Brieg - Stadt und Landkreis (1964)/Öffentliche Einrichtungen
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Grünanlagen
Neben seiner Bezeichnung als "Piasten" - und "Dreianker-Stadt" besaß Brieg noch eine dritte, nämlich die einer "Gartenstadt". Die gewaltigen alten Wallanlagen, die sich um die ganze Altstadt bis zur Oder hinzogen, wurden nach ihrer Schleifung zu herrlichen Anlagen umgestaltet. Promenade mit Bismarkdenkmal, Wallgraben und Pfennigbrücke, Bergelpromenade mit Milchhäuschen, Goldfischteich, Trauerbuche, Bronzeplastik "Trinkendes Mädchen" und Schwanenteich, Rosarium, Wolfsschlucht sowie die Oderpromenade mit dem alten Odertor glichen einem Kurpark. Wem eine Wanderung hierdurch nicht genügte, der ging in den 63 ha großen Stadtpark, den "JULIUS-PEPPEL-Park", der nach seinem Schöpfer, dem Oberbürgermeister Julius PEPPEL, benannt war.
Stadtforst
Die Stadtforst von Brieg lag nicht innerhalb seiner Stadtgrenzen, sondern im Kreisgebiet bei Leubusch. Sie umfaßte etwa 3.000 Morgen. Der Wald wies je nach Qualität des Bodens verschiedene Bestände auf und brachte gute Erträge; auch Hoch- und Niederwild war vorhanden. In letzter Zeit ist noch Damwild eingeführt worden; es wurde im Gatter gehalten. Im Wald befand sich auch ein Jagdhäuschen mit Übernachtungsgelegenheit und die Gaststätte "Wechmannsruh".
Städtisches Krankenhaus
Außer den privaten Krankenhäusern des evangelischen Diakonissenstifts in der Steinstraße und dem katholischen St. Marienstift in der Lindenstraße bot das Städtische Krankenhaus in der Neuhäuser Straße etwa 100 Kranken Pflege und Heilung. Die Leitung lag in den Händen tüchtiger Ärzte. Ein großer Neubau war in der neuen Hindenburgstraße geplant. Das neue Krankenhaus sollte die drei alten Anstalten völlig ersetzen und jeden vorauszusehenden Mehrbedarf für die Zukunft aufnehmen. Daneben waren Ärzte- und Schwestern-Wohnungen, Verwaltungsgebäude, Park usw. vorgesehen. Das alte städtische Krankenhaus in der Neuhäuser Straße sollte zu einem würdigen Altersheim umgebaut werden, weil das vorhandene an der Neißer Straße neuzeitlichen Ansprüchen nicht mehr genügte.
Während des Krieges wurde das städtische Krankenhaus für Lazarettzwecke in Anspruch genommen. Letzte leitende Ärzte waren Dr. A. LÜCK, + 1945 in der Lüneburger Heide und Dr. K. JENETZKY, Bayreuth, Bahnhofstraße 16
Schlachthof
Brieg gehörte zu den Städten, die keinen eigenen Schlachthof besaßen. Er befand sich noch im Besitz der Fleischerinnung Brieg. Die Stadt wollte diese wichtige Einrichtung allerdings in ihren Besitz übernehmen. Hierfür war schon ein leitender Tierarzt und städtischer Veterinär nebst Hilfspersonal eingestellt. Erweiterungs- und Verbesserungspläne, der Neuzeit entsprechend lagen vor.
Stadtwerke
Ihre Bedeutung für Industrie, Handel, Gewerbe usw. braucht nicht besonders hervorgehoben zu werden. Entsprechend der ständig wachsenden Bevölkerung mit ihren vielseitigen Bedürfnissen mußte die Anlagen ständig erweitert und verbessert werden. Die Verwaltungsräume befanden sich im neuen Sparkassengebäude in der Mollwitzer Straße. Während des Krieges wurden an die Stadtwerke ganz besondere Anforderungen gestellt. Im Rahmen der Verlagerung kriegswichtiger Industrie- und Entwicklungsbetriebe waren oft in kürzester Zeit schwierigste Erweiterungs- und Umlegungsarbeiten am Elektrizitäts- und Gasversorgungsnetz auszuführen und Kapazitätserhöhungsaufgaben zu erfüllen.
Städtischer Marstall
Der städtische Marstall hatte seine Bezeichnung aus der Zeit erhalten, da die Fahrzeuge noch von Pferden gezogen wurden. Im letzten Jahrzehnt vor der Vertreibung ist der Betrieb stark modernisiert und motorisiert worden. Dem Marstall oblag mit seinem Arbeitskräften die Sauberhaltung der Straßen zu allen Jahreszeiten. In den 30iger Jahren ist auf dem Gelände des Marstalles sogar eine Seidenraupenzucht angelegt worden.
Die Betriebsangehörigen des Marstalles waren gleichzeitig Einsatzkräfte des Entgiftungstruppe für den Luftschutz. Ein großer Krupp-Sprengwagen mit Spezialdüsen für Straßenentgiftung und Chlorkalk-Anhänger, sowie moderne Gummi-Schutzanzüge waren ihre Ausrüstung. Die Fachausbildung lag in den Händen des Chemikers, Stud.Rat Dr. REINISCH, Gadderbaum, Kreis Bielefeld, Maraweg 7a.
Die Freiwillige Feuerwehr
Wie viele gleich große Städte besaß Brieg auch eine Feuerwehr, die sich aus etwa 100 Freiwilligen zusammensetzte, und zwar aus allen Kreisen der Bürgerschaft, besonders aber aus der Handwerkerschaft. Getreu dem Wahlspruch: "Gott zur Ehr und dem Nächsten zur Wehr" hat die freiwillige Feuerwehr auch bei Wassernot und in anderen Fällen das Ihre zur Erhaltung der Stadt und ihrer Bürger beigetragen. Ständige Verbesserungen und Verstärkung der Geräte war die stete Sorge der Stadtverwaltung. Neben der freiwilligen städtischen Feuerwehr gab es noch Betriebsfeuerwehren mit eigenem motorisiertem Gerät bei den Firmen GÜTTLER & Co., PZILLAS, T.T. HEINZE, LOEWENTHAL, MOLL usw.
Die freiwillige Feuerwehr Brieg verfügte in ihrem Feuerwehrhaus Mühlstraße - altes Zeughaus, früher Franziskanerkloster über ein ideales Ausbildungs- und Einsatzzentrum. Es enthielt neben der großen Exerzierhalle mit eingebautem Steigerturm die Fahrzeughalle, den Schlauchtrockenturm, 2 große Versammlungs- und Ausbildungsräume, das Vorstandszimmer mit der von dem Brandmeister, Ing. Rudolf KELLNER, geschaffenen Lehrmittelschau, die z.B. die Modelle aller bekannten Dachstuhlkonstruktionen aufwies, sowie einen Luftschutzraum. Drei komplette Löschzüge, bei denen sich u.a. eine vollautomatische Magirus-Drehleiter auf Mercedes-Pritsche befand, bedeuteten den Wehrmännern ein gutes Rüstzeug. Dadurch, daß im Feuerwehrhaus drei in städtischen Diensten stehende Kraftfahrer wohnten, erreichte die mit den in der Nähe wohnenden Kameraden die Schlagkraft und Einsatzbereitschaft einer Berufsfeuerwehr. Eine moderne Feuermeldeanlage, deren umfangreicher Melde- und Schaltschrank in der Polizeiwache stand, mit Feuermeldern, von denen aus jederzeit die Polizei und das Feuwehrhaus telefonisch erreichbar waren und Alarmglocken in der Wohnung jedes Feuerwehrmannes ergänzten die schnelle Einsatzmöglichkeit.
Bei der Räumung der Stadt wurden die Geräte nach Hirschberg im Riesengebirge überführt. Dabei blieb unterwegs die große Autospritze liegen. Die Großgeräte kamen in die Sammelstelle im Schloßpark Bad Warmbrunn. Ein Mercedes Mannschaftwagen wurde von der Feuerwehr Hirschberg übernommen. Zwei Tragkraftspritzen mit Pkw-Zugwagen und div. Material wurden am 30.3.1945 dem Feuerwehrleiter der Werksfeuerwehr "Schlesische Zellwolle AG" in Hirschberg auf Weisung des Reg. Präs. vom Feuerwehrdezernat übergeben.
Feuermelder in der Stadt Brieg
- Logaustraße, Fabrik GÜTTLER
- Steinstraße, Ecke Gartenstraße, Schule
- Neuhäuserstraße 54
- Robert-Pzillas-Straße, am Weinberg
- Schönauer Straße, Zuckerfabrik NEUGEBAUER
- Fischerstraße, Ecke Robert-Pzillas-Straße
- Fischerstraße 15
- Steinstraße 1, Heil- und Pflegeanstalt
- Schauspielhaus 2. Stock
- Schauspielhaus Bühne
- Lange Straße 11, Bankhaus EICHBORN
- Piastenstraße, Ecke Logaustraße
- Dreiankerstraße, gegenüber der Firma T.T. HEINZE
- Schulstraße 19
- Feldstraße 8
- Ohlauer Straße 49
- Lange Straße, Gymnasium
- Mollwitzer Straße, Ecke Lange Straße
- Moltkestraße, Kaserne, unteres Tor am Stabsgebäude
- Schwarzer Weg, Ecke Siedlungsstraße
- Ohlauer Straße 35
- Holzmarkt, Gasthaus "ZUM GOLDENEN SCHIFF"
- Ziegeleistraße, Kläranlage
- Fabrik MOLL
- Schleusendamm 1, Schlachthof
- Mühlendamm 4, Gasthaus
- Zollstraße, am Katasteramt
- Burgstraße, Ecke Ring
- Mühlstraße 13
- Ring, Betriebswerke
- Oppelner Straße, Ecke Nikolaistraße
- Nikolaistraße, Einfahrtstor zum großen Exerzierplatz
- Bahnhofstraße 41
- Schüsselndorfer Straße, gegenüber Haus 4
- Briegischdorfer Straße, Gasthaus STANKOWSKI
- Siedlung an der Briegischdorfer Straße, vor Haus 2
- Siedlung an der Schüsselndorfer Straße, am Anfang
- Bahnhofstraße, Gaswerk
- Wechmannstraße, Furchnerkolonie
- Riedelstraße 3
- Schwarzer Weg, Ecke Albert- Spätlich-Straße
- Pistoriusstraße, Ecke "Am grünen Anger"
- Roonstraße am Ribaplatz
Aus der Baugeschichte der Stadt Brieg[1]
Die Stadt Brieg wurde im Jahre 1250 an dem Oder-Übergang der alten Handelsstraße von Böhmen nach Polen angelegt. In ihrem Mittelpunkt lag der Ring mit dem Rathaus und mit Geschäfts-, Gast- und Bürgerhäusern. Von dort führten Straßen nach den ehemaligen Stadttoren und zu den umliegenden Städten und Dörfern. In der Blütezeit unter Herzog Georg II. sind Piastenschloß, Rathaus, Gymnasium und private Giebelhäuser entstanden. Bei der Belagerung der Stadt durch Friedrich den Großen wurde das Piastenschloß zerstört und nur notdürftig instandgesetzt, dagegen die Festungswälle massiv ausgebaut und erweitert. Auch Kasernen, Proviant- und Salzmagazine wurden errichtet. Die private Bautätigkeit lag darnieder. Nach der Besetzung Preußens durch die Franzosen wurden die Festungswälle 1807 geschleift. Die Stadt konnte sich nach drei Seiten ausdehnen, und als nach dem Krieg 1870/71 Industrie und Handel wieder aufblühten, sich auch in baulicher Hinsicht weiter entwickeln. Es wurde ein modernes Wasserwerk gebaut, eine Kanalisation mit einer neuzeitlichen biologisch-mechanischen Kläranlage geschaffen, sämtliche Straßen mit zementvergossenem Granitpflaster versehen, ein 63 ha großer Stadtpark nach dem Muster englischer Gärten angelegt, neue Kasernen gebaut, eine Landwirtschaftsschule, ein Lehrerseminar mit Direktorenwohnhaus und Turnhalle, ein Lyzeum mit Mittelschule, ein Land- und Amtsgericht mit Gefängnis, ein Zollamt und Garnisonslazarett errichtet.
Dem Wachstum der Stadt entsprechend sind auch die erforderlichen Wohnungen gebaut worden, kurz nach dem 1. Weltkrieg wurden allein rund 500 Wohnungen durch Neubauten erstellt. Später hat die Wohnungsbaugesellschaft Brieg GmbH, an der die Stadt mit 51% beteiligt war, den Wohnungsbau übernommen und bis Ende 1945 insgesamt 452 Wohnungen hergestellt.
In den Jahren 1925/26 wurde ein neuzeitlicher Sportplatz mit Laufbahn und Spielfeld, einer asphaltierten Radrennbahn, Übungsplätzen, Tennisplätzen pp. geschaffen. Etwa 2 Jahre später ist ein Heldenhain mit einem Denkmal in Form einer Stufenterrasse mit 5 Säulen, die 5 Kriegsjahre darstellten, und 2 Gedächtnishallen angelegt worden. Der Umbau des Lehrerseminars zu einer Oberschule erforderte eine Neuausstattung der Physik-, Chemie- und Biologieklassen. Eine Volksschule wurde zu einer Berufsschule umgewandelt. Das Stadttheater ist durch den Einbau einer neuen Soffitten- und Bühnenbeleuchtung, Aufstellen eines neuen Gestühls im Zuschauerraum und Anlage einer Warmwasserheizung modernisiert worden.
1930 wurde Brieg wieder Garnisonstadt. Die Infanterie-Kasernen wurden für das Reiterregiment Nr. 8 umgebaut und die erforderlichen Pferdeställe und Rauhfutterscheunen errichtet.
Vom Jahre 1933 ab wurden zunächst die Altwohngebäude ausgebessert, die Kleinhaussiedlung gefördert, das Anschlußgleis der alten Zuckerfabrik beseitigt, das Gelände baureif hergerichtet, der Bauhof verlegt, das Salzmagazin an der Mollwitzer Straße abgebrochen und auf diesem Gelände eine neue Sparkasse errichtet. Eine 26 klassige Volksschule mit Brausebädern wurde erstellt, das Stadttheater weiter ausgebaut und der Ausbau des Piastenschlosses fortgesetzt. Auch das Baggerbad mit Gaststätte, Umkleideräumen und Liegewiesen wurde gebaut.
Im Zuge des Aufbaues der Luftwaffe ist ein neuer Flugplatz mit Verwaltungsgebäuden, Kasernen, Flugzeughallen und Werften angelegt worden. Weitere Kasernen mit den erforderlichen Nebengebäuden enstanden im Osten der Stadt. In einer Bucht an der nahen Oder wurde ein Pionierübungsplatz mit Hafen, Aufenthalts- und Geräteräumen angelegt. Durch die Ausführung der Kasernenbauten und die Belegung der Stadt mit Truppen hat die Wirtschaft einen starken Auftrieb erhalten. Es mußten neue Verkaufsläden, Werkstätten, Gaststätten, Lagerräume usw. errichtet bzw. ausgebaut werden.
Im Laufe der Kriegsjahre wurde durch die Verlagerung kriegswichtiger Betriebe wie Hentschel-Flugzeugwerke Berlin-Johannesthal; Vorrichtungs- und Gerätebau H. Engelhardt und H. Agatz, Berlin; Georg Osram, Berlin; Daimler-Benz, Berlin; Hein, Wuppertal; Panzerreparaturwerkstatt Ost, das Baugewerbe übersättigt. Es mußten aus der Umgebung eine Anzahl von Firmen herangezogen werden.
Durch die Länge des Krieges waren Hoch- und Tiefbauarbeiten weitgehend eingeschränkt worden. Für die Nachkriegszeit aber lagen fertige Baupläne bereits vor.
Zur Entlastung des ständig wachsenden Verkehrs in der Innenstadt sollten Durchgangs- und Umgehungsstraßen gebaut werden, eine Autostraße in Verlängerung der Reichstraße 5, Breslau-Oberschlesien, am Briesener Block abbiegen, südlich den Stadtpark umgehen und etwa an der städt. Ziegelei vor Paulau wieder auf die bisherige Straße stoßen. Eine andere Durchgangsstraße sollte im Zuge der Schüsselndorfer Straße-Piastenstraße-Gartenstraße und Georgstraße auf einer zweiten Oderbrücke den Strom kreuzen und dann, nach Norden schwenkend, die Straße nach Scheibendorf erreichen. Schließlich war noch beabsichtigt, die Lindenstraße und Logaustraße mit Hilfe eines Durchbruches der Lindenstraße zwischen Knaben-Volksschule und Marienstift über die Promenade hinweg zu verbinden.
Ein wichtiges Projekt war der neue Oderhafen. Durch den von der Provinz Schlesien in Aussicht genommenen großen Ausbau der Wasserstraßen im Osten wurde Brieg unmittelbar mit berüht. Hierzu wäre das Flußbett zu verbreitern und zu vertiefen gewesen, um auch größere Schiffe den Strom befahren zu lassen. Unter Hinzuziehung erfahrener Sachverständiger wurden daher Pläne für einen leistungsfähigen Umschlaghafen in der Mündung des Paulauer Baches und des Koppener Kanales neben einer größeren Reparaturwerft ausgearbeitet. Langwierige Verhandlungen mit den Behörden wegen des Grunderwerbs, Eingemeindungen, Gleisanschlüsse usw. waren hierzu erforderlich geworden.
Auch die Reichsbahn plante eine bedeutende Erweiterung des Güterbahnhofs. Die Durchführung hätte starke Eingriffe in städtisches Gelände gebracht.
Nicht unerwähnt bleiben dürfen die weiteren Baupläne für den Neubau eines Krankenhauses, die Wiederherstellung des Piastenschlosses und den Erweiterungsbau des Rathauses.
Diese Seite enthält Text des Buches »Brieg - Stadt und Landkreis«, herausgegeben von der Stadt Goslar zum 10. Treffen der Brieger in Goslar im September 1964. Abgeschrieben von Hermann Hosp aus D-54516 Wittlich in Rheinland-Pfalz. Überarbeitet und umgesetzt in HTML-Code durch Dr.-Ing. Frank Knorr aus D-03185 Teichland, OT Maust in Brandenburg. |
Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung der Stadt Goslar vom 8. Mai 2001. |
Früher war dieser Text auf der alten Regionalseite www.genealogy.net/reg/SCI/Brieg/st-kr/stbrieg2.html zu finden. |
- ↑ Herausgegeben durch das Stadtbauamt 1930