Rüthen

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Rüthen: historisch – familienkundliche Entwicklung im lokalen und regionalen Zusammenhang, Land und Leute, Siedlung, Sprache, Kirche, Bibliografie, Archive, Quellen, Hinweise...

Hierarchie: Regional > Bundesrepublik Deutschland > Nordrhein-Westfalen > Regierungsbezirk Arnsberg > Kreis Soest > Rüthen


Lokalisierung der Stadt Rüthen innerhalb des Kreises Soest
Das alte Rüthener Stadtsiegel

Früherwähnung

Name

„Ruothino" 1072; „Rudis" 1101-31; „Ruthe" 12. J.; „Ruden" 1200; „Ruthen" 1200; „Ruden" 1220; „Rudin" 1226; „Rodhen" 1237; „Rudfizri" 1259; Rüthen (ab 1400). „Ruthena“ (lat.), mundartlich 1954: „Ruien“.

Kirche

Stadtrecht

  • 1200 vergrößerte der Kölner Erzbischof Adolf I. das Lehen des Grafen Gottfried v. Arnsberg durch die Hälfte der Einkünfte („quicumque infra muros et fossata oppidi, provenerint sive de censu arearum, sive de theloneo auf de moneta vel de judicys seu de aliis quibuscunque emergentibus") der von ihm zur Erhaltung des Landfriedens wieder erbauten Stadt Rüthen, indem er sich selbst das Recht vorbehielt, einen erzbischöflichen Ministerialen als Schultheißen einzusetzen, dem sie aber beide gemeinsam die Villicatio übergeben würden. Die Stadt sollte im Kriege neutral bleiben, und nur mit beider Willen dürfe eine Burg eingerichtet werden. Sie werde das Recht der Stadt Soest und der andern erzbischöflichen Städte genießen.

Bürgerrecht

  • 1220 verleiht der Erzbischof Engelbert I. der Stadt Medebach zu ihren bisherigen Privilegien die Rechte seiner Bürger in Rüthen u. Brilon, nämlich, daß sie von keinem weltlichen Richter zitiert werden können u. nicht gehalten sind, seinem Ruf außerhalb der Stadt zu folgen, es sei denn in soweit, als es die Bürger von Rüthen u. Brilon außerhalb ihrer Stadt zu tun pflegen.
  • 1271 verleiht der Köln. Erzbischof Engelbert II. den Bürgern der Stadt Medebach das gleiche Recht wie Attendorn u. Rüthen, daß Erbschaften u. Hergewede von Bürgern nicht an Auswärtige verabfolgt zu werden brauchen, sondern an die nächsten Erben in der Stadt fallen.

Burg Rüthen

Familienname

  • 1200 Gerhardus von Rüthen.

Landschaftslage

Rüthen liegt an der Grenze der Hellwegbörden zum Ostsauerländischen Oberland in 383 m Höhe auf einem nach Süden über 100 m tief und steil zur Möhne abfallenden und auch durch tiefe Seitentalkerben der Möhne in der westlichen und östlichen Flanke (Rißnei- und Kützelbach) herausragenden Vorsprung des südllichen Haarstrangrandes, der hier aus flachlagernden Grünsandsteinschichten aufgebaut ist.

Ortsursprung

Rüthen erwuchs im ehemals sächsischen Gau Arpesfeld im Bezirk der Dorfschaft Brunwardinghausen, deren Haupthof 1178 durch die Erzbischöfe von Köln erworben wurde; der Nebenhof gehörte bereits den Grafen von Arnsberg. Fundatio und plantatio durch Erzbischof Adolf II. von Köln 1193.

Stadtgründung

Stadtrecht

Der Erzbischof von Köln verlieh Rüthen 1200 Rechte, wie sie auch Soest und andere Freiheiten des Erzstifts besaßen. Das Stadtrecht entwickelte sich zum Rüthener Stadtrecht durch eigene Willküren bis 1559. Übertragung des Rüthener Stadtrechts auf andere Städte des Sauerlandes. Das besondere eheliche Güterrecht hielt sich bis 1860. Seit 1937 nur noch Titularstadt im Amt Rüthen.

Gericht

Stadtgericht ursprünglich unter einer Linde bei der St. Nikolauskirche, unter einer Linde vor den Stadttoren für die Bauerschaften. Freiding unter einer Linde vor der Burg. Dingstätten der Markgenossenschaft an Markengrenzen: Dinkbuche, Klockenbuche.

Stadtsiedlung

Bauliche Entwicklung

Planmäßige Anlage in unregelmäßiger, durch das Gelände bedingter Form. Gitterförmiges Straßennetz mit jüngeren Nebenstraßen. Hausstätten (Solstätten) regelmäßig groß 40 ar Seßgard oder alter Rüthener Morgen, in Nordsüd-Richtung. Im Westen die untere Stadt mit leiterförmigem Straßennetz, im 0sten die fast gleichzeitig angelegte obere Stadt. Marktplatz in Stadtmitte, daneben Hauptmarkt im Stadtgraben vor dem Schneringer Tor, hier später Kuhmarkt.

Die Aufteilung in 4 Bauerschaften (später Quartale, Viertel) entspricht den 4 Dorfschaften. Bebaute Fläche der Stadt : 28 ha. Entfernung Burgtor-Osterntor : 800 m, Hachtor-Schneringer Tor: 700 m. Zuerst Graben und Wall mit Palisadenkrönung, später Mauer, letzter Teil um 1355 gebaut, 1809 Niederreißung verfügt und auf Abbruch verkauft. 4 Stadttore: Hachttor (porta indaginis), Östere Tor, Schneringer Tor und Burgtor. 11 Türme: Rodenberger Turm, Turm (ohne Namen), Krösen Turm, Pulverturm, Loeseken Schüren Turm, Turm (ohne Namen), Halbe Mond, Bunten Turm, Turm hinter der Widume, Allager, später Hexenturm, 2 Blockhäuser und Turm hinter von Loens Hof. Von Toren und Türmen nur Hachtor und Hexenturm 1954 erhalten (14. Jhdt.).

Befestigung des Stadtbezirks durch Außenlandwehren um die Feldmark mit Warttürmen: Spitze Warte (Olle Junge) und Stumpfe Warte, dazu alte Binnenlandwehren. Ausbau über die Mauern zuerst durch 1 Gastwirtschaft im Möhnetal um 1850, weiter erst nach 1900 einige wahllose Bauten vor dem Hachtor, Östern Tor und am Östern Berge. Siedlungsplan 1949/50 aufgestellt.

Gebäude

In der Stadtmitte bei Gründung das Theatrum, zugleich als Gewandhaus benutzt, als Rathaus seit 1350, erster Rathausneubau 1495. 2. Rathaus, die sogenannte Waage, auf einer 1590 erworbenen anliegenden Solstätte erbaut, baufällig 1726, beide Gebäude abgebrochen und durch Barockbau mit Freitreppe ersetzt 1730. Mehrere Ackerbürgerhäuser in Fachwerk 17./18. Jh. Dazwischen Sandsteinbauten der Burgmannensitze, sogenannte Borge. St.- Johannes-Kirche erbaut kurz nach Stadtgründung, Neubau des Turms 1737, wegen Baufälligkeit geschlossen 1833, Neubau 1873 ff. St.-Nikolaus-Kirche, zweijochiger Hallenbau der 2. Hälfte des 13. Jh., Chor etwas jünger, erweitert 1425, Turmhaube erneuert 1700, Portal 1712. Kapelle Maria de Lapide an der St.-Johannes-Kirche wohl mit der Kirche erbaut, beim Abbruch 1873 erhalten. St.-Pantaleons-Hospital erbaut um 1420, verkauft und abgebrochen 1863; zugehörige Kapelle abgebrochen 1818. Leprosenhaus an der Möhne 1550-1759. Burg etwa 1218 erbaut, Sitz des Schulzen bis zum Verfall der Burg um 1400.

Brände

Große Brände 1355 (größter Teil der Stadt), 1470, 1530, 1654 (Burgstraße), 1739 (quer durch die Stadt von Südosten nach Nordwesten), 1834 (ebenso von Nordwesten nach Südosten).

Bevölkerung

Ältere Einwohnerzahlen

1449: etwa 1.740 Einwohner (E.), 1670: etwa 1.800 E. Jährlich 5-15 Neubürger. Nur ganz wenig nicht bürgerschaftsfähige Einwohner (Beilieger).

Seuchen

Schwarzer Tod 1350. Pest 1570, 1598, 1625. Kontagiöse Krankheit, rote Ruhr und ungarisches Fieber 1673.

Bevölkerungsverzeichnisse

  • Kirchenbücher: seit 1612 (große Lücken 1633-48).
  • Wortgeldbücher 1449 und 1479.
  • Schoßbücher von 1503, 1506, 1520, 1534, 1582, 1601, 1667, 1700 und 1720.
  • Schatzregister: 1664, 1730, 1743 bis 1769.
  • Musterungslisten: 1810, 1817-74.
  • Bürgerlisten 1840-67.

Bürgerechtsquelle-Bürgerbuch

  • Rüthen, Kreis Lippstadt (1200), Protokolle über die Bürgersprache 1602-1700, 282 S; 1700-1722, 258 S. (S. 1-142 betr. Ratswahl); 1724-1762, 106 S. (Stadtarchiv Rüthen). Kämmereirechnungen mit Angaben über empfangene Einzugs- und Bürgergelder 1426-1816, mit einzelnen Lücken (Stadtarchiv Rüthen). Bürgeraufnahme, diesbezügl. Anträge, Bürgerlisten 1677 ff, (Akte des Stadtarchivs Ruthen). Konservierung des Bürgerrechts 1667 ff. (Akte des Stadtarchivs Rüthen).

Abschriften der Mormonen

Staats- und Personenstandsarchiv Detmold

  • 1839-1843 (ev.) Geburten, Heiraten
  • 1823-1846 (Bürgermeisterei/Stadt, Juden) Geburten, Heiraten
  • 1847-1874 (Gerichtsbezirk, Juden) Geburten, Heiraten

Berühmte Personen

  • Christoph Brandis, * Werl, + 05.03.1658 Rüthen, Bürgermeister und städt. Geschichtsschreiber
  • Konrad Röingh, ~ 07.06.1614 Rüthen, + 17.04.1678 Rüthen, Bürgermeister und städt. Geschichtsschreiber.
  • Friedrich Adolf Sauer, * 01.01.1765 Berge, + 14.02.1839 Arnsberg, Pfarrer in Rüthen 1790-1803, eröffnete hier den ersten Normalkursus (Lehrerbildungsstätte), erste Normalschule im Herzogtum Westfalen.
  • Johann Suitbert Seibertz, westfälischer Geschichtsschreiber, war 1820-1830 Justizamtmann in Rüthen.

Jüngere Einwohnerzahlen

1805: etwa 1.600 Einwohner (E.), 1818: 1.714 E., 1822: 1.801 E., 1837: 1.863 E., 1843: 2.040 E., 1858: 1.830 E., 1871: 1.700 E., 1885: 1.723 E., 1895: 2.018 E., 1905: 2.218 E., 1925: 2.239 E., 1933: 2.393 E., 1939: 2.622 E., 1946: 3.489 E., 1950: 3.541 Einwohner.

Sprache

Die niederdeutschen Mundart von Rüthen war noch 1954 bei der älteren Generation fest im Gebrauch; sie gehört in den Unterraum Arnsberg-Paderborn-Herford des Westfälischen. Kennzeichen: sie `(ich) bin', bujjen 'bauen', mui `mir' und `mich'.

Wirtschaft

Handel und Gewerbe

Stand 1954: Neben altem Handwerk hauptsächlich Landwirtschaft. 1590 Neukultivierungen, zuletzt 1917/18 am Kallenhardter Berg. Rüthen Mitglied der Hanse mit eigenem Recht, Maß und Gewicht. 1350 zwei Märkte, ab 1532 zwei Jahrmärkte und 2 Wochenmärkte. Seit 1696 fünf (um 1845: vier) Kram- und Viehmärkte, 1954 vier Schweinemärkte und eine Kirmes. Bedeutender Schafhandel. Tuche vornehmlich aus Brabant; Tuchhändler aus Belecke, Medebach und Frankenberg. Seit 1300 vor dem Schneringer Tore (Windmolenberg) Mühlen erwähnt, ehemals 8 Mahlmühlen an Möhne, Rißnei und Kützelbach, davon 1954 noch 3, daneben Sägemühlen. Bergregalien auf Silber um 1390, Blei 1550-1680, ferner auf Toneisenstein, Rötel, Ocker, Alaun und Marmor. 2 Kalkbrennereien bis 1800, mehrere Betriebe für den Rüthener Grünsandstein. 1 kommunale Ziegel- und Dachpfannenbäckerei um 1500; Ziegelherstellung und Torfstecherei „auf der Möhne" am Ende des 19. Jhdts. Um 1800 Herstellung von Schmierseife; auch Lohgerber und Bäcker, Rüthener Metzger besuchten auch Märkte von Kassel. Um 1845 war bedeutender nur noch Gerberei, daneben um 1840: 3 Kaufleute mit Rechten und 4 bis 6 Höker ohne die Rechte. Papierfabrik am Rißneibach 1850-90. Zigarrenanfertigung vorübergehend Ende des 19. Jhdts. 1954 mehrere Sägewerks- und Holzbearbeitungsbetriebe. 1 kleine Kleiderfabrik 1939. Öltanklager 1939-45 (demontiert). Ferner 2 Kornbranntweinbrennereien. 1954 gilt Rüthen als Luftkurort, Sommerhalbjahr 1949: 1.800 Übernachtungen.

Verkehr

Stand 1954: Rüthen erhielt 1840 feste Straßenverbindungen nach Brilon und Belecke-Neheim-Hüsten, Kallenhardt-Nuttlar, Oestereiden-Lippstadt und nach Warstein. Kleinbahn Soest-Belecke-Rüthen- Brilon der Westfälischen Landeseisenbahn (1900).

Verwaltung

Rat

Der Schulze (1200 scultetus) als landesherrlicher Beamter und Ministerialer verwaltete die Stadt zunächst grundherrschaftlich. Mit der Erbauung der Burg, etwa 1218, war er als „officiatus", Amtmann des Landesherrn. Mit dem Verfall der Burg ging auch sein Amt kurz nach 1400 ein. Er wurde durch den Amtsdrosten (später Justizamtmann, Landrat) ersetzt. 1243 magister consulum. Der Rat bestand zunächst aus 6 Mitgliedern (1282), bald aus 12. 1312: 1 proconsul und 11 consules. 1377 proconsules et consules oppidi ;1382 „ratlude to Ruden". Rezeß von 1584: Jährlich am 2. Sonntag nach Galli (Churtag) Neuwahl von 6 Ratsherren, darunter 1 Bürgermeister und 2 Akziseherren, durch 8 Churherren. Dazu wählte die Bürgerschaft am Samstag vor der Chur 24 Wahlmänner, von denen am Churtag 4 Churherren aus dem abgehenden Rat gewählt wurden, weitere 4 vom sitzenbleibenden Rat aus der Gemeinheit, unter Zuziehung eines kurfürstlichen Obmanns. Durch die hessische Regierung geändert 1805: 1 regierender Bürgermeister, 1 Proconsul und 2 Ratsbeisitzer (Assessoren). 1810: 1 Schultheiß (Staatsbeamter) und 4 frei gewählte Gemeinderäte, an deren Zustimmung der Schultheiß gebunden war.

1828: 1 Bürgermeister und 2 Beigeordnete (königliche Beamte, seit 1837 wieder städtische). 1840: Magistrat aus 1 Bürgermeister und 3 Ratsherren. Später war einer der Ratsherren Beigeordneter. Seit 1934 Bürgermeistereiverfassung, Personalunion mit dem Amt Altenrüthen bis 1937, dann Vereinigung von Stadt und Amt Altenrüthen zum Amt Rüthen.

Gericht

Unter Befreiung vom Gogericht eigener Stadtrichter (niedere Gerichtsbarkeit) für Rüthen (1253 judex in Rüthen). Im 15. Jh. Personalunion mit dem Gogericht (1478). Das Schöffenkollegium bildete der Rat. Mitte 16. Jhdts. verschwand der Stadtrichter, seine Zuständigkeit ging über auf den Rat, dadurch Streit mit dem Gografen, der um 1630 geschlichtet wurde: Der Gorichter hatte in Zivilsachen konkurrierende Gerichtsbarkeit mit der Stadt, aber alleinige Halsgerichtsbarkeit über Stadt und Stadtdörfer. Vertreter des Stadtrichters war der von ihm gesetzte Frone, nach ihm der vom Magistrat gesetzte 2. Frone. Später wurde der Frone zum bloßen Gerichtsdiener.

  • Stadtgericht auch zuständig für femewrogige Sachen, für Sachen „von erflicken vryengude" erst seit 1345. Mit dem eigenen Freistuhl vor dem Rathaus seit 1346 hatte der Magistrat die Jurisdiktion in Zivil- und Strafsachen errungen.
  • Ratsgericht: Der Rat übernahm zunächst die richterlichen Befugnisse des Schulzen, dann die des Stadtrichters, weiter das Bauergericht und Holzgericht, Freigericht; er war Obergericht für das kurfürstliche Gericht als Untergericht, auch für den Drosten, ferner die Städte Warstein, Kallenhardt, Belecke, Winterberg, Hallenberg, Geseke, Werl, Schmallenberg und Medebach. Oberinstanz für das Ratsgericht waren Landdrost und Räte.
  • Geistliches Gericht: Archidiakonal- oder Synodalgericht (Sendgericht) jährlich zweimal in der St.-Johanns-Kirche durch den Propst zu Soest, später dem Pfarrer übertragen, erloschen 1812.
  • Ab 1806: Justizamt Rüthen unter Wegfall von städtischer Gerichtsbarkeit und Schöffenkollegium.

Bürgerschaft

Ursprünglich Vertretung der Bürgerschaft durch einen Ausschuß, „die Weisheit" und die Ältesten. Einmal jährlich am 1. oder 2. Sonntag nach der Ratswahl Bürgersprache. 1579-84 versuchten die Zünfte vergeblich, mit Hilfe der Schützen Anteil an der Stadtverwaltung zu erlangen. Seit 1584 Gemeindevertretung durch einen Ausschuß von 24 Personen (Gemeinheitsrepräsentanten), 6 aus jedem Quartal; vervielfacht bei wichtigeren Angelegenheiten zum 48er, 96er (großen) Ausschuß. 1803 ff.: 6 Bürgerrepräsentanten. 1810: 4 Gemeinderäte als Gemeindedeputierte. 1828: 2 Beigeordnete. 1837: Repräsentantenversammlung, bestehend aus 1 Vorsteher und 8 Stadtverordneten. 1856: Westfälische Städteordnung.

Landesherrschaft

Landesherren

Reichstage

Rüthen. bildete mit dem Gogericht ursprünglich ein Marschallamt. 1246 marscalcus de Rüthen Kurz nach 1400 übernahm der Amtsdroste das Marschallamt.

Kriegswesen

Wehrhoheit

Wehrhoheit von Stadt und Landesherrn. Verteidigung der Stadt nur durch die Bürgerwehr, die aus der für den Innendienst aus der Bürgerschaft gebildeten Rottmannschaft bestand: aus jedem Quartal 5 Rotten zu je 12 Mann, von denen 1 Rottmeister war. Ferner für den Außendienst Wehrpflicht der Bürger und Einwohner, Aushebung des 3. Mannes durch den Landesherrn, Musterung durch einen kurkölnischen Hauptmann. Erste Militäraushebungen um 1790.

Schützengilden

Nach 1500 Vereinigung zu Gesellschaften: Bürgerschützen, dazu ab 1770 Junggesellenschützen (grote und lütteke Schütten). Seit 100 Jahren rein gesellschaftliche Vereinigungen.

Garnison

Seit 1580 wurden die kurfürstliche Miliz abwechselnd durch die Städte unterhalten. Landwehr-Batl. Rüthen 1814.

Siegel, Wappen, Fahne

Wappen Ruethen.gif Beschreibung:

Wappen: Wappen, angeblich seit 1464: In Silber ein durchgehendes schwarzes Kreuz (Kurköln), in der Mitte belegt mit einer roten Raute und von 4 ebensolchen Rauten bewinkelt. Die Raute redendes Ortszeichen.

Siegel: Großes Stadtsiegel (1282) : Über dem mit Zinnen gekrönten und von 2 Türmen geschützten Stadttore der Stadtherr, der Kölner Erzbischof, wachsend in vollem Ornat, in der rechten Hand den Stab, in der linken Stadtbrief und Siegel haltend. Erneuert in ähnlicher Form 1651. Kleines Stadtsiegel 1326: Brustbild des Kölner Erzbischofs. Siegel der Burgmannschaft 1259: Zinnenmauer mit Turm, begleitet von Schlüssel und Krummstab ; 1326: Kölner Petrus unter einem Burgtor sitzend. Gerichtssiegel (1549): Stadtwappen und darüber St. Johannes Bapt. mit dem Gotteslamm.

Stadtfahne: rot-schwarz-weiß ohne oder mit Wappen im oberen weißen Drittel.

Finanzwesen

Münzwesen

  • Münzstätte der Erzbischöfe von Köln durch Erzbischof Adolf von Köln geplant bei Gründung der Stadt (Gründungsurkunde). Prägungen sind bisher nicht bekannt geworden.
  • Notgeld, ausschließlich Papier, 1923: 1, 2, 5 Mill.; 10, 20, 50 Md.

Steuern

Landesherrliche Bede, Wortgeld aus Gericht usw. Um 1600 Schoßgeld aus 2 Mühlen und etliche Rauchhühner. Dazu Schatzungen (Land-und Viehschatzungen), Kopfsteuer und Schornsteinsteuer. Städt. Steuern: Akzise als Verbrauchssteuer, älteste Art Bierakzise oder Muttenziese. Später Pforten-, Mühlen-, Waagen-, Wollen-, Hammelziese usw. Auswendige Akzise. Dazu vielseitige sonstige Abgaben: Burgeld, Wake, Garten- und Wiesengeld, Bürgergeld, Schutzgeld von Judengeleide, Eimergeld. 1806 hessisches Steuersystem: Grund-, Gewerbe- und Viehsteuer. 1844 preußische direkte Staatssteuern: Grund-, Klassen- und Gewerbesteuern.

Zölle

Zollrecht laut Gründungsurkunde von 1200.

Stadtgebiet

  • Die Stadt wurde gebildet durch Zusammentritt von 4 Dorfschaften: Schneringhausen und Evinghausen aus dem Möhnetale (untere Stadt), Haderinghausen aus dem Möhnetal und Meeste aus dem oberen Risneital (obere Stadt). Sie bildeten in der Stadt wieder 4 Bauerschaften: die Schneringer, die Niedere, die Mittlere und die Oestere Bauerschaft. Später wurden, meist teilweise, aufgesaugt: Bosinghausen von der Sehneringer, Kortzelinghausen und Elwardeshausen von der Niederen, Wulmeringhausen, Ettinghausen und Ölinghausen von der Mittleren und Oesteren Bauerschaft.
  • Brunwardinghausen blieb erzbischöfliches Schulzengut, wurde als castrum ausgebaut, der Ort ging in der Oesteren Bauerschaft auf.
  • Zugehörigkeit zu den scharf abgegrenzten städt. Bauerschaften durch den Besitz einer Solstätte bestimmt. Die Hufenverfassung bestand bis etwa 1400, dann Angleichung der Bauerschaften (burscapen) zu sog. Quartalen, Vierteln als reine Verwaltungsbezirke. Die alten Bauerschaften später nur noch in den Huden (Viehgenossenschaften).
  • Das ursprüngliche Samtgebiet der zur Stadt vereinigten Dorfschaften zerfiel in engeren und weiteren Stadtbezirk. Engeres Weichbild innerhalb der Ringmauern einschließlich der vorgelagerten Gärten und Kämpe, abgegrenzt durch einen Weg. Weiteres Weichbild abgegrenzt durch Landwehr, Friedepfähle, Eigentumsschnade, aber allmählich infolge von Mitberechtigungen der Nachbargemeinden durch Rezesse auf die sogenannte Hudeschnaden verkleinert und 1812 ein Waldteil an die Stadt Kallenhardt abgetreten. Erweiterungen zum Sozietätsverband mit den Dörfern Altenrüthen, Meiste und Kneblinghausen (Pfahldörfer; später Stadtdörfer) als auswärtige Bürger (Buterland) seit etwa 1548, aufgelöst 1838, seitdem wieder Stadtbezirk.
  • 1807 (Justiz-)Amt Rüthen, erweitert um Kallenhardt aus dem Gericht Belecke,
  • 1808-1828 Schultheißenbezirke
  • 1828-1843 Bürgermeisterei
  • 1837 revidierte Städteordnung, Stadt Rüthen,
  • 1843/45-1937 Amt Altenrüthen
  • Gebiet 1858: 3.861 ha, 1951: 3.845 ha.
  • 1937 Amt Rüthen mit Altenrüthen, Drewer, Effeln, Hemmern, Hoinkhausen, Kallenhardt (bis 1808 Stadt), Kellinghausen, Kneblinghausen, Langenstraße mit Heddinghausen, Miste (seit 1911: Meiste), Menzel, Nettelstädt, Oestereiden, Suttrop, Weickede, Westereiden.
  • 1937 Titularstadt Rüthen in das Amt Rüthen, zuvor Amt Altenrüthen.
  • 1975 kommunale Neugliederung: 1975 Stadt Rüthen mit der Stadt Rüthen und den Gemeinden Altenrüthen, Drewer, Hemmern, Hoinkhausen, Kallenhardt, Kellinghausen, Kneblinghausen, Langenstraße-Heddinghausen, Meiste, Menzel, Nettelstädt, Oestereiden, Weickede, Westereiden.

Ortsteile

Rüthen hat die folgenden Ortsteile:
Altenrüthen, Drewer, Hemmern, Hoinkhausen, Kallenhardt, Kellinghausen, Kneblinghausen, Langenstraße-Heddinghausen, Meiste, Menzel, Nettelstädt, Weickede und Westereiden.


Wappen der Stadt Rüthen Ortschaften von Rüthen  -   ( Kreis Soest )

Altenrüthen  |   Drewer  |   Hemmern  |   Hoinkhausen  |   Kallenhardt  |   Kellinghausen  |   Kneblinghausen  |   Langenstraße-Heddinghausen  |   Meiste  |   Menzel  |   Nettelstädt  |   Weickede  |   Westereiden


Kirchenwesen

Bistümer seit Mittelalter

Erzbistum Köln, Archidiakonat Soest, seit 1823 Erzbistum Paderborn, seit 1832 Dekanat Rüthen

Katholische Kirchen

Webseite www.katholische-kirche-ruethen.de (09.2007)

St. Nikolauskirche (Stadtkirche)

Stadtkirche St.Nikolaus
Informationstafel

Nach der Stadtgründung entstand als Vorgängerin der heutigen Kirche eine Nikolauskapelle. Um 1300 wurde das heutige Gotteshaus errichtet. 1699 erhielt die Kirche den typischen Barockhelm.



St. Johanneskirche

kath. Kirche St. Johannes d. Täufer

Die Kirche war vermutlich die älteste Pfarrkirche Rüthens. Sie war dem Hl. Johannes dem Täufer geweiht und stand an gleicher Stelle. Wegen Baufälligkeit wurde sie 1833 geschlossen. Zwischen 1872 und 1874 wurde die heutige Kirche erbaut.



Reformation

Infolge der Truchseßschen Unruhen kam Rüthen 1583 für l Jahr zur Augsburger Konfession. Nur die Hospitalkapelle verblieb den Katholiken. Seit 1600 vereinzelte Ev. Ev. Filialgemeinde Belecke-Warstein 1847. Seit 1945 Zuwachs durch Evakuierte und Flüchtlinge, eigener Pfarrer. Kreissynode Soest.

Bekenntnisse

1849: 1.923 Kath., 21 Ev., 1919: 2.215 Kath., 37 Ev., 1946: 3.088 (88%) Kath., 387 Ev., 1949: 3.189 Kath., 416 Ev.

Juden

Erster Jude 1587. 1612: 3 Familien, 1627: 4 Familien, 1672: 5 Familien, 1727: 9 Familien, 1802: 7 Familien, 1810: 41 Juden, 1840: 78 Juden, 1849: 62 Juden, 1895: 37 Juden. Hauptsächlich Metzger und Viehhändler. Zeitweise eigene Synagoge zwischen 1810 und etwa 1890.

Wohlfahrtspflege=

Stand 1954: St.-Pantaleons-Hospital 1420-1863, als Armenhaus fortgeführt bis 1900, dann vom kirchlichen Krankenhaus übernommen. Leprosenhaus 1550-1759. Kapuzinerkrankenhaus 1779-1803. Kirchliches Krankenhaus 1889. Erste Apotheke um 1715. Wasserleitung begonnen 1910. Ausbau der Kanalisation ab 1912, größtenteils vollendet 1949. Elektrizität seit 1914.

Bildungswesen

Schulen

Stand 1954: Schule zuerst erwähnt 1322. Deutsche Schule ab 1580, seitdem Übergang des gesamten Schulwesens auf die Stadt. Mädchenunterricht seit 1658. Spinnschule 1842-48. Nähschule im St. Josephs-Haus seit 1937. Sonntagsschule gegr. 1851, 1954 als gewerbliche Berufsschule. Gymnasium von Brilon verlegt 1804-12. Höhere Stadtschule (Rektoratschule) 1869-1910/11. Normalschule 1795-1803, insbesondere zur Vorbereitung der Lehrer. Provisorische Lehrerbildungsanstalt 1876, als Lehrerseminar 1883 bis 1926. Staatliche Oberschule in Aufbauform ab 1926.

Kulturelle Leistungen

Seit 1700 waren die Rüthener Bildhauer gechätzt (Holz und Grünsandstein).

Zeitungen

Rüthener Volksblatt, Ortsausgabe des Patriot, Lippstadt, 1914-31.

Bibliografie

  • Bau- u. Kunstdenkmäler des Kreises Lippstadt,
  • Bender, Geschichte der Stadt Rüthen. (1848).
  • Brand, Jos.: Studien zur Dialektgeographie des Hochstiftes Paderborn und der Abtei Corvey (1914).
  • Cramer, Adolf: Erinnerungen an meine Jugendzeit in Rüthen 1934-1948. Verlag: Books on Demand GmbH, Norderstedt (2008) ISBN 978-3-8370-6226-7
  • Hävernick, W.: Münzen von Köln, Bd. I, 5. 205 (1935).
  • Heimatgesch. der Stadt Rüthen, Festschrift 1200-1950 (1950).
  • Lappe, J.: Die Verfassungsgeschichte der Stadt Rüthen, Trier, Lintz 1913
  • Preising: Rüthen in geschichtlichen Einzelbildern (1924).
  • Rüthen in geschichtlichen Einzelbildern, herausgegeben von Preising, Lippstadt 1924
  • Rüthener Stadtrecht, in: Seibertz, Die Statuten und Gewohnheitsrechte des Hzt. Westfalen (1839).
  • Viegener, F.: Die Waldmastgenossenschaften der Stadt Rüthen, Münster, Dissert. 1927.
  • Viegener, Die Waldmastgenossenschaften der Stadt Rüthen, ein Beitr. zur westfälischen Siedlungsgesch. (1927).
  • N. N., Staatl. Aufbauschule 1926-51 (1951).
  • 500 Jahre Bürgerschützen Rüthen, Festschrift (1949).

Bibliografie-Suche

Archive

  • Rüthen/Stadtarchiv,
  • Archiv des Altertumsvereins in Paderborn
  • Landständisches Arch. im Stadtarch. Arnsberg.

Historische Quellen

Bilder, Fotos und historische Karten

Icon images.svg Commons-Kategorie: Rüthen – Bilder, Videos und Audiodateien

Weblinks

Offizielle Webseiten

Genealogische Webseiten

Historische Webseiten

Zufallsfunde

Oft werden in Kirchenbüchern oder anderen Archivalien eines Ortes Personen gefunden, die nicht aus diesem Ort stammen. Diese Funde nennt man Zufallsfunde. Solche Funde sind für andere Familienforscher häufig die einzige Möglichkeit, über tote Punkte in der Forschung hinweg zu kommen. Auf der folgenden Seite können Sie Zufallsfunde zu diesem Ort eintragen oder finden. Bitte beim Erfassen der Seite mit den Zufallsfunden ggf. gleich die richtigen Kategorien zuordnen.

Private Informationsquellen- und Suchhilfeangebote

Auf der nachfolgenden Seite können sich private Familienforscher eintragen, die in diesem Ort Forschungen betreiben und/oder die bereit sind, anderen Familienforschern Informationen, Nachschau oder auch Scans bzw. Kopien passend zu diesem Ort anbieten. Nachfragen sind ausschließlich an den entsprechenden Forscher zu richten.



Kreis-Soest_Wappen.gif Städte und Gemeinden im Kreis Soest (Regierungsbezirk Arnsberg)

Anröchte | Bad Sassendorf | Ense | Erwitte | Geseke | Lippetal | Lippstadt
Möhnesee | Rüthen | Soest | Warstein | Welver | Werl | Wickede


Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis


Dieses Bild gehört zum Ort mit der GOV-Kennung RUTHENJO41FM


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