Stiftung Stoye/Band 51/012

aus GenWiki, dem genealogischen Lexikon zum Mitmachen.
< Stiftung Stoye‎ • Band 51
Version vom 25. September 2011, 12:50 Uhr von GenWikiBot-Import (Diskussion • Beiträge) (automatisch aus PDF angelegt)
(Unterschied) ← Nächstältere Version • aktuelle Version ansehen (Unterschied) • Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Zur Navigation springen Zur Suche springen
GenWiki - Digitale Bibliothek
Stiftung Stoye/Band 51
<<<Vorherige Seite
[011]
Nächste Seite>>>
[013]
Datei:Stoye Band 51.pdf

Das Eidbuch der Stadt Borna 1636 –1840

betraf auch die Inhaber von Feldern der wüsten Marken Abtsdorf, nordwestlich von Borna an der Wyhra, und Trojan, südwestlich gelegen. Für ihre Grundstücksangelegenheiten und zum Sprecher gegenüber der Stadt wählten sie jeweils einen Richter. Auch er musste dem Rat Treue und Gehorsam schwören. Infolge der Besitzerweiterung kam allmählich Wohlstand in das Städtchen, das um 1520 etwa 1000 Einwohner zählte. Schon 1450 hatte sich Borna eine Wasserleitung für gutes Quellwasser aus den Brunnen von Wenigborna legen lassen. Seit 1467 war die Stadt im erneut bestätigten Besitz der Oberen Gerichtsbarkeit. Ihre Lage an der Wyhra begünstigte Gerber- und Tuchmachergewerbe, die Schuhmacher besaßen eine starke Innung, das Gastungsrecht wurde von drei großen Gasthöfen am Markt wahrgenommen. Auf etwa 100 Häusern lag Braurecht, viele von ihnen besaßen eigene Malzgerechtigkeit, die Stadt wusste ihr Brauprivileg gegenüber den Ortschaften und Rittergütern innerhalb der (Bier-)Meile zu behaupten. Seit dem Ende des 16. Jahrhunderts wurden trotz der Einrede Leipzigs drei Jahrmärkte gehalten: nach Invocavit (Sonntag nach Aschermittwoch), Margarethe (13. Juli) und dem Fest Kreuzeserhöhung (14. September). Schon sehr früh wandte sich Borna der Reformation zu. 1519 erbaten sich die Bürger einen evangelischen Prediger aus Wittenberg. 1522 verkaufte das Kloster Pegau, dem seit 1327 das Patronat über Kirche, Pfarre und Schule in Borna zustand, dieses Recht an die Stadt. Unter dem Schutz des ernestinischen Landesherrn, Kurfürst Friedrich dem Weisen, dem Wohlwollen seines Geleitsmannes Michael von der Straßen und der Förderung durch den Altenburger Superintendenten Georg Spalatin war bald der Weg frei für den evangelischen Glauben. Damit nahm auch das Schulwesen spürbaren Aufschwung, bedeutende Rektoren der Lateinschule dieser Zeit waren Clemen Heinicke, später Bürgermeister, und sein Sohn Caspar Heinicke-Hayneccius. Als Rektor der Kurfürstlichen Landesschule Grimma und erster Dramatiker deutscher Sprache wurde Martin Hayneccius berühmt, der 1544 hier geborene älteste Sohn des Clemen Heinicke. Knapp 200 Jahre später ließen sich in Borna die Familien Kregel und Dinter nieder, Vorfahren mütterlicher- und väterlicherseits des 1769 hier geborenen bedeutenden sächsischen Pädagogen Gustav Friedrich Dinter. Das Wachstum der Stadt erlitt immer wieder schwere Rückschläge durch Seuchen, Krieg und Katastrophen. Als Bürgermeister Abraham Grünigk die ersten Neubürger in das Eidbuch eintrug, hatte Borna bereits schwere Jahre des Dreißigjährigen Krieges hinter sich mit Plünderungen und gnadenlosen Kontributionen (1632) und mit Hunderten Pestopfern (1633 über 400 Tote). Doch ein weiteres Pestjahr (1637) forderte wiederum über 500 Todesopfer, so dass fast ein Drittel der Bevölkerung zu beklagen war. Durch den Zuzug auswärtiger Neubürger erholte sich die Stadt langsam, bis es zu dem verheerenden Stadtbrand von 1668 kam, nach dem etliche ruinierte Bürger ihre Heimat verließen. Nur die wohlhabendsten Einwohner konnten an den Wiederaufbau ihrer zerstörten Grundstücke gehen, davon zeugen die stattlichen barocken Bürgerhäuser der Reichsstraße. Die Wohnstätten in den übrigen Stadtvierteln, abgesehen vom Markt, waren wesentlich bescheidener. Viele von ihnen sind in den letzten 40 Jahren abgerissen worden, so dass der ursprüngliche Charakter der dicht bebauten Stadt mit engen Gassen und belebten Hinterhöfen nicht mehr zu erkennen ist. Bereits in der Mitte des 19. Jahrhunderts wurden drei der ursprünglich vier Stadttore und die Ringmauer geschliffen und die Stadtgräben verfüllt. Als letztes hat sich das Reichstor erhalten, das 1723 von Grund auf erneuert worden war. 12

<<<Vorherige Seite
[011]
Nächste Seite>>>
[013]
PDF zum Buch