Aufschwörung
Aufschwörungstafel
Selektionsmittel
Die Ahnenprobe war ein wirksames Selektionsmittel spätmittelalterlicher und frühneuzeitlicher Eliten, das geburtsständische Ordnungsvorstellungen repräsentierte und im Laufe der Zeit an erheblicher Bedeutung gewann. Sie wurde oft verlangt beim Eintritt in adlige Korporationen, beim Zugang zum Hof- und Verwaltungsdienst und bei der Aufnahme in städtische Zünfte. Ihre heraldische Verkörperung findet sich zudem häufig auf Grabsteinen, Porträts, alltäglichen Gebrauchsgegenständen und an Bauwerken.
Zutrittsbedingung
Um Zutritt zu hochadeligen Stiften und Klöstern, Domkapiteln oder Landständen im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation zu erhalten, waren von den Kandidatinnen und Kandidaten unter anderem in einem sogenannten Aufschwörungsverfahren der jeweiligen Institution gegenüber seine ritterbürtige oder edelfreie Herkunft über die letzten vier Generationen hinweg, was 30 Ahnen entsprach, nachzuweisen.
Vorfahrentafel
Die in Form einer Vorfahrentafel auf ein Pergament aufgemalten Namen und zugehörigen Wappen wurden im Kapitelsaal der Institution für sechs Wochen aufgehängt, um eine breite Prüfung zu ermöglichen.
Aufschwörung
Im Anschluss daran beschworen zwei Angehörige der gefragten Institution deren Richtigkeit und ebneten damit den Weg zu einer vollberechtigten Mitgliedschaft (Emanzipation).
Sammlung
Diese Wappentafeln, wie die oben abgebildete des Engelbert Anton Maria von Wrede von 1775, wurden z. B. seit 1675 vom Domkapitel zu Münster/Westfalen, der Ritterschaft im Fürstbistum Münster und den Stiften und Klöstern systematisch gesammelt und zu sogenannten Wappenbüchern zusammengebunden oder angelegt. Dom- oder adelige Stiftskapitel, das heißt die Kollegien der Kanoniker oder Domherren, denen die Mitgliedschaft in adeligen Stiften oder die Teilnahme an der fürstbischöflichen Regierung zustand, waren Sache des Adels.
Kontinuität
Die Kontinuität eines Adelsgeschlechts durch zahlreiche Nachkommen zu sichern und dabei gleichzeitig standesgemäß zu leben, stellte die Adelsfamilien vor Probleme. Eine wichtige Entlastung dafür boten die Domkapitel, denn Domherren bezogen hohe Einkommen aus dem Stiftsvermögen und besaßen als Land- respektive Herrschaftsstand ein erhebliches Maß an politischen Gestaltungsmöglichkeiten, die wiederum der Familie zugute kommen konnten. Da die Stellen begrenzt waren – in Münster auf 40 bzw. 41 Präbenden –, jedoch soziale Aufsteiger, wie Nobilitierte oder Patrizier, sowie landfremde Adlige in die Kapitel drängten, wurden die Qualifikationsbedingungen, um eine Domherrenpräbende zu erlangen, zunehmend verschärft.
Weitere Konditionen
Neben den im 18. Jahrhundert gängigen Kriterien wie Mindestalter, eheliche Geburt, Gesundheit, Glaubenseid, Studium und der Entrichtung von Aufnahmegebühren kam allein dem Nachweis der Stiftsfähigkeit eine entscheidende Bedeutung zu.
Bibliografie
- P. Michels, Ahnentafeln Paderborner Domherren. Nach Aufschwörungstafeln, Epitaphien und anderen Denkmälern. 1966.