Erich Sack
Gedenken an den langjährigen Seelsorger
Pfarrer Erich Sack des Kirchspiels Haselberg
(Abschrift aus dem „Schloßberger Heimatbrief, Kreisgemeinschaft Schloßberg in der Landmannschaft Ostpreußen e.V., Nummer 4, 1966)“. Die Genehmigung für die Veröffentlichung liegt vor.
Pfarrer Erich Sack wurde am 1. April 1887 in Goldap geboren. Dort und in Gumbinnen verlebte er seine Jugend- und Schulzeit Nach erfolgreichen theologischen Studien in Königsberg ging er nach Hamburg, um zwei Jahre in einer evangelischen Gemeinde zu arbeiten. Dort lernte er auch seine spätere Frau Martha-Louise kennen. 1914 heirateten sie und übersiedelten nach Lyck. Noch ohne festes Pfarramt, verwaltete er dort die Superintendentur und das 1. Pfarramt vorübergehend. Zu Beginn des ersten Weltkrieges, als der größte Teil der Bevölkerung und auch die Behörden flohen, blieb er bei dem Rest der Gemeinde. Nach der Besetzung durch die Russen übernahm er die Leitung der Zivilgemeinde und die Seelsorge an den in Lazaretten liegenden Russen. Er war es auch, der die Stadt Lyck vor der Einäscherung bewahrte. Der Kommandant hatte eine Frist von 24 Stunden gesetzt, in der eine hohe Geldkontribution beschafft werden mußte, andernfalls die -Stadt Lyck an allen Ecken angesteckt werden sollte. Persönlich ging er von Haus zu Haus und konnte zur rechten Zeit die geforderte hohe Summe in der Kommandantur abliefern. Seiner Tapferkeit wegen — er fuhr nachts auch zu den in der Nähe befindlichen Feuerstellungen, um den Soldaten dort Gottes Wort zu bringen und für das leibliche Wohl zu sorgen — wurde er vom russischen Kommandanten sehr geachtet. Als das Regiment nach drei Wochen abrückte, unterließ dieser es nicht, „dem jungen, mutigen Pastor" seine Grüße zu übermitteln.
Nach achtjähriger Tätigkeit in Steinkirch (früher Groß Warningken) und 3 1/2 jähriger Amtszeit in Zinten übernahm er im Jahre 1927 das Pfarramt Haselberg. Hier hat er 15 Jahre in seiner aufrechten, durch nichts zu beirrenden Art seiner Kirchen-gemeinde gedient und ist ihr stets ein guter Seelsorger gewesen. Darüber hinaus war er als „Stahlhelm- Pfarrer" besonders der Jugend in den kritischen Jahren von 1930 bis 1939 ein guter Ratgeber und geistlicher Führer. Sein Wirken wird daher von allen, die ihn kannten und schätzten, unvergessen bleiben.
Im zweiten Weltkrieg ging die Gestapo seit 1940 in seinem Pfarrhaus ein und aus, weil er unerschrocken Gottes Wort verkündete. Seine scharfen Predigten wurden überwacht, stets mußten zwei Gendarmen die Predigt unter der Kanzel mithören; doch fand die Gestapo zunächst keinen Beweis oder eine Handhabe, daß eine Verhaftung hätte erfolgen können. Erst am 6.8.1942 schien sie einen Beweis durch angebliche Aussagen schulpflichtiger Kinder zu haben und verhaftete ihn ohne richterliche Anweisung und brachte ihn in das Tilsiter Gefängnis. Mitte September überführten sie ihn ins Konzentrationslager Dachau. Mit seiner Ehefrau durfte er nur monatlich einen Brief im Umfange von 15 Zeilen wechseln; Mitte November blieben die Briefe ganz aus. Frau Martha- Louise Sack fuhr deshalb nach Berlin- Charlottenburg zur Hauptstelle der Geheimen Staats-Polizei, um seine Befreiung zu erwirken, leider aber vergebens. Erst zu ihrem Geburtstag am 19. Januar 1943 erhielt sie von ihm einen letzten Gruß. Es war der Gruß eines Sterbenden. Bald darauf brachte die Polizei die Todesnachricht ins Pfarramt. Am 24. Januar 1943 erlag Pfarrer Erich Sack seinen Qualen im Konzentrationslager Dachau.[[1]]
Widerstandskämpfer und Blutzeuge, Erich Sack gewidmet
Gedenktafel in der Trinitatiskirche
(Abschrift aus dem „Schloßberger Heimatbrief, Kreisgemeinschaft Schloßberg/Ostpr. e.V., Nummer 24, 1986)“. Die Genehmigung für die Veröffentlichung liegt vor.
Als 1960 der Grundstein für die Trinitatiskirche in Hofstede-Riemke gelegt wurde, äu¬ßerten die damals dort tätigen Pastoren Fehr, Landwehr und Pietsch den ausdrücklichen Wunsch, den Bau des neuen Gotteshauses mit einer würdigen Gedenktafel für die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft zu versehen. Jetzt, 26 Jahre nach der Grund¬steinlegung, ist dieser Wunsch Wirklichkeit geworden. Von den beiden Gedenktafeln, die im Eingangsbereich der Kirche angebracht sind, ist eine dem Widerstandskämpfer und Blutzeugen Erich Sack gewidmet. Der aus Ostpreußen stammende Sack wirkte lange Jahre als evangelischer Pfarrer in der dortigen Gemeinde Haselberg und gehörte von Anfang an zur Bekennenden Kirche.
Im August 1942 wurde er von der Gestapo verhaftet und unter dem fadenscheinigen Vorwand „Schwächung der Widerstandskraft des deutschen Volkes" ins Konzentrationsla¬ger Dachau verschleppt. Dort starb er wenige Monate später, am 24. Januar 1943, an den Folgen der ihm zugefügten Qualen und Mißhandlungen. Er hinterließ Frau und acht Kin¬der — sein einziger Sohn fiel 1944 als Soldat der Wehrmacht an der Ostfront. Persönliche Bindungen und Erinnerungen an Erich Sack hat Pfarrer Joachim Meyer aus Riemke. Er ging zu ihm in den Konfirmandenunterricht und bewundert noch heute die Glaubensstärke und den unerschrockenen Bekennermut dieses ostpreußischen Pfarrers.
„Ich habe gegenüber diesem Mann bis auf den heutigen Tag eine hohe Wertschätzung bewahrt", sagte Joachim Meyer, „und gebe gerne zu, daß er meine eigene Einstellung zum christlichen Glauben nachhaltig beeinflußt und geprägt hat."
Finanziert wurde die Gedenkstätte durch die Georg-Pillibeit-Stiftung, deren Geldmittel ausschließlich für die Erhaltung und künstlerische Ausgestaltung der Trinitatiskirche be¬stimmt sind und die sich außerdem zum Ziel gesetzt hat, den in Riemke lebenden Vertrie¬benen in dieser Kirche eine geistliche Heimat zu sichern. EG
(Aus „Unsere Kirche" vom 14. 9. 1986, Evangelisches Sonntagsblatt für Westfalen und Lippe.)