Prütznow

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Prütznow, heute Pruczinowo ist ein kleines Bauerndorf bestehend aus 9 Bauernhöfen, die um einen Dorfplatz liegen. Weiterhin gab es dort das Elektrowerk (die „Mühle“), das Strom mit Wasserkraft aus der Rega erzeugte, und die Geflügelzucht Kaiser. Prütznow lag an der Rega in einem Tal, dessen Ränder beidseits von ca. 70 m über NN bis auf ca. 100 m anstiegen, in Richtung Labes A und D sogar bis auf ca. 120 m. Wollte man Prütznow verlassen, gleich in welche Richtung (Labes, Muhlendorf, Wurow), musste man diesen Höhenunterschied überwinden. Auch die Eisenbahn musste in Richtung Muhlendorf steigen, so dass sie wegen der relativ starken Steigung auf kurzer Strecke, starke Lokomotiven brauchte. Ja, als bei und nach Kriegsende Züge von Schivelbein kommend Richtung Stettin weiterfahren wollten und wegen der Kriegsschäden über Regenwalde umgeleitet werden mussten, mussten die Züge in Wurow geteilt werden, um den Berg hochzukommen. In Richtung Labes folgte die Strecke der Rega.

Das Regatal war kein Urstromtal, stammt aber aus der Eiszeit. Es liegt in der Grundmoräne der letzten Eiszeit, und die Rega war ein Abfluß für das Schmelzwasser unter dem Eis. Sie entspringt bei Schivelbein, verläuft dann westlich und südlich an Wurow und Prütznow vorbei bis Labes. Dort macht sie eine Wendung um 180 Grad, fließt um das Hainholz herum und dann nördlich über Regenwalde, Plathe, Greifenberg und Treptow nach Deep. Dort mündet sie in die Ostsee. Wie stark der Wasserabfluss der Rega gewesen sein muss, erkennt man an dem bereits oben erwähnten tiefen Einschnitt. Die Endmoräne der letzten Eiszeit liegt wenig südlich; sie bildet die Pommersche Schweiz mit der dahinter liegenden Seenplatte. Diese Endmoräne mit der Seenplatte zieht sich ja von Ostpreußen (Masuren) über Pommern und Mecklenburg nach Schleswig-Holstein hin. Prütznow hatte gute Eisenbahnverbindungen, da der Bahnhof Wurow nur ca. 500 m vom Dorf entfernt war (die Entfernung vom Bahnhof zum Dorf Wurow betrug 2 km). Zwischen dem Bahnhof und unserem Grundstück der Geflügelzucht verlief die Gemeindegrenze. Die Entfernung nach Labes betrug 7 km. Mehrmals täglich bestanden Eisenbahnverbindungen. Wurow lag an der Hauptstrecke Stettin – Labes – Köslin – Danzig – Königsberg. In Wurow zweigte die Nebenstrecke Labes – Regenwalde – Plathe ab. Die auf dieser Strecke verkehrenden Züge wurden „Klüter“ genannt. Prütznow hatte überwiegend leichten Boden; es wurden Kartoffeln, Hackfrüchte und Getreide, speziell Roggen, Hafer und Gerste, weniger Weizen, angebaut. Prütznow hatte ca. 170 Einwohner. In Statistiken findet man 220 Einwohner. Das kam dadurch zustande, dass bei der letzten Volkszählung die ca. 45 Landjahrjungen und Erzieher, die in dem früheren Wohnhaus der Familie Reinhold Kaiser untergebracht waren, mitgezählt wurden. Prütznow hatte eine einklassige Volksschule, in der alle Jahrgänge gleichzeitig von einem Lehrer unterrichtet wurden. Die Kinder des benachbarten Ortsteil von Labes Labes A und D gingen in Prütznow zur Schule. Prütznow hat mit Ausnahme von Gebäuden des Elektrowerkes keine Kriegsschäden abbekommen.

In dem von der Heimatgemeinschaft der Labeser nach dem Krieg herausgegebenen Buch Labes I habe ich folgendes über Prütznow gefunden: Seite 56: Hier ist die Urkunde von 1400 über die der Stadt Labes zustehenden Rechte und Freiheiten in der damaligen Schreibweise abgedruckt, in deren Einleitung es heißt. „Nachdem sie mit den Vösten vnsern lieben getrewen, allen den Borken an Labes vnd Prützenow berechtigt in punkto des Buchenwaldes... in rechtstreit gerathen ....“ Die Borken sind aus altem wendische Geschlecht, und sie nannten sich in einer Urkunde von 1271 „dominus de Lobis (Herr von Labes). Es gab also Prütznow schon 1400. Aber wahrscheinlich ist es noch viel älter und eine wendische Siedlung. In dem gleichen Buch findet sich auf Seite 71 folgender Hinweis: Im Heimatbuch 1942 wird „von einem Urnenfund bei Prütznow berichtet, den der Lehrer Joecks und zwei größere Schüler der Stadtschule Labes freigelegt haben. Weitere Untersuchungen der Fundstelle hatten ergeben, dass hier wahrscheinlich ein germanisches Rittergrab aus der Zeit um 100 n. Chr. gewesen ist, während die Funde 100 Meter weiter auf eine germanische Hütte aus der Bronzezeit, etwa um 600 v. Chr. schließen lassen“. Hierzu hat Erna Zietlow, eine Prütznowerin gesagt, dass diese Funde auf dem Acker ihres Vaters ca. 500 Meter außerhalb von Prütznow regaabwärts gemacht wurden. Dort hätte ihr Vater auch mehrere vollständig erhaltene reich verzierte Tonkrüge gefunden, die bei ihr zu Hause auf dem Schrank gestanden hätten