Geschichte der Pfarreien des Dekanates Grevenbroich/121

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Geschichte der Pfarreien des Dekanates Grevenbroich
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Datei:Erzdioecese Koeln 1883.djvu
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einen Vertrage, der besagt: "Es ist zu wissen, demnach unsere große Glock den 5. April 1682 geborsten und das nachfolgende Jahr, benemdtlich 1683, dieselbe wiederumb verneuert und vergossen, weilen nun die Evangelisch=Reformirten sowoll gleich den Römisch=Katholischen darzu ihr Contingent contribuirt und bezalt haben, als ist heut dato den 5. Decembris dießes jetzt ablaufenden 83. Jahres einhellig und nachbarlich verglichen und vereinigt worden, daß nunmehr und hinfüro nit allein bey den Römisch-Katholischen, sondern auch Evangelisch=Reformirten ihrer Todten Begräbniß die Glocken gezogen und indifferenter geläutet werden sollen und solches derogestalt, daß die Evangelisch=Reformirten wie Römisch=Katholische dem zeitigen Custodi gegen Ziehung der Glocken ein Brodt zu bezalen und herzugeben obligirt und verbunden sein sollen und wollen. In Urkund dessen haben beyderseits religions=Partheien dieses eigenhändig unterschrieben. So geschehen, Gierath im Jahr und Tag, als obsteht.
Haec vera attestor
Wernerus Hirren, Pastor. Wilhelm Wiedenfeld, scheffen. Jacob Thokamp, scheffen, Gerard Reiners. Wilhelm Stromenger."

Als nun 1811 die kleine Catharina=Glocke durch Peter Boitel umgegossen wurde, trugen die Prostestanten die Hälfte der Kosten mit 45 Reichsthalern bei, damit das alte Herkommen bliebe.


Pfarrkirche.

Patron der Kirche ist der h. Bischof Martinus. Eine Reihe von Jahren war in Gierath ein altes, enges, morsches Kirchlein, "der Thurm ward durch einen Sturm am 7. August 1705 ganz eingeschlagen, zerquetschte den Chor und die Sacristei bis auf den Grund".[1] Als Kanzel mußte bei feierlichen Gelegenheiten der Catharinen=Altar dienen, den der Prediger mit Hülfe des Chorstuhles bestieg. Von der Beschaffenheit der Kirche zeugen die wiederholten Diebstähle, die im Laufe der Jahre verübt wurden. 1739 wurde in die Kirche eingebrochen und die Monstranz mit der Hostie, ein silbernes Ciborium mit fünf Hostien und die besten Paramente geraubt. 1795 in der Nacht vom 4. zum 5. Februar sind zwei silberne Kelche, ein Ciborium mit Lunula, Alben und sonstige Leinwand, auch Leinwand des Pastors, das er auf dem Söllerchen der Sacristei verborgen hatte, gestohlen worden. Abermals ist dies geschehen 1832 in der Nacht vom 26. zum 27. April. Zuletzt noch 1834 in der Nacht vom 23. bis 24. April, nachdem das Fehlende kaum neu beschafft war. Schon in den achtziger Jahren des vorigen Jahrunderts sollte das Capitel von Jülich eine neue Kirche bauen. Dasselbe ließ sich aber durch die Rührigkeit der Allrather

  1. Gierather Kirchenbuch.