Die Deutschen Kolonisten in Bessarabien/37

aus GenWiki, dem genealogischen Lexikon zum Mitmachen.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
GenWiki - Digitale Bibliothek
Die Deutschen Kolonisten in Bessarabien
Inhalt
<<<Vorherige Seite
[36]
Nächste Seite>>>
[38]
Datei:Die Deutschen Kolonisten in Bessarabien.djvu
Hilfe zur Nutzung von DjVu-Dateien
Texterfassung: korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Bevor dieser Text als fertig markiert werden kann, ist jedoch noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.


Hernach meldete er sich mit diesem Mädchen zum Aufgebot und ich fragte ihn: „wie, ist das Gelübde schon erfüllt und der Eidschwur zu Ende? Er antwortete: „Ich thue nun freilich etwas, an dem sich alle Brüder stoßen werden, aber ich kann nicht anders.“ Die Heirath wurde vollzogen und bald wurde offenbar, daß er mit der Person längere Zeit vor dem Aufgebot in fleischlichem Umgange gestanden hatte. Die Cholera nahm ihn weg. - Ein Familienvater, Br., meldete mir die Geburt seines Kindes und bat, ich möge es in seinem Hause taufen, es sei schwach. Ich ging und fand unter den Taufzeugen einen vorzüglichen der stillen Brüder, Khr. Als die Taufhandlung begann, fing dieser an gewaltig zu kämpfen. Mir war das nichts Auffallendes mehr; allein als an die Taufzeugen die Frage gestellt wurde: widersagest du dem Teufel u. s. w. und: glaubet ihr an Gott, Vater u. s. w. (das apostolische Glaubensbekenntniß), und: wollt ihr, daß dieses Kind in diesem Glauben getauft und erzogen werde? so antwortete er mit gewaltiger Aufregung und Stimme: „nein, aus diesem Grund kannst du das Kind nicht taufen, und wir leben nicht darnach.“ Auf diese Antwort ließ ich die Leute mit ihrem Kinde stehen und ging, ohne ein Wort weiter zu verlieren, nach Hause. Nun kam die Großmutter des Kindes zu mir, weinte und fragte, was zu machen sei, das Kind solle doch getauft werden. Meine Antwort war: „ich werde es taufen, wenn andere Taufzeugen bestellt werden und das Kind in die Kirche gebracht wird.“ Das geschah. In der Gemeinde veranlaßte dieser Vorfall großen Tumult; der Schulze versammelte die Gemeinde und Khr. sollte die Kolonie räumen. Da sich aber Pastor Wl., dem ich die Sache berichtet hatte, um nichts bekümmerte, so wurde endlich alles ruhig und Khr. blieb. - Von Fritz Ltk. in Leipzig erzählte mir ein sehr ernster und zuverlässiger Mann, der mit den leipziger Brüdern in Verbindung stand, auf meine Frage: „was macht Fritz Ltk.?“ Folgendes: „Lieber …, mit Fritz Ltk., ist es eine ganz andere Sache, als wie mit uns; der sucht den Heiland ganz und ich möchte herzlich wünschen, wenn ich in dem Grade wäre, in dem Fritz steht. Er ißt des Tags nur ein Stückchen Brod und trinkt etwas Wasser, kann deshalb auch nichts arbeiten. Er spricht weiter nichts als: Grüß Gott! oder: Behüt Gott! Er ist ganz still und im Geiste stark. Er geht bei Tage in die Stepp, und bringt ganze Stunden auf den Knien oder stehend nach dem Himmel schauend still zu. Bei Nacht geht er nach der Versammlung