Geschichte der Gemeinden Freistett und Neufreistett/041
GenWiki - Digitale Bibliothek | |
---|---|
Geschichte der Gemeinden Freistett und Neufreistett | |
Inhalt | |
<<<Vorherige Seite [040] |
Nächste Seite>>> [042] |
Datei:Freistett-Geschichte.djvu | |
Hilfe zur Nutzung von DjVu-Dateien | |
Texterfassung: korrigiert | |
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Bevor dieser Text als fertig markiert werden kann, ist jedoch noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
|
vnd in einer kintbetterin husz ernstlich befolhen, vnd wart auch desselben huses vnd der kintbetterin geschonet, vnd nutzit verbrannt.“
Eine solch' heillose Verirrung auf dem Gebiete der Religion war in allen Klassen der Bevölkerung eingerissen, daß selbst der erste Bürger der freien deutschen Reichsstadt der Ansicht war, durch die Rettung des heiligen Öles könne diese entsetzliche Mordbrennerei wieder gut gemacht werden.
Herr Ludemann hatte aber von da an keine gute Stunde mehr. Am 25. April war auch das Städtlein Oberkirch durch 900 Reisige (Reiter) und 1000 Mann zu Fuß, der gesammten Straßburger Streitmacht, entsetzt worden. Ruhmlos mußten die Verbündeten abziehen. Wie er nun vollends wieder in sein Ländchen zurückgekehrt war, Schutt und Asche sah, wo einst blühende Dörfer gestanden, und zu Rheinbischofsheim die verkohlten Leichname seiner Unterthanen, da „erstarrte ihm das Blut in den Adern.“ Das Heulen und Klagen der Verwaisten und Obdachlosen, die zu Willstett, den beiden Freistetten und bis nach Lichtenau hin, wie auch über dem Rheine, in Ställen und Scheunen waren untergebracht worden, gellte in seinen Ohren, wie eine Anklage vor dem jüngsten Gerichte. Schnell machte er Frieden mit der Stadt Straßburg. Dadurch fiel er aber in die Verachtung der Verbündeten Herren. Diese beschuldigten ihn, daß er sein gegebenes Versprechen und seinen geschworenen Eid gebrochen. „Daz wolten sie anden.“ Weil er nun noch mehr Nachteil für sich und sein Land fürchtete, trat er die Regierung an seine beiden jungen Söhne Jakob und Ludwig ab. Seiner Gemahlin, Anna von Baden, vermachte er zum Wittum 16,000 Gulden und verwies diese Summe auf die zwei Ämter Lichtenau und Willstett, „ez sy obersyt oder vndesyte der Werhage gelegen.“ Seine letzten Tage verlebte er auf seiner Burg zu Buchsweiler, „etliche zit wanwitzig, doch letzstzlich wol wieder bey sich selbs.“
Während dieser Schreckenszeit machte Johannes Gutenberg