Portal:Memelland/Gedichte
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Memelland G e d i c h t e |
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Memel-Stadt
- Meine Stadt, meine Stadt!
- Wie steht dir das Blau -
- Wenn das Himmelskleid leuchtet um dich her,
- Und der Frühling lockt deine Schiffe zum Meer,
- Wie steht dir das Blau.-
- Meine Stadt, meine Stadt!
- Wie steht dir das Grün -
- Wenn deine Felder um dich reifen,
- Und deine Augen das Sommerglück streifen,
- Wie steht dir das Grün. -
- Meine Stadt, meine Stadt!
- Wie steht Dir das Rot -
- Wenn Sturmsonnen dir die Wälder färben
- Und Turmlichter wachen über Tod und Verderben,
- Wie steht dir das Rot -
- Meine Stadt, meine Stadt!
- Wie steht dir das Weiß. -
- Wenn der Winter dich hüllt in seine Gewalten
- Und du kannst dir dein inneres Leben gestalten,
- Wie steht dir das Weiß. -
- Meine Stadt, meine Stadt!
- So voll Farben und Licht -
- Ein Regenbogen wird über dir stehen,
- Und Gewitter müssen grollend vergehen -
- Verzage nicht!
- Jenny Boese-Baum (in "All-Ich", Johannes Baum Verlag, Pfullingen in Württ.)
Memeler Leuchtturm
- Du alter, roter, schmuckloser Turm
- an der Ostsee,
- umbraust von Wetter und Sturm.
- Du rufst nicht
- durch Glocken zum Sonntagsgebet,
- aber täglich wirkst du,
- bevor es zu spät.
- Wenn der Schiffer kämpft,
- mit der Finsternis Macht,
- dann leuchtet dein Licht
- durch die dunkele Nacht.
- Nur wer hier geboren und wer hier gelebt,
- er oft für die Seinen hier oben gebebt,
- nur wem ein Lied davon wurde gesungen,
- was du dem Tode schon abgerungen,
- wer erkannt hat,
- wie schwach doch der Erdenwurm,
- der weiß dich zu schätzen,
- du wackerer Turm.
- Willy Boese (gest. 1917)
- Willy Boese (gest. 1917)
Ruhebaum
- Ein Innehalten
- unterm Ruhebaum,
- wenn längst Gewesenes
- noch einmal stillesteht,
- wenn Sonnentöne
- friedvoll verschweben...
- Ein Ineinanderfühlen
- mit Wolken-Flügeln,
- Hineingezogenwerden
- in die Spur des Lichts...
- Ein Weiterwachsen,
- sich ganz selbst Hingeben,
- im Seelengrunde
- tief im Heimat-See...
- Ein Zueinanderfinden
- in Naturgefühlen,
- wenn aus dem Ruhebaume
- Gottes Stimme spricht...
- Gerda Rohde-Haupt
Abend am Meer
- Der Horizont erglomm in düstrer Glut.
- Das Meer war aufgewühlt und rot wie Blut.
- Ein schmaler Baum nur leuchtet demanten.
- Die steile Wolkenwand stand so erstarrt
- wie Einer, der auf etwas Böses harrt.
- Die Wogen ruhelos den Strand berannten.
- Ein Unheil schien ganz nahe schon, zu drohn.
- Doch bald zog eine ganze Legion
- von Sternen auf, die hell verheissend brannten.
- Und vordem so dämonenschwangre Welt
- war wie vom tiefsten Innern her erhellt,
- verzaubert von des Himmels Lichtgesandten.
- Fritz Kuding
Dange
- Ein kleines Flüßchen, ganz unbekannt,
- In meiner Heimat, im Memelland -
- Es ist nicht bekannt wie Elbe und Rhein,
- Dange, ganz einfach der Name sein.
- Es wird nicht in schönen Liedern besungen.
- Sein Lauf ist nur kurz, sein Ruf schnell verklungen.
- Ganz still und leise sein Lied erklingt,
- bescheiden plätschernd und doch beschwingt.
- Doch mir bist du mehr als Elbe und Rhein,
- Du kleines Flüßchen, ich denke dein.
- Du bist meine Heimat, mein Stolz mein Glück
- Und immer denk' ich an dich zurück.
- Gert Duwe
- Gert Duwe