Deutsche Namenkunde (Kluge)/030
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8. Für die weibliche Namengebung spielen fremdsprachliche Vorbilder eine große Rolle. Biblische Frauennamen wie Maria, Martha, Anna, Magdalena, Elisabeth, Eva werden allerdings zunächst als Kalendernamen aufgefaßt werden müssen, und die Vorherrschaft von Marie erklärt sich wohl aus der Tatsache, daß die Mutter des Heilands mehrere kirchliche Festtage hat, und das Neue Testament außerdem noch andere Marien in die biblische Geschichte einflicht. Heiligennamen sind Brigitte, Katherine, Sophie, Veronika. Auf französischem Einfluß beruhen Josephine, Luise, Charlotte, Annette, Babette, Herniette, Lisette. Ein russischer Name ist Olga, ein tschechischer Wanda.
9. Gern wird verkleinernde Wortbildung angewandt: die Silben -chen nach mittel- und norddeutscher Weise in Gretchen, Käthchen, Lenchen und -el nach oberdeutscher Weise in Christel, Franzel, Friedel, Gretel, Trudel. Kurzformen sind Hedi für Hedwig, Susi für Susanne.
10. Die Häufigkeit von Mädchennamen wie Anna, Elise und Marie ist die Ursache dafür, daß öfters zwei Vornamen eintreten, von denen naturgemäß nur einer Rufname ist. Dabei wiederholen sich manche Verbindungen, so daß sich Namen wie Annemarie und Marianne, Anneliese und Lieselotte als selbständige Vor- und Rufnamen einstellen.
11. Im allgemeinen beruhen die weiblichen Taufnamen zumeist auf fremdsprachlichen Vorbildern. Sie legen die fremde Klangfarbe nicht gern ab, und Endung wie Betonung widerstreben der deutschen Sprechart: Alma, Martha, Luise und Wilhelmine, Charlotte und Henriette. Hierin liegt ein scharfer Unterschied gegenüber den männlichen Vornamen, bei denen fremder Einfluß viel weniger bemerkbar ist. Der Unterschied rührt daher, daß