Beleuchtung
Status 2010: Noch bei unsern Großeltern oder Urgroßeltern war Licht ein Problem, man wollte nicht mehr im Haushalt, Beruf und Umfeld im Dunkeln sitzen und arbeiten oder mit tränenden Augen gezwungenermaßen schlafen gehen, wenn die Sonne untergegangen war (besonders im Winter). Vertrieb man anfänglich die Dunkelheit durch Anzündung von Kienspänen oder Kerzen, setzte man vor 1930 zur Straßen- u. Hausbeleuchtung bereits Kerzenlicht, Öllampen, Petroleum und Leuchtgas ein....
Einleitung
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts waren selbst die engen Gassen und gepflasterten Wege in den größeren Städten in den finsteren Winternächten äußerst dunkel. Hinzu kam als Hindernisse Wagenspuren, Vertiefungen auch bei gepflasterten Straßen, die ungegemäßien Gossen und der herumliegende Unrat. In den Haushalten dienten Kerzen, Fackeln und Öllampen (auch in Laternen) als Beleuchtungsmittel, was bei Unachtsamkeiten zu Feuersbrünsten in ganzen Stadtvierteln führen konnte.
Bereits im vorhergehenden 18. Jahrhundert entwickelte sich jedoch allmählich die verbesserte Gewinnung von Leuchtgas aus Steinkohle. Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang, dass der französische Ingenieur Philipp Lebon d'Humbersin aus Bruchay im Jahre 1799 ein Patent für eine mit Gas betriebene Thermolampe anmeldete, die wohl zur Beleuchtung und ebenso zur Raumheizung diente.
Straßenbeleuchtung
Dresden war nach Freiberg die erste deutsche Stadt, die ihre Straßen mit Gaslaternen beleuchtete. Rudolf Sigismund Blochmann verdanken wir die ersten dieser Lampen, welche 1828 am Schloss standen. 1837 leuchteten in der Altstadt bereits 538 Gaslaternen und in der Neustadt 129. Diese mußten zunächst jeweils von Hand von den zuständigen Nachtwächtern angezündet und ausgestellt werden. Mit der Koksgewinnung aus Steinkohle zum Einsatz als Reduktionsmittel in Hüttenwesen stand ein preiswertes Betriebsmittel zur Straßenbeleuchtung zur Verfügung. Bochum nahm seit 1856 zum Betrieb der Straßenbeleuchtung den Ferngasbezug von den Zechen Hannover und Hannibal in Anspruch, die eigenständige kommunale Dortmunder Gaswerk AG für Gasbeleuchtung wurde 1857 gegründet.
Kostenvergleich von Beleuchtungsmatrialien 1872
- Wachskerze v.7,75 Gramm (g), Lichkosten n. Leuchtkraft v. 1 Kerze per Stunde: 1,48 Kreuzer
- Stearinkerze v. 9,95 g, Lichkosten n. Leuchtkraft v. 1 Kerze per Stunde: 0,81 Kreuzer
- Paraffinkerze v. 7,20 g, Lichkosten n. Leuchtkraft v. 1 Kerze per Stunde:1,42 Kreuzer
- Amerikanisches Erdöl 15,10 g, Lichkosten n. Leuchtkraft v. 1 Kerze per Stunde:0,19 Kreuzer
- Photogen 14,39 g, Lichkosten n. Leuchtkraft v. 1 Kerze per Stunde:0,23 Kreuzer
- Rüböl 19,90 g, Lichkosten n. Leuchtkraft v. 1 Kerze per Stunde:0,27 Kreuzer
- Leuchtgas b. 21mm Druck, Lichkosten n. Leuchtkraft v. 1 Kerze per Stunde:0,27 Kreuzer
- Leuchtgas b. 8mm Druck, Lichkosten n. Leuchtkraft v. 1 Kerze per Stunde:0,16 Kreuzer
Beleuchtungen vor 1930, teilweise noch vor 1950 bei Stromausfall und Stromabschaltungen genutzt
Leuchtgas
In den ersten Gasfabriken – so wurden Gaswerke teilweise auch benannt – wurde auch sogenanntes Holzgas für Beleuchtungszwecke produziert. Die Umstellung auf Steinkohlengas erfolgte dann danach.
Das Leuchtgas entsteht in der Kokerei und im Gaswerk durch erhitzen von Steinkohle in luftdicht abgeschlossenen Kammern. Neben den brennbaren Gasen bilden sich Teer, Wasser, Salmiakgeist, Naphtalin, Schwefelwasserstoff und auch giftige Stoffe, z.B. geruchloses Kohlenoxydgas. Die meisten dieser Nebenprodukte wurden in Folge der technischen Weiterentwickling für andere Anwendungen erschlossen.
Die Gasproduktion für Beleuchtungszwecke (später auch für Küchenherde) stand aber für die Kommunen im Vordergrund. Von daher wurde das erzeugte Gas folglich als «Leuchtgas» bezeichnet. Die zur Erzeugung des Gases benötigten beträchtliche Mengen von Entgasungsmaterial mußten herangeschafft wozu die Nähe zu den damaligen Massentransportmitteln Eisenbahn oder Schiff erforderlich war. Der Einsatz von Holz als Rohmaterial für die Gaserzeugung kam nur beschränkt in Westfalen zum Einsatz.
Rohstoffzufuhr durch Massentransportmittel
Mit der fortschreitenden Erschliessung Preußens durch die Eisenbahnen und Steigerung der Kohleförderung durch den Einsatz der Dampfmaschine wurde die Zufuhr qualitativ genügender Steinkohle wirtschaftlich möglich. Damit war die Nutzung des Energieträgers Gas auch in Gewerbe und Industrie zu einem berechenbaren Faktor geworden.
Elektrizität in Konkurrenz zum Leuchtgas
Fast zeitgleich mit dem Aufkommen des elektrischen Lichtes anfangs des 20. Jahrhunderts, welches zunächst lokal teilweise in Konkurrenz zum Leuchtgas stand, fand das Leuchtgas eine weitere Nutzung als sogenanntes «Kochgas». Die zahlreichen um 1900 entstandenen Gaswerke richteten sich auf die Gasproduktion für Kochzwecke und die Warmwasseraufbereitung aus.
Das Ende der Gasbeleuchtung war mit dem Aufkommen der Elektroenergie besiegelt. Für die Raumheizungen oder Kesselfeuerungen der Fabrikationsbetriebe standen fortan beträchtliche Mengen Koks, ein Nebenprodukt aus der Gasproduktion, sowie das heimische Holz zur Verfügung.
1930 setzte dann in Deutschland ein großflächiger Anschluss der privaten Haushalte an das öffentliche Stromnetz ein. Das ist eigentlich der Zeitpunkt, seit dem der Elektrische Strom aus dem Leben der Menschen überhaupt nicht mehr wegzudenken ist.