Die Probstei in Wort und Bild/145

aus GenWiki, dem genealogischen Lexikon zum Mitmachen.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
GenWiki - Digitale Bibliothek
Die Probstei in Wort und Bild
Inhalt
<<<Vorherige Seite
[144]
Nächste Seite>>>
[146]
Datei:Probstei in Wort und Bild.djvu
Hilfe zur Nutzung von DjVu-Dateien
Texterfassung: korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Bevor dieser Text als fertig markiert werden kann, ist jedoch noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.


an Schiffszahl der dänischen weit überlegen war. Dem 67jährigen König, der persönlich den Oberbefehl führte, wurde durch einen Holzsplitter das rechte Auge ausgerissen. Ohnmächtig sank er nieder. Doch raffte er sich bald wieder auf, hielt sein Taschentuch vor das blutende Auge und erteilte neue Befehle. - Im Probsteierland geht nun die Sage, daß die Schweden in der Gefechtsnot die Kriegskasse über Bord warfen. Nach der Ueberlieferung soll sogar ein Besitzer von Fernwisch den Versuch gemacht haben, diesen Schatz dem Meere zu entziehen.

1693 ist das große Wasser gewesen, daß wir hier in der Fernwisch bald alle ertrunken wären.Die meisten Pferde und Kühe sind ums Leben gekommen; Schweine und Schafe sind alle umgekommen. - Das Wasser stieg bis an den Balken im Hause. Nach der Ueberlieferung riß ein Hengst sich los, schwamm der Bodenluke zu und wurde gerettet. - Fernwisch lag früher niedriger; bei einem späteren Neubau ist der Baugrund aufgefahren.

1745 hat uns der große Gott allhier mit der Viehseuche heimgesucht. Von unserm Vieh fielen 22 Stück, nur 7 Stück Rindvieh sind uns geblieben. - Nach der Schulchronik fiel im Dorfe selbst fast alles Vieh, nur 5 Stück blieben von der Pest verschont.

1835 am 17. Dezember ist meine liebe Frau Trien Stoltenberg selig im Herrn entschlafen. Darauf stieg das Wasser am 19. Dezember so hoch, daß der Ostseestrand, der Wischler und der Barsbeker Deich brachen. Das Wasser stand auf der alten Scheunendiele etwa 1 Fuß hoch. Wir holten die Kühe auf die höher gelegene Hausdiele. Zu der Zeit hatten wir viel Besuch, zählten insgesamt 29 Seelen. Keiner konnte fortkommen. Ich trug große Sorge wegen meiner verstorbenen Frau, sie in geziemender Weise zur Ruhe zu bestatten. Der 21. Dezember war zum Begräbnistag bestimmt. Dieweil wir aber glaubten, daß wir an diesem Tage vor Wasser und Eis nicht könnten wegkommen, so haben wir den Sarg am 20. Dezember nach Schönberg gefahren und bei dem Krüger Klaus Wiese in den Saal gesetzt. Von dort haben wir meine Frau sodann am 21. Dezember zur Ruhe bestattet.

(Die letzte Aufzeichnung stammt von Klaus Stoltenberg dem Vater des jetzigen Besitzers.)

1872 am 13. November war die große Sturmflut. Unser Dorf wurde arg mitgenommen. Man fuhr - es war an einem Mittwoch - mit Kähnen im Orte, die von Stoltenberg und Fahren herübergebracht waren.Auf Fernwisch ertranken 80 Schafe und 47 Rinder. Da der Barsbeker Deich brach, ging das Vieh mit dem Strom nach dem Dänischen Wohld. Auch die Fische aus unsern süßen Gewässern trieben tot dort an. Die Bewohner der Heidkate, Hans Göttsch und Esther, flüchteten sich mit ihrer Habe auf den Boden des Hauses und standen in nicht geringer Lebensgefahr. Die Tafeln der Wände waren vom Wasser ausgeschlagen,. und die Wogen peitschten durchs Haus.

Kalifornien wurde schon gegen 10 Uhr vormittags weggespült. Die Bewohner retteten sich nach dem Holm. Das Fachwerk des zerstörten Hauses setzte sich auf einem Felde der Wischler Gemarkung fest. Es wimmelte förmlich von Ratten und Mäusen, die darauf eine Zuflucht gefunden.

Dem Ackerboden schadete diese Flut nicht, da das Wasser sehr rasch wieder verschwand. Das Korn wuchs im Sommer darauf sogar sehr üppig. Ein mäßiger Salzgehalt schadet dem Boden nicht. Erfahrene Landleute meinen überdies, daß diese Flut fetten Nordseeschlick zurückgelassen. Da der Wind zunächst stark aus West wehte, so hat diese Ansicht allerdings viel für sich.

1879 am 4. August, also 100 Jahre nach dem Schönberger Brand, hatten wir ein sehr starkes Gewitter. In Barsbek zündete der Blitz. Das Haus des Bauervogts ging in Flammen auf. Man erzählt, daß der Blitz noch mehrmals ins brennende Haus schlug. Wisch blieb verschont. Uebrigens wissen die ältesten Leute sich nicht zu erinnern, daß hier jemals ein Haus vom Blitz getroffen worden ist.