Geografische Verteilung von Familiennamen
Die geografische Verteilung von Familiennamen kann mit sogenannten Verbreitungskarten (Verteilungskarten) dargestellt werden. Solche Verbreitungskarten kann man durch Onlineangebote erhalten, die bei Eingabe eines Namens online eine Verbreitungskarten erzeugen, oder durch Software, die eine definierte Datenquelle zu einen angegebenen Namen auswertet.
Problematik
Verbreitungskarte ist nicht gleich Verbreitungskarte.
Unterschiede bestehen z.B. in folgenden Punkten:
- Datengrundlage
- Typ (z.B. Telefonanschlussdaten)
- Zeitbezug (z.B. aktuell, jahrgangsbezogen)
- Datenauswertung
- Qualität (Werden wirklich nur Familiennamen ausgewertet oder ergeben Telefonbucheinträge wie "Deutsche Bank" Zählungen für einen Familiennamen "Deutsche"? Wie werden zusammengesetzte Namen, Titel und Adelsprädikate behandelt?)
- Abfrageparameter (Kann nur ein einzelner Familienname wie z.B. Schmidt oder auch eine Gruppe von Namensvarianten wie z.B. Schmidt, Schmitt, Schmid und Schmiedt ausgewertet werden? Können Namensvarianten nach Wahl zusammengefasst bzw. separat in einer Darstellung gezeigt werden?)
- Darstellung der Ergebnisse
- Typ (relativ, absolut, vgl. Literaturhinweise).
- Bezug (z.B. bezogen auf einen Ort, eine Telefon-Vorwahl, regionale Zusammenfassungen z.B. Vorwahlgebiete, Postleitzahlgebiete und -regionen)
- Gruppierung (z.B. bei einer Darstellung mit verschiedenfarbigen Flächen)
- Dokumentation (Wird in der Darstellung z.B. in einer Legende dokumentiert, mit welchen Methoden die Darstellung erzeugt wurde bzw. auf welchen Kriterien die Darstellung beruht?)
So können z.B. Modifikationen im Typ der Darstellung und im Bezug der Daten zu völlig unterschiedlichen Ergebnissen führen. Absolute Darstellungen können (im Gegensatz zu relativen Darstellungen) durch die angezeigten Vorkommen des Namens in Großstädten zu Fehlinterpretationen führen. Prof. Konrad Kunze hat gezeigt, dass zur Visualisierung eines möglichen Ursprungs einer Familie die relative Darstellung bezogen auf 3-stellige Postleitzahlgebiete auch und gerade für häufig vorkommende Familiennamen wie z.B. Richter zu durchaus plausiblen und befriedigenden Ergebnissen führen kann.
Software oder Onlineangebote
Deutschland, Österreich, Schweiz, Liechtenstein, Luxemburg ...
- Geogen war ursprünglich der Name für ein installierbares Programm. Viele Anwender fanden aber insbesondere die Installation zu kompliziert, so dass dieser Webdienst deutlich einfacher zu Ergebnissen führt. Auf der Website von Christoph Stöpel können nun Namenverbreitungskarten für Deutschland und für Österreich kostenlos erstellt werden.
- Das Surname Distribution Project von Thomas Scharnowski erstellt auf Anfrage und gegen Gebühren Verteilungskarten für Deutschland, wie sie zum Beispiel im Familienartikel Geiger erscheinen.
- Verwandt.de bietet für Deutschland, Österreich und die Schweiz Übersichtskarten, welche die Verteilung von Nachnamen zeigen.
- meine-wurzeln.de zeigt für das gleichzeitige Auftreten zweier Familiennamen in einer Karte und einer Liste die deutschen Orte mit den häufigsten relativen Vorkommen an. Ziel ist es insbesondere, Ahnenforscherinnen und Ahnenforschern, die die Herkunft ihrer Vorfahren nicht kennen, bessere Ansatzpunkte für die weitere Suche zu liefern. Zu den Orten sind teilweise weitere Informationen hinterlegt. Außerdem zeigt Ihnen meine-wurzeln.de zu über 17.000 deutschen Orten die mit dem Ort am meisten verbundenen Orte an. Verbindungskriterien sind dabei die Anzahl gleicher Familiennamen und deren Häufigkeit.
- Das Programm Das PLZ-Diagramm von Klaus Wessiepe ermöglicht die Darstellung von statistischen Daten, die in Tabellenform vorliegen müssen (z.B. exportiert aus einer Telefonbuch-CD), darunter auch Häufigkeit der Familiennamen, nach deutschen Postleitzahl-Gebieten (5-stellig, aber auch 1-stellig, 2-stellig und 3-stellig). Es werden also im Gegensatz zu anderen Programmen und Diensten keine Telefonbuch-Daten mitgeliefert.
Das Programm enthält neben den deutschen Postleitzahlengebieten (5-stellig) Kartenmaterial für die Schweiz, Österreich, Liechtenstein, Luxemburg und Dänemark, sowie weiteres Kartenmaterial mit geringerer Auflösung von Frankreich, Spanien, Portugal, Niederlande, Belgien und Italien. Alle Karten sind miteinander kombinierbar. Mit Hilfe von Gebietsvorlagen können die Bundesländer bzw. Kantone der einzelnen Länder abgebildet werden. Darüber hinaus besteht auch die Möglichkeit, deutsche Vorwahlnummern (2stellig) einzulesen und auf der PLZ-Karte abzubilden.
Auf Wunsch können außerdem ehemalige deutsche Ostgebiete (mit Hilfe der w-Nummern) in die Darstellung einbezogen werden. Zahlreiche Anwendungsbeispiele für einzelne Familiennamen finden sich auf der Homepage von Harald Diedrich.
Historische Namenverteilung (Genevolu)
Das Projekt http://www.gen-evolu.de hatte sich ursprünglich zum Ziel gesetzt, auch die historische Verbreitung von Familiennamen darzustellen: "Da es sich zumeist um Daten aus den Jahren vor 1900 handelt, kann somit das Problem, dass Flüchtlingsbewegungen, Umsiedlungen und Vertreibungen des 1. und 2. Weltkrieges bei Telefon-CD’s nicht erfasst wurden, nachhaltig gelöst werden" (Stand 26.03.2007, damals noch unter der Adresse http://www.genevolu.net).
Nun (Stand 4.01.2008) schreiben die Betreiber, nach eigenen Angaben zwei Studenten: "Mit historischer Verteilung ist im Moment der Upload der Gedcom-Dateien gemeint, mit der sich eigene Ahnendaten darstellen lassen. Nichts desto trotz arbeiten wir aktuell an einer historischen Kartierung für alle User, parallel zur jetzigen Namenstreuung. Wir bemühen uns, dies so schnell wie möglich umzusetzen."
Anfang 2008 können nur eine aktuelle Verteilung von Familiennamen (vergleichbar zu GeoGen, jedoch mit weniger Variationsmöglichkeiten) und eine aktuelle Verteilung der Rufnamen in Deutschland auf Land- und Stadtkreisebene kartiert werden. Die Seite beinhaltet ein Forum in dem u. a. Fragen zur regionalen Verteilung von Familiennamen, diskutiert werden.
Polen
- GENPOL Geneaologia Polska[1] - Prof. Udolph hat dazu eine deutschsprachige Anleitung verfasst. (5.1.2008)
Die für eine deutlich genauere Darstellung benötigte CD-ROM mit Stand von 2002 ist bei beim Institut von Prof. Kazimierz Rymut zu bestellen. Kontakt: Urszula Bijak (Mail)
Belgien
Frankreich
Italien
- labo GENS: La mappa dei cognomi - Nachname im Feld "Cognome:" eingeben, dann auf roten Pfeil drücken. Exzellente Bedienung und Darstellung.
Niederlande
USA
- labo GENS - Gleicher Anbieter wie Italien. Darstellung nach Bundesstaaten.
- Hamrick Software U.S. Surname Distribution
Weblinks
- Projekt Deutscher Familiennamenatlas (DFA) des Instituts für geschichtliche Landeskunde an der Universität Mainz e.V.
- Liste mit Links zu Websites, die Streuungskarten erstellen von Prof. Udolph, Namensforscher (5.1.2008)
Literaturhinweise
- KUNZE, Konrad, Namenforschung - Cyriacus oder grober Bengel?, in: Sonderheft Ahnenforschung, Ausgabe 1, Auf den Spuren der Vorfahren, S. 50 ff. Siehe insbesondere Abschnitt "Absolute und relative Verteilung" auf Seite 51, dort Vergleich der Karten 3 und 4
Weitere Links
- Eine Übersicht der Artikel zu Familiennamen findet sich hier
Anmerkungen
- ↑ Die Seite ist derzeit nicht aufrufbar. (2009-08-28)