Bataillon 999

aus GenWiki, dem genealogischen Lexikon zum Mitmachen.
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Unter der Bezeichnung "Bataillon 999" werden mehrere Einheiten zusammengefaßt, die teilweise aus sogenannten "Wehrunwürdigen" bestanden, teilweise als Strafeinheiten eingesetzt wurden.

Afrika-Division 999

Unter Berufung auf einen Führerbefehl ordnete das OKW am 2.10.1942 mit Verfügung OKW/AHA/Ag/E (Ia) Nr.550/42 g.Kdos. die "Aufstellung der verst. Afrika Brigade 999 aus ehem. Wehrunwürdigen" an. Die Afrika-Brigade 999 wurde dann am 30.10.1942 durch den Wehrkreis V auf dem Truppenübungsplatz Heuburg bei Stetten am kalten Markt (Württ.) (1933 und 1934 als Konzentrationslager genutzt) gebildet und am 2.2.1943 zur Afrika-Division 999 erweitert. In einer ersten Einberufungswelle wurden zwischen dem 15.10. und dem 15.12.1942 insgesamt 5.000 "Wehrunwürdige" der Jahrgänge 1908 und jünger einberufen, die maximal zu fünf Jahren Zuchthaus verurteilt worden waren. Nach Abstimmung mit dem Justizministerium wurden auch schon namentlich ausgewählte "Wehrunwürdige" der Jahrgänge 1901-1907 einberufen, vor allem Personen, die selbst einen Eintrag auf Wiederherstellung der Wehrwürdigkeit gestellt hatten. Die Einberufungen erfolgten sehr kurzfristig; etwa ein Drittel der Einberufungen kam direkt aus dem Zuchthaus, einzelne auch aus Konzentrationslagern. Die zur Afrika-Brigade 999 einberufenen "Wehrunwürdigen" waren zu einem kleineren Teil aus politischen Gründen bestraft, während der größere Teil wegen unterschiedlicher Vergehen verurteilte "Kriminelle" waren.

Die Rekruten erhielten während ihrer Ausbildung nur eine einzige Uniform (teilweise noch alte Uniformen aus dem Ersten Weltkrieg) und ein paar Stiefel. Heizmaterial stand nur in geringem Umfange zur Verfügung, und auch die Versorgung mit Lebensmitteln war unzureichend. Erst Anfang Dezember wurden zusätzlich zur Uniform alte Mäntel aus Kriegsbeutebeständen ausgegeben. Die tägliche reine Dienstzeit dauerte zwischen 11 und 13,5 Stunden (statt 10 Stunden in normalen Einheiten). Ausgang unterlag rigiden Einschränkungen; Urlaub sollte grundsätzlich erst nach Wiedererlangung der Wehrwürdigkeit genehmigt werden. Ein- und ausgehende Post wurde zensiert. Die Aufstellung und Ausbildung war Ende 1942 weitgehend abgeschlossen.

Am 23.12.1942 wurde die Verlegung der Afrika-Brigade 999 in den Raum Antwerpen angeordnet, um dort Truppen zu ersetzen, die in den Osten verlegt werden mußten: "Brigade 999 ist zunächst zur Fortsetzung der Aufstellung und straffster Ausbildung auf Üb.Platz Maria ter Heide unterzubringen. Ihre Ausbildung ist so zu betreiben, daß die Brigade nach erreichter Einsatzfähigkeit in der Küstenverteidigung eingesetzt werden kann." Die Verlegung nach Belgien begann am 1.1.1943; seit dem 12.1.1943 bestand der "Zustand dauernder Alarmbereitschaft", und die Division sollte sich darauf vorbereiten, ab dem 20.2.1943 nach Italien verlegt zu werden. Jeder Soldat erhielt eine neue Tropenuniform; die Artillerie-Abteilung wurde mit vier 10cm-Kanonen und acht leichten Feldhaubitzen vom Kaliber 10,5 cm ausgerüstet.

Am 12.2.1942 wurde für den 15.2. die Verlegung nach Südfrankreich in den Raum Nîmes und Avignon angeordnet, weil zu dieser Zeit eine alliierte Landung in Südfrankreich oder Spanien befürchtet wurde; im März erfolgte die Verlegung nach Italien.

Teilweise im Lufttransport, teilweise an Bord von italienischen Zerstörern wurde die Division bis zum 21.3.1942 nach Tunis übergesetzt. Durch Abschuß einiger Flugzeuge gab es bereits hier erste Verluste; Teile der Ausrüstung, insbesondere Fahrzeuge, gingen verloren, als das Transportschiff noch im Hafen von Tunis versenkt wurde. Nach der Ankunft in Tunis wurden die Soldaten zunächst in der Marschall-Foch-Kaserne untergebracht, um auf Gepäck und Ausrüstung zu warten.

Nach einem mehrtägigen Aufenthalt in Tunis wurden Teile der Division an den Mittelabschnitt der Front westlich von Kairouan verlegt, wo am 28.3.1942 die 34. US-Inf.-Div. einen Angriff begann, um über den Fondouk-Paß nach Kairouan und zum Meer vorzustoßen. Bis zum 31.3.1943 wurde erbittert um den Besitz der Paßstraße gekämpft. Zunächst konnte diese amerikanische Offensive zurückgeschlagen werden. Eine erneute Offensive der Alliierten begann am frühen Morgen des 8.4.1943. Zunächst scheiterte der Angriff, aber am späten Nachmittag des 9.4.1943 gelang den amerikanischen und britischen Truppen der Durchbruch in der Enge von Fondouk. Die Teile der Division wurden an unterschiedlichen Orten des tunesischen Kriegsschauplatzes eingesetzt und kapitulierten Anfang Mai 1942, die letzten Einheiten am 12./13.5.1943. Am 14. Mai 1942 wurde die Afrika-Division 999 offiziell aufgelöst.

Weitere Einheiten mit der Nummer 999

zu ergänzen!

Literatur:

  • Klausch, Hans-Peter: Die Geschichte der Bewährungsbataillone 999 unter besonderer Berücksichtigung des antifaschistischen Widerstandes. 2 Bde. Köln 1987 (Pahl-Rugenstein Hochschulschriften. Gesellschafts- und Naturwissenschaften 245 [Serie: Faschismusstudien]).