Deutsche und französische Kultur im Elsass/023
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- Bildunterschrift:
- TH. SCHULER: LÄNDLICHE ORNAMENTIK.
Gelehrter, den Predigten hervorragender Geistlicher und weltlichen und kirchlichen Aufzügen. Aus dieser Bedeutung der geistigen Tradition erklären sich einige merkwürdige Erscheinungen in der französischen Geschichte, so z. B. die ausschlaggebende Stellung der Litteraten und Journalisten im sozialen und politischen Leben Frankreichs. Von Rousseau und Voltaire bis zu Guizot, Thiers, Lamartine und Victor Hugo haben sie eine Rolle gespielt, die hauptsächlich darin begründet ist, dass sie als Träger dieser geistigen Tradition eine sonst unbekannte Herrschaft über die Geister ausüben. Diese geistige Tradition verbreitet sich nun von Paris aus über ganz Frankreich, der Provinziale sucht sie an der Quelle, oder er erhält sie durch Bücher, Theater, Zeitungen oder auf anderen Wegen übermittelt. Wie sehr das geistige Leben Frankreichs auf dieser Tradition, und wie wenig es auf dem Unterricht beruht, beweist auch die allbekannte Thatsache der geistigen Oede der Provinz, die zwar Unterrichtsanstalten in Menge besitzt, aber in weit geringerem Masse als Paris die Voraussetzungen für diese geistige Tradition bietet. Diese Vermittelung geistiger Kultur durch Tradition und ihre Voraussetzungen im französischen Nationalcharakter und der nationalen Sprache bedingen nun den hervorstechend demokratischen Zug in der französischen Geistesbildung. Sie umfasst eben alle Menschen, die nahe bei dem geistigen Centrum Frankreichs leben, den Edelmann oder Gelehrten sowohl, wie den letzten Arbeiter der Vorstadt. Die deutsche, durch den Unterricht vermittelte höhere Bildung ist ein Standesvorrecht der wohlhabenden Klassen, der Leute von Bildung und Besitz. Jeder Franzose, der in Paris lebt, und den offenen Kopf und den guten Willen dazu hat, kann sich eine hohe Bildung aneignen, dagegen ist die deutsche Geistesbildung das Resultat eines langjährigen, kostspieligen Unterrichts. Dafür ist sie aber auch überall in Deutschland in ungefähr gleicher Güte, nur nach dem Stand abgestuft, zu haben, während sie in Frankreich nur mühsam bis in die höheren