der Aufhebung der Patrimonialherrschaften mit den Ortsteilen Franzberg und Poppendörfel die Gemeinde Güntersdorf. Güntersdorf war somit eine politische Gemeinde innerhalb der Bezirkshauptmannschaft Tetschen. Die Gemeinde hatte nun ca. 925 Bewohner, die in 152 Häusern lebten. Die Pfarrkirche St. Georg wurde im Jahre 1880 durch einen Blitz getroffen und zerstört. Die Wiederaufbauarbeiten dauerten bis 1884. Ebenfalls wurde im Jahre 1880 eine Freiwillige Feuerwehr in Güntersdorf gegründet.

erste Republik

Nach dem ersten Weltkrieg zerfiel das Kaiserreich Österreich-Ungarn und so wurde Güntersdorf ein Teil der neu gegründeten Tschechoslowakischen Republik.

Zweiter Weltkrieg

Ab dem Jahre 1938 hielt mit der Angliederung des ganzen Landes (Münchner Abkommen) an das Deutsches Reich auch in Güntersdorf die NS-Diktatur Einzug. In diesem Jahre wurde die Kapelle Maria Schnee wegen der Verbreiterung einer Straße abgerissen.

Nachkriegszeit

Mit dem Rückzug der Wehrmacht kamen Tschechen nach Güntersdorf, die sich für ihr erlittenes Unrecht an der deutschstämmigen Bevölkerung rächten und diese drangsalierten. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges kam Güntersdorf wieder zur Tschechoslowakei und wurde nun offiziell in Huntířov umbenannt. Die deutsche Bevölkerung wurde von Juni 1945 bis August 1946 fast völlig vertrieben und die freigewordenen Häuser an umgesiedelte Tschechen verteilt, die diese meist nur ausplünderten. Noch im Jahre 1950 hatte Güntersdorf weniger als 500 Einwohner. Die Pfarrkirche St. Georg zerfiel in dieser Zeit und wurde nach dem Einsturz des Daches im Jahre 1969 mitsamt dem Pfarrhaus zwei Jahre später gesprengt.

Einwohner

Alte Familiennamen

Erbrichter in Güntersdorf (bis zur Aufhebung 1850)

Bürgermeister in Güntersdorf

Persönlichkeiten aus Güntersdorf

  • Josef Ahne (*1830), Glasmaler aus Neu-Ohlisch[34], Ortsteil der Gemeinde Güntersdorf

Genealogische und historische Gesellschaften

Genealogische Gesellschaften

Vereinigung Sudetendeutscher Familienforscher (VSFF)

Sudetendeutsches Genealogisches Archiv (SGA)
Landshuter Strasse 4
93047 Regensburg

Historische Gesellschaften

Heimatverband Kreis Tetschen-Bodenbach e.V.

Salvatorgasse 1
86720 Nördlingen

Genealogische und historische Quellen

Genealogische Quellen

Kirchenbücher

Genealogische Datenbanken

  • Datenbank des Vereins für Computergenealogie
Einwohner von Güntersdorf

Adressbücher

Bibliografie

Genealogische Bibliografie

Historische Bibliografie

Archive und Bibliotheken

Archive

Staatliches Gebietsarchiv Litomerice (Leitmeritz)

Krajska 1
412 74 Litomerice
Tschechische Republik

Bibliotheken

Verschiedenes

Compgen-Metasuche.png nach dem Ort: Güntersdorf

Anmerkungen

  1. vgl. Heimatverband Tetschen-Bodenbach
  2. vgl. Papstzehentregistern aus den Jahren 1352 bis 1405 Heimatverband Tetschen-Bodenbach
  3. vgl. Heimatkreis Tetschen-Bodenbach - Städte und Gemeinden
  4. vgl. Heimatkreis Tetschen-Bodenbach - Städte und Gemeinden
  5. vgl. Heimatkreis Tetschen-Bodenbach - Städte und Gemeinden
  6. vgl. Heimatkreis Tetschen-Bodenbach - Städte und Gemeinden
  7. vgl. G E I S T I G E BEZIEHUNGEN ZWISCHEN BÖHMEN UND SACHSEN ZUR Z E I T DER REFORMATION
  8. vgl. Heimatkreis Tetschen-Bodenbach - Städte und Gemeinden
  9. vgl. Das Königreich Böhmen: Bd. Leitmeritzer Kreis. 1833 von Johann Gottfried Sommer, Franz Xaver Maximilian Zippe
  10. vgl. Franzel, Emil - Sudetendeutsche Geschichte, 8. Auflage, Mannheim 1987, S.72f
  11. vgl. Schönhengster Heimatbund e.V.: Der Schönhengstgau - Bild einer deutschen Sprachinsel, Stuttgart 1962, S.14 ff.
  12. vgl. Heimatverband Tetschen-Bodenbach
  13. vgl. Das Königreich Böhmen: Bd. Leitmeritzer Kreis. 1833 von Johann Gottfried Sommer, Franz Xaver Maximilian Zippe
  14. vgl. Geschichte der Gegenreformation in Böhmen. Von Professor Dr. Anton Gindely. Nach dem Tode des Verfassers herausgegeben von Dr. Theodor Tupetz. Verlag von D u n c k e r & H u m b 1 o t, Leipzig 1894. Seiten 404 bis 407
  15. vgl. Heimatkreis Tetschen-Bodenbach - Städte und Gemeinden
  16. vgl. Heimatkreis Tetschen-Bodenbach - Städte und Gemeinden
  17. vgl. Heimatkreis Tetschen-Bodenbach - Städte und Gemeinden
  18. vgl. Heimatkreis Tetschen-Bodenbach - Städte und Gemeinden
  19. vgl. Heimatkreis Tetschen-Bodenbach - Städte und Gemeinden
  20. vgl. Heimatkreis Tetschen-Bodenbach - Städte und Gemeinden
  21. vgl. Heimatkreis Tetschen-Bodenbach - Städte und Gemeinden
  22. vgl. Heimatkreis Tetschen-Bodenbach - Städte und Gemeinden
  23. vgl. Heimatkreis Tetschen-Bodenbach - Städte und Gemeinden
  24. vgl. Heimatkreis Tetschen-Bodenbach - Städte und Gemeinden
  25. vgl. Heimatkreis Tetschen-Bodenbach - Städte und Gemeinden
  26. vgl. Heimatkreis Tetschen-Bodenbach - Städte und Gemeinden
  27. vgl. Heimatkreis Tetschen-Bodenbach - Städte und Gemeinden
  28. vgl. Heimatkreis Tetschen-Bodenbach - Städte und Gemeinden
  29. vgl. Heimatkreis Tetschen-Bodenbach - Städte und Gemeinden
  30. vgl. Heimatkreis Tetschen-Bodenbach - Städte und Gemeinden
  31. vgl. Heimatkreis Tetschen-Bodenbach - Städte und Gemeinden
  32. vgl. Anschriftenbuch des Kreises Tetschen 1942: Georg Olms Verlag, Hildesheim
  33. vgl. Heimatkreis Tetschen-Bodenbach - Städte und Gemeinden
  34. vgl. Heimatverband Tetschen-Bodenbach

Weblinks

Offizielle Webseiten

Genealogische Webseiten

Weitere Webseiten

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Daten aus dem Geschichtlichen Ortsverzeichnis

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