Freiburg im Breisgau/Adressbuch 1950/Kirchzarten

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Freiburg im Breisgau/Adressbuch 1950
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Kirchzarten

Kirchzarten, inmitten des weiten Tales der Dreisam gelegen, ist eine der ältesten Siedlungen des Breisgaues. Seine geschichtliche Entstehung läßt sich bis zu dem Jahre 765 zurückverfolgen, wo der Ort erstmals unter dem Namen Zarduna urkundlich erwähnt wird. Ein gewisser Trudpert schenkte nämlich damals dem Kloster St. Gallen seinen Knecht nebst Wald und Feldern. Die Zartener Mark umfaßte zu jener Zeit das ganze Gebiet von Zarten, Mitten- und Kirchzarten bis hinauf nach Ober- und Hinterzarten. Bereits im Jahre 816 wurde in Zarduna die heutige St.-Gallus-Kirche erbaut. Aus dem Zarten mit der Kirche wurde schließlich Kirchzarten. Die Ortschaft ging alsbald in den Besitz des Klosters Einsiedeln über, welchem der Besitz Zarta am 14. August 972 von Kaiser Otto II. und am 24. Oktober 984 von Otto III. bestätigt wurde. Später wurde Kirch¬zarten in die unheilvollen Folgen des Investiturstreites hineingezogen, und infolge Verschuldung des Klosters St. Gallen wurde es im Jahre 1297 an die Johanniterkommende in Freiburg weiterverkauft. Aber bereits 1320 wurde es wiederum von Kuno von Falkenstein veräußert. Im weiteren Eigentumswechsel kam Kirchzarten 1463 an die Stadt Freiburg, die zur Verwaltung des Gebietes im Jahre 1496 die Talvogtei errichten ließ. Schwer hatte Kirchzarten sodann im Bauernkrieg und Dreißigjährigen Krieg zu leiden. Mit dem Preßburger Frieden 1805 kam der gesamte Breisgau, der bisher zu Vorder¬österreich gehörte, an den Markgrafen von Baden. Die Talvogtei wurde in der Folge von der Regierung aufgehoben und Kirchzarten für selbständig erkf'irt.

Durch den Bau der Höllentalbahn im Jahre 1887 sollte Kirchzarten einen entscheidenden bevölkerungs- und wirtschafts-mäßigen Aufschwung nehmen, der auch durch die beiden Weltkriege nicht wesentlich gehemmt wurde. So hatte die Gemeinde zum Beispiel 1875 noch eine Einwohnerzahl von 764 Personen zu verzeichnen, um die Jahrhundertwende waren es 934 und heute hat die Bevölkerung die Zahl von 2500 erreicht. Dieser bevölkerungsmäßigen Entwicklung stand die strukturelle und wirtschaftliche Entfaltung nicht nach. Fand noch bis zum ersten Weltkrieg der Großteil der Einwohner ihr Brot in der Landwirtschaft, so zeigt der heutige Aufbau eine starke Verlagerung zu den Berufen des Handwerks, Gewerbes und des Handels. Neben den besonders stark ausgeprägten Handwerksbetrieben, befinden sich in der Gemeinde sehr leistungsfähige Sägewerke und zwei Büromöbelfabriken. An staatlichen Einrichtungen sind in Kirchzarten zudem ein Postamt, Forstamt, Notariat und eine Bahnmeisterei untergebracht. Sehr befruchtend wirkt sich in wirtschaftlicher Hinsicht jedoch die Nähe der Stadt Freiburg aus, wo täglich viele ihre Arbeit finden.

Durch die außerordentliche Lage und die Schönheit der umgebenden Landschaft hat sich in Kirchzarten auch der Fremden¬verkehr recht günstig entwickelt. Darüber hinaus genießt es heute den besonderen Ruf eine ideale Wohngemeinde zu sein. So erscheint es nicht schwer, wenn man gerade diesem Ort, der sich in einer bewegten, vielhundertjährigen Geschichte behauptet und entwickelt hat, auch für die Zukunft eine recht günstige Weiterentfaltung vorhersagt. Alle Voraussetzungen dafür sind jedenfalls gegeben.