Bruchsal und Umgebung/Adressbuch 1958/Kleiner Abriß der Geschichte der Stadt Bruchsal
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Kleiner Abriß der Geschichte der Stadt Bruchsal
Erste Siedlung auf dem südlichen Saalbachufer. 639 wird Bruchsa.l im Kodex des Klosters in Lorsch als Siedlung um die „ca= pella saneti Petri" erwähnt. Die Bewohner waren meist Alemannen, die nach der Schlacht bei Zülpich 696 von den siegenden Franken südwärts gedrängt wurden. 954 letzter Einfall der Hunnen, Zerstörung der Siedlungen. Im 9. u. 10. Jahr= hundert befand sich ein Hof (Niederhof) der Siedlung im Besitz des Klosters Weißenburg im Elsaß. Zweite Siedlung auf dem nördlichen Saalbachufer im Räume der Hutt?n= Straße — Seilersbahn — Pfeilerstraße. 954 Etwa um diese Zeit wurde mit dem Bau einer Befestigungsanlage inter paludes (zwischen den Sümpfen) begonnen, die den Kristallisationspunkt für die Stadt bildete. Der Name Bruchsal läßt sich damit erklären, daß zur Zeit der fränkischen Könige ein Königs= oder Herrenhaus — sal hieß, d. h. Haus mit einem großen, geschützten Raum. In diesem Falle wurde es zum Unterschied von anderen „sal im Bruch" genannt. 960, 964, 996 weilten die deutschen Kaiser Otto I. und Otto III. in Bruchsal. 1002 Bruchsal ist Schauplatz eines wichtigen geschichtlichen Ereignisses: Am Remigiustag nahm Heinrich II. die Unterwerfung seines Rivalen Her= mann von Schwaben hier entgegen. 1056 schenkte Heinrich III. seine Besitzungen im Bruhrain samt dem Bruch= saler Königshof dem Speyerer Bischof zum Eigentum. 1190 Errichtung eines festen Bischofssitzes in Bruchsal durch Bischof Ulrich II. Er kaufte die erste Siedlung um 400 Mark Silber dem Calwer Grafen Konrad ab, dem vom Weißenburger Kloster über den Niederhof die Vogteirechte' verliehen waren. 19
1248 Bruchsal als oppidum (Stadt) belegt. 1358 Bischof Gerhard, Herr zu Ehrenberg, baute den Berchfried des alten Schlosses, der als einziger Zeuge der alten Schloßanlage bis heute übrigblieb 1360 3au einer zweiten St. Peterskirche am Standort der jetzigen. 1366 Verlegung des Lätare=Marktes von Unteröwisheim nach dem befestigten Bruchsal. 1447 Grundsteinlegung zum Chor der jetzigen Liebfrauenkirche durch Bischof Reinhard von Helmstedt. Aus einer Urkunde von 1338 geht hervor, daß breits früher „unßer frawen münster zu Bruchsall" bestanden hat, auch kam schon 1284 die Domgeistlichkeit von Speyer auf längere Zeit nach Bruchsal, was nicht der Fall hätte sein können, wenn keine geeignete Kirche vorhanden gewesen wäre. um 1460 Wohlstand und Bedeutung des mittelalterlichen Bruchsais erreichte seinen Höhepunkt; Märkte, Münze, Modernisierung der Stadtbefesti= gungen, Organisation der Zünfte, Weinbau 1502 Bauernverschwörung „Bundschuh" , ein Führer war Joß Fritz aus Unter= grombach. 1507 Verlegung des Ritterstiftes Odenheim nach Bruchsal. 1525 Ausbruch der Bauernkriege; die Bürger der Stadt schließen sich den Bauern an. Buße 40 000 Gulden. Mit acht anderen wird der Eppinger Pfarrer und Bauernführer Anton Eisenhut im Hof des alten Schlosses enthauptet. 1539 Ein Rathaus erbaut, Einwohnerzahl etwa 5000. 1621 Einnahme der Stadt durch den Grafen Mansfeld; dieser zwingt die Ein= wohnerschaft, dem Kurfürsten von der Pfalz, dessen Parteigänger er war, den Treueid zu schwören. 1622 Der bisherige Landesherr, Bischof Philipp Christoph von Sötern (1610— 1652), zugleich Kurfürst von Trier, setzt sich wieder in den Besitz der Stadt. Außer einer namhaften Geldbuße entzieht er ihr alle Stadtrechte und ihren Waldbesitz J632 Die jüdische Gemeinde legt den Waldfriedhof bei Obergrombach an, nuf dem alle Juden der engeren und weiteren Umgebung bestattet wer= den mußten. 1645 Die Vorstädte Bruchsais in Asche, Kraichgau und Bruhrain von den ver= schiedensten durchgehenden Kriegsheeren ausgeplündert. Im dreißig= jährigen Krieg ist die Einwohnerzahl auf weniger als 2000 abgesunken. 1651 wurde die Stadt von 300 Franzosen aus der damaligen französischen Festung Philippsburg überfallen und ausgeplündert.
1672 Bau des Kapuzinerklosters an der Stelle des heutigen Altersheimes. 1674 Teilweise Zerstörung, Brandschatzung und Plünderung der Stadt durch die Franzosen, die sich nach Philippsburg zurückgezogen hatten. 1676 13. März Überfall der Franzosen auf Bruchsal, von Philippsburg aus erneute Heimsuchung am 12. Juni. 1689 10 August. Marschall Duras zwang die Stadt nach sechsstündiger 3e= zur Übergabe und verwüstete sie gänzlich. 1711 Bischof H. Hartard v. Rollingen kommt von Speyer und wählte Bruchsal —1719 zu seinem Sitz. Wohnte im Anwesen Ecke Kaiser* und Friedrichslraße (am 1. März 1945 kriegszerstört). 1715 Das Rathaus erbaut, das am 1. 3.1945 durch amerikanische Flieger vernichtet wurde. Am 19. Juni 1716 erste Sitzung im neuen Rathaus. 1719—1743 Fürstbischof Damian Hugo von Schönborn, zunächst Hilfsbischof. 1720-1725 vvohnte er im Rollingen'schen Hof. 1722 Grundsteinlegung zum Schloß (Kammerflügel). 1723—1726 Kirchenflügel im Bau. 1725—1732 Mittelbau (Corps de logis). 1726 Umzug des Fürstbischofs in den Kammerflügel. 1731 erstmals Balthasar Neumann in Bruchsal, besichtigt das „loch in der mitten', das er später mit seiner berühmten Treppe ausfüllte. 1742 Grundsteinlegung zur jetzigen Peterskirche, Pläne Balthasar Neumann. 1743 Tod Schönborns, beigesetzt zunächst im Kapuzinerkloster, erst 1755 in die Gruff unter der St. Peterskirche überführt. 7.743—1770 '-ranz Christoph von Hütten, Vollender der Schloßanlagen. 1748 Grundsteinlegung der Saline, bis 1824 in Betrieb. 1755 Gründung des Gymnasiums. 1756 Erbauung des fürstlichen Landhauses (die „Wasserburg") nebst dem Belvedere (Schießhaus) im Gebiet des jetzigen Stadtgartens. 1770—1797 Bischof August Graf von Limburg=Stirum. 1792 St. Pauluskirche erbaut. 1-797—1810 Fürstbischof Franz Wilderich von Waldersdorf, abgesetzt. 1802 durch Säkularisation des Fürstbistums Speyer. Seine rechtsrheinischen Teile mit Bruchsal werden der Markgrafschaft Baden zugesprochen. 1806 nahm Markgräfin Amalie, die „Schwiegermutter Europas", im Schloß Wohnung. Dem Bischof wurde der Kammerflügel überlassen. 1810 stirbt Bischof Wilderich; er wurde in der Gruft zu St. Peter beigesetzt. 1832 am 21. Juli stirbt die Markgräfin. 1843 Bahn Heidelberg—Bruchsal—Karlsruhe eröffnet. 1840—1848 Bau des Männerzuchthauses. 1851—1852 Viktor von Scheffel in Bruchsal, Kater Hidigeigei. 1853 Inbetriebnahme der Eisenbahnlinie Bruchsal—Bretten. ^853—1856 Einführung der Gasbeleuchtung. 1869 Maschinenfabrik Bruchsal vorm. Schnabel & Henning gegründet. 1870 wurde das Schloß von dem in den Krieg ziehenden, später als Kunst= Kritiker bekannt gewordenen Münchener Gelehrten Dr. Friedrich Pecht gewissermaßen neu entdeckt. 1871 6. Oktober brannte der Mittelbau des Zuchthauses. 1872 Abbruch des ehemaligen Mitteltores. 27. Februar der Maler Helmut Eichrodt in Bruchsal geboren. 1874 23- November: Eröffnung der Bahn Bruchsal—Gennersheim. 1875 25. Dezember: Nach Bekanntmachung des Badischen Ministeriums des Innern, die Annahme der Städteordnung durch die Stadt Bruchsal betr., trat vom 1. Januar 1876 an in Bruchsal die Städteordnung in Kraft.
1877 Belvedere durch die Stadt erworben. 1878 i.April: Peter Strasser geboren, in Bruchsal aufgewachsen, im Krieg 1914/18 Führer des Marineluftschiffes L 70 u. Organisator der Marine= lufrschiffe, Am 5. August 1918 über England abgeschossen. 1879 Ausbau des Gymnasiums zur neunklassigen Anstalt. 1880 Abbruch des ehemaligen Kapuzinerklosters und Erstellung des Pfründ= nerhauses (am Platz des jetzigen städt. Altersheimes). Stadtkirche re= stauriert. Eröffnung des bis 1908 benützten Schlachthauses Friedrich= Straße 26, das anstelle des 1772 gebauten Schlachthauses errichtet wurde.
1884 Städtische Volksbücherei gegründet. 1885 15. Oktober wurde das Postamt Ecke Kaisern und Schillerstraße bezogen (jetzt Frivathaus C. M. Seitz) 1886 Steinbrücke (an der Stelle der jetzigen großen Brücke, Ho'zmarkt) ab= gebrochen.
1888 Reserve von der Stadt erworben, diente als Privatlehranstalt, dann Realschule. 1889 wurde mit der Herstellung des Fernsprechnetzes in Bruchsal begonnen. 1890 Knabenschulhaus erbaut am Friedrichsplatz, zerstört am 1. März 1945. 1891 Bau des städtischen Schwimmbades. Ausgrabung alemannisch=fränkischer Gräber beim hiesigen Friedhof. Abbruch des Bauhoftores (Einmündung der Luisenstraße in die Bahnhof= und Schloßstraße). 1892 Realschulhausbau auf der Reserve. 1894 ßau der Nebenbahn Bruchsal—Ubstadt—Menzingen—Odenheim. 1896 5. März: Betriebseröffnung der Nebenbahnlinie Bruchsal—Menzingen und Bruchsal—Odenheim. 1. September: Erwerbung des Gaswerks durch die Stadt von der Firma I. A Sprengs Erben. Ausgrabung einer steinzeitlichen Niederlassung auf dem Michaelsberg. 1897 Frauenbadbassin des Schwimmbades erstellt. Erweiterung des Gaswerks. 1898 Erbauung der Straßenunterführung der Kaiser= zur Rheinstraße unter dem Bahnhof hindurch, Herstellung der Bahnhofstraße und Überwöl= bung des Angelbachs längs desselben. Der Neubau des Empfangsge= bäudes kam im Juli unter Dach.
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1899 Tunnelbau des inneren Bogens der Bahn Bruchsal—Bretten, der vom Oktober 1890 ab befahren werden konnte. Juni 1899 Abbruch der 150 Meter langen Württemberger Einsteigehalle des Bahnhofs. Der Landtag bewilligt die ersten Mittel zur Schloßrenovation. 1900 18. Februar: Feier des 50jährigen Bestehens des hiesigen 2. badischen Dragoner=Regimentes Nr. 21. Bahnhofsneubau. 15 Mai: Inbetriebnahme des neuen Bahnhofs, der am 1. März 1945 zerstört wurde. 1901 Mädchenschulhaus und Sparkassengebäude am Friedrichsplatz erbaut, beide am 1. März 1945 zerstört. Stadtgarten angelegt. 1902 Sfädt. Altertumsammlung gegründet. Belvedere nach Umbau zum Stadt= g-irten einbezogen. Caswerksumbau. Westlich der, Seilersbahn Reste e'nes romanischen Steingebäudes, eines Herrenhauses, aufgedeckt, das entweder zum Bruchsaler Königshof gehörte oder Sitz der Vögte oder Ritter von Bruchsal war.
1904 Renovierung des Hoheneggergebäudes, in welchem untergebracht wur= den: Brausebad, Volksbücherei, Lesehalle, Altertumssammlung, Musik= schule. Ankauf der Saline an der Durlacher Straße durch die Stadt von der Familie von Glaubitz. 1905 Oktober: Kasernenneubau an der Kasernenstraße bezogen. 1906 i:ürst=Styrum=Hospital an der Gutleutstraße erbaut. Erweiterung des städt. Gaswerks. Feuermeldeeinrichtung und elektrische öffentliche Uhrenanlage geschaffen. 1907 Neubauten: Postamt an der Luisenstraße, Reichsbank, Institut St. Maria, Aufhebung der Militärwache am Zuchthaus. 1910 Einrichtung der Gasfernzündung für die Straßenbeleuchtung. Bau des Pfarrhauses der Hofpfarrei an der Wilderichstraße, das am a. März 1945 zerstört wurde. 1912 Amalienbrunnen an der Schönbornstraße vor dem bischöflichen KanzleU yebäude (jetzt Amtsgericht) errichtet. Schloßmuseum eingerichtet. Schloß* renovation beendet. Ferdinand=Keller=Brunnen am Stadigarten errichtet. Realschule zur Oberrealschule umgewandelt. Gewerbe* und Handels» schulhaus an der Luisenstraße erbaut. 1916 Das St. Paulusheim, Missionsanstalt für katholische deutsche Auslands= mission gründet in Bruchsal eine Niederlassung.
1920 Angliederung einer freiwilligen Handelsschule an die städt. Pflicht= handelsschule. Die Garnison Bruchsal mußte gem. Friedensvertrag von Versailles bis spätestens 10. Juni geräumt sein. Die in letzter Zeit noch in Bruchsal stehende Kavallerieschwadron übersiedelte nach Ludwigsburg.
.ID. August: Eröffnung eines städt. Kinder=, Sonnen= und Solbads und Wäschehleiche an der Bergstraße gegenüber dem Schlachthof. 1922 12 Juni: Ministerialrat Professor Dr. Hirsch zum Ehrenbürger ernannt. 1.8. Juni: Feier der 200. Wiederkehr des Tages der Grundsteinlegung zum Bruchsaler Schloß. 1923 Frühjahr: Jugendherberge in der ehemaligen Dragonerkaserne an der Kasernenstraße eingerichtet. August: Die Stadt gab Notgeld aus in Papierscheinen auf eine Million Mark, 500 000 Mark und 100000 Mark, später noch auf 20 Milliarden und 50 Milliarden Mark lautend, um dem Mangel an Zahlungsmitteln abzuhelfen. 27
1924 ii. April: Stadtpfarrer a.D. Josef Kunz (Bruchsal) und Kaufmann John Bopp (geborener Bruchsaler) in New York lebend, zu Ehrenbürgern von 3ruchsal ernannt. 1. Okt.: Beim Postamt wurde voller Fernsprech=Nachtdienst eingeführt. 1925 Im Sommer: Umbau der Saalbachbrücke im Zuge der Moltkestraße. Er= Weiterung der Schulhausanlage im Gebiet der ehemaligen Dragoner= kaserne an der Kasernenstraße. 1925/26 Tn diesem Winter wurde die seit den Kriegsjahren stark eingeschränkte öffentliche Straßenbeleuchtung erheblich verbessert. Außer den in der Nachkriegszeit erstellten elektrischen Straßenlaternen brennen wieder zahlreiche Gaslaternen. J926 6. September: Volksschule in der ehemaligen Dragonerkaserne bezogen. 8. November: Der Stadtrat verlieh den Schulhäusern Namen. Die Kna= benschule am Friedrichsplatz heißt Pestalozzischule, die Mädchenschule daselbst Hebelschule, die neue Schule im Kasernengebiet Styrumschule. 1927 ?.. Januar: Vortrag des Ehrenbürgers der Stadt, Ministerialrat Dr. Hirsch, über das Bruchsaler Schloß durch die Rundfunksender Stuttgart und Freiburg. 20. März: Eröffnungsfeier der neu eingerichteten Räume der Jugend= herberge in der ehemaligen Dragonerkaserne an der Kasernenstraße. Frühjahr: Umbau der Eisenbahnbrücke über die Rheinstraßenunterfüh= rung. Die bisherigen Block= und Stellwerke 1, 2 und 3 mit mechanischer Stationsblockung im Bahnhof Bruchsal wurden durch solche mit elek= frischer Freigabe ersetzt. Kanalisation, Höherlegung und Pflasterung der Rheinstraße. J928 x. März: Erstellung eines neuen Umspannwerks für die Elektrizitäts= "ersorgung an der Schnabel=Henning=Straße. 1929 30. August: Umbau der großen Brücke vollendet. 1930 14. März: Die Herstellung einer Wasserpumpanlage bei der Bleiche be= schlössen. Juni und Juli waren sehr heiß. Der Friedhofsberg setzte sich in Bewe= t',ung, so daß die Stadt gezwungen wurde, die Leichenhalle und das Friedhofwärterhaus abzureißen. 1931 7. und 8. Mai: Hochwasser des Saalbachs. Durchbruch an der großen ßrückc und bei der Siedlung. Schwere Wasserschäden besonders in der Papierfabrik Metzger, Gärtnerei Fink u. Geflügelzucht Reichenstein. Die Süd= u. Weststadt, Kaiserstraße und Friedrichsplatz waren unter Wasser. 11. Mai: Höhersetzung des „weißen Kreuzes" an die Ecke Schönborn= und Forster Landstraße. 1932 55. Februar: Herstellung der Bergstraße bis zur Schwabenbrücke. IS'. April: Wegen Unrentabilität wurde der Omnibusverkehr auf der Strecke Bruchsal — Büchenau — Spöck — Neuthard eingestellt. 28
1934 Eröffnung der Teilstrecke Heidelberg — Bruchsal der Reichsautobahn. Grundsteinlegung der Lutherkirche. Entstehung der Siedlung am Kändelweg. 1935 Entstehung der Joss=Fritz=Siedlung. Ausbau des ehem. Spritzenhauses am Hohenegger zur ersten Obsthalle. 1939 1. September: Beginn des zweiten Weltkrieges. Einführung der Lebensmittelmarken. 1940 19 September: fallen die ersten Bomben auf Bruchsal. 1945 Maria Lichtmeß brannte der Turm der Hofkirche durch Brandbomben aus. a. März gegen 14 Uhr: schwerer Fliegerangriff auf Bruchsal von etwa 20 Minuten Dauer, Zerstörung von 82 Prozent der Stadt, fast 1000 Tote. 2. April: Besetzung der Stadt durch die Franzosen, die im Juli von den Amerikanern abgelöst wurden. •1947 L. April: Aufruf des Bürgermeisters zur Forcierung des Wiederaufbaues, der allerdings erst nach der Währungsumstellung am 20. Juni 1948 größere Formen annehmen konnte. In der Folgezeit entstehen viele Baugesellschaften, die zusammen mit den privaten Bauherren Wohnungen erstellten:
1947 141 Wohnungen 1953 218 Wohnungen 1948 !43 „ 1954 310 1949 157 tr 1955 301 1950 493 tt 1956 274 1951 336 // 1957 254 1952 264 // An anderer Stelle ist ausgeführt, daß neben der Schaffung von Wohn= räum Kirchen und Schulen, sowie von öffentlichen Gebäuden auch der Wiederaufbau des Schlosses in Angriff genommen und zum wesentlichen Teil durchgeführt wurde.
Bevölkerungsentwicklung der Stadt Bruchsal 1812 5 447 Einwohner 1818 5 550 1830 7 129 1850 8 241 1852 9 °9ö „ 1855 8 241 1861 8 270 1867 9138 1871 9 762 1875 10 811 „ von 1812 1880 11 373 1885 11 662 „ 1890 11909 „ 1895 12 614 1900 13 555 1905 14 931 Einwohner 1910 15391 1916 16125 // 1917 14 871 // 1919 15453 ii 1925 16 469 11 1933 16 903 n 1939 18158 11 1945 12583 11 1950 16 802 11
- 955 18 581 11 bis 1958
1956 19441 ti 1957 19907 „ 1958 Ende Januar 19 978 11 1958 Ende März 20 016 11
Heidelsheim
Der früher „Heidolfesheim" genannte Ort wurde erstmals im Jahre 770 in den Urkunden des Klosters Lorsch genannt. Die Spuren von Heideisheim reichen aber bis in die Römerzeit zurück.
Unter dem Hohenstaufenkaiser Friedrich II. (1215—1250) wird Heidolfesheim unter den Reichsstädten aufgeführt. Heideisheim war also nachweislich schon im Jahre 1241 eine freie Reichsstadt. Siegel und Wappen zeugen von dieser Zeit, da Heideisheim Marktrechte besaß und in seinen Mauern ein reger Handel herrschte.
Die Siedlungsform von Heideisheim zeigt heute noch den einst wehrhaften Charakter der Stadt. Türme und Tore, von denen das Stadttor, der Katzenturm und der Diebslurm noch erhalten sind, beherrschten seinerzeit das Stadtbild. Der große rechteckige Marktplatz, umsäumt von Bürgerhäusern mit schönen Fachwerken, gibt Kunde von dem damaligen Wohlstand der Bürger.
Anläßlich der Wiederverleihung der Stadtrechte im Jahre 1952 wurden Erinne= rungsstücke an die Vergangenheit zusammengetragen und in dem neu geschaffenen Heimatmuseum ausgestellt, wo sie heute jedermann zugänglich sind.
Die Einnahmequellen der Bürger waren seit frühesten Zeiten die Landwirtschaft. Hinzu kamen im Mittelalter die Handwerker mit ihren Zünften. Seit einigen Jahren ist der schon in frühesten Zeiten betriebene Weinbau wieder aufgelebt. An den Hängen des Altenberg gedeiht ein guter Ruländer.
Heute sind nur noch rund ein Fünftel der Einwohner in der Landwirtschaft tätig; ein großer Teil ist in den Handel* und Gewerbetrieben beschäftigt; soweit die hiesigen Arbeitsplätze nicht ausreichen, finden sie in den umliegenden größeren Industriestädten Arbeit. In Heideisheim sind an Industriebetrieben besonders zu erwähnen die Malzfabrik Durst, die Schrauben* und Nietenfabrik Ertmer, zwei Tabakfabriken und eine Teigwarenfabrik.
Für das kulturelle, gesellige und sportliche Leben von Heideisheim sorgen die örtlichen Vereine.
Karlsdorf
Der Torbau, in dem heute noch die Gemeindeverwaltung untergebracht ist, stammt noch aus dem fürstbischöflichen Altenbürg.
Karlsdorf und Karlsruhe haben eines gemeinsam: die Vorsilbe „Karl" und damit je einen der badischen Großherzöge" als Namenspaten. Allerdings ist der Großherzog Karl, dem zu Ehren Altenbürg in Karlsdorf umbenannt wurde, ein anderer als der Gründer Karlsruhes. Grund zu dieser Umbenennung war die Umsiedlung der Detten= heimer nach dem bisherigen Altenbürg, das bis dato weiter nichts als ein fürst= bischöflicher Hof mit Hospital war. Die Umsiedlungsaktion erklärt auch den aus dem Rahmen des im Kreis Bruchsal Gewohnten fallenden Dialekt der Karlsdörfer.
Die Karlsdörfer haben in den letzten Jahren einige Projekte verwirklicht, so den Bau einer neuen Spar= und Darlehnskasse und einer Wasserleitung, die über eine dreiviertel Million kostete. Trotz der beachtlichen Aufwendungen für den Wasser= leitungsbau stehen noch einige Projekte auf dem Papier. So soll möglichst noch im Jahre 1958 ein Kindergarten mit Schwesternhaus gebaut werden, ein Plan, dessen Verwirklichung 300 000.— DM kostet und dessen Initiator die katholische Kirchen= gemeinde ist. Auf der Liste der Pläne steht fürs nächste oder übernächste Jahr der Bau eines neuen Rathauses mit Feuerwehrhaus. Nach Verwirklichung dieses Planes würden die Räume des Torbaues, in denen die Gemeindeverwaltung bis jetzt unter= gebracht ist, anderen Zwecken zugeführt werden können. Man hat in Gemeindever= waltung und Gemeinderat schon längst erkannt, daß auch der Neubau eines Schul= hauses dringend notwendig wäre, doch kocht man auch in Karlsdorf nur mit Wasser und kann also diese Neubauten nur Zug um Zug verkraften. Karlsdorf steht heute mit seinen 2 972 Einwohnern knapp an der Dreitausender= Grenze. Immerhin sind 590 Personen am Ort beschäftigt, die in Handwerksbetrieben, beim InstaIIations=, Zentralheizungs= und Tankbaubetrieb Adam, in der Bau= und Möbelschreinerei Leicht & Söhne, in der Brillenschleiferei Hoffmann, bei der Mode= Warenfabrik Werner Nörenberg, der Fotomaschinenfabrik Gerster, in einer Filiale der Zigarrenfabrik Weiler oder bei Eugen Kimmung, in der Gardinenweberei Blech= Schmidt & Co. und nicht zuletzt in der Raststätte und Tankstelle Schäfer oder in deren unmittelbarer Nachbarschaft bei der Umschlags^ u. Speditionsfirma Eugen von Steffelin sowie in einer Reihe kleiner gewerblicher Betriebe Arbeit und Brot finden. Mit einer etwas ungewöhnlichen Produktion beschäftigt sich die Firma Kurt Matter die Sauer= stoffbehälter und Geräte für den Tauchsport und den Lebensrettungsdienst fabriziert. 941 Karlsdörfer pendeln täglich nach Karlsruhe oder Bruchsal, um dort ihre Arbeits= statten aufzusuchen. Ein im Jahre 1957 durch die Gebrüder Leicht erbautes Kino sorgt für Unterhaltung und Zerstreuung.