Sankt Arnold/Bruder Kostka Wasel
Aus dem Leben eines schlichten Steyler Klosterbruders, der auf wundersame Weise zum Werkzeug Gottes wurde.
Bruder Kostka - ein Werkzeug Gottes
Im Münsterland erbauten die Steyler Missionare SVD 1928/1929 ein Missionshaus mit Internatsschule für den Priesternachwuchs. Viele Patres und Fratres sind hier in Neuenkirchen-Land - ab 1931 in “St. Arnold” umbenannt - ihrer segensreichen Arbeit nachgegangen, ob als Lehrer an der Schule oder als Priester in den benachbarten Pfarreien, ob als Pförtner im Missionshaus, als Schuster, Schmied oder Melker usw. in der sogenannten Ökonomie des auf Selbstversorgung ausgerichteten Klosters St. Arnold. Einige waren nur kurze Zeit hier, andere fanden auf dem Klosterfriedhof ihre letzte Ruhe.
Besonders ein Grab auf dem Klosterfriedhof dieses Missionshauses St. Arnold für die verstorbenen Patres und Brüder fällt durch Blumenschmuck und sorgfältige Grabpflege auf:
In der 6. Reihe auf der rechten Seite findet man das Grab eines gewissen Bruders Kostka Wasel, auf das auch bereits ein Hinweisschild auf dem Zugang zur Mariengrotte hinweist und bei vielen Besuchern die Frage aufwirft:
Seine Jugend
Geboren wurde er als Josef Wasel am 28. März 1868 in Allrath bei Grevenbroich. Seine Eltern waren der Schafhirt Christian Wasel und dessen Ehefrau Josefina.
Josef Wasel war das zweitälteste der 8 Kinder. Da er aufgrund seiner Konstitution schnell kränkelte,
konnte er sehr häufig die Schule nicht besuchen und versäumte im Unterricht sehr viel.
Er fand nach der Schulentlassung einen Arbeitsplatz auf einem Bauernhof als Pferdeknecht.
Im sonntäglichen Gottesdienst hingegen fehlte er nie. Die Missionspredigten zweier Missionare aus dem 1875 gegründeten Steyler Missionskloster St. Michael,
die er in der heimatlichen Kirche hörte, beeindruckten ihn sehr und ließen in dem ruhigen und zurückhaltenden Mann den Wunsch reifen, auch in
die Mission zu gehen und dort zu helfen.
Er ließ sich auch durch alle Hinweise auf seinen Gesundheitszustand und die klimatischen Bedingungen und Gefahren in den Missionsgebieten nicht beeinflussen.
Mit 28 Jahren machte er sein Vorhaben wahr, verließ sein Elternhaus und
brach alle Brücken hinter sich ab.
Am 14. August 1896 hatte er sein Ziel erreicht und wurde in Steyl aufgenommen.
Sein Namenspatron
Stanislaus Kostka (1550-1568) hatte sich in Rom, wo er studierte, gegen den Widerstand seiner einflussreichen Eltern, die dem polnischen Hochadel angehörten, dem Orden der Jesuiten angeschlossen.
Mit seinem älteren Bruder zusammen hatte er seit 1564 an einem Jesuitenkolleg in Wien studiert. Während der Bruder dort ein ausschweifendes Leben geführt haben soll, wuchs in dem jungen Stanislaus der Wunsch, dem Jesuitenorden beizutreten. Er hatte bereits mehrere Visionen von Jesus gehabt und fühlte sich berufen, die Jesuiten in Österreich lehnten aber seine Aufnahme mit Rücksicht auf die einflussreichen Eltern ab.
Er floh deshalb erst nach Augsburg, dann gelang ihm auch trotz aller Nachstellungen durch die Familie die Flucht weiter nach Dillingen, wo ihn Petrus Canisius prüfte und sodann nach Rom schickte, wo ihn dann der Ordensgeneral Franz von Borgia an seinem 17. Geburtstag als Novizen aufnahm. Der Vater soll wegen dieser Schmach getobt und ihn selbst in Rom mit Entführung und Kerkerhaft bedroht haben.
Er starb - noch als Novize - aber nach kurzer schwerer Krankheit bereits mit 18 Jahren.
Die Seligsprechung erfolgte fast 100 Jahre später, 1670. - Heilig gesprochen wurde Stanislaus Kostka 1726.
Das Wunder
Im Februar des Jahres 1929 erkrankte Bruder Kostka schwer. Er hatte die besonders am rechten Bein aufgebrochenen
Frostbeulen und die am Bein herunter laufenden nassen Ausscheidungen anfangs ignoriert und sich erst nach einem zusätzlichen
Grippeanfall gemeldet, aber da eiterten die Wunden doch schon sehr stark. Der Verband wurde täglich gewechselt, aber am rechten Bein
zeigten sich bei ihm trotzdem keine Besserungen. Als er so einmal im Lehnstuhl saß, das Bild des Ordensstifters vor sich, soll er
zu ihm gesagt haben: „Vater, du hast mich so oft angeschmiert, (Anm. d. Verf.: Weil Janssen ihn nie in die Mission entsandt,
sondern ihm immer wieder andere Aufträge gegeben hatte) jetzt kannst du mir auch mal meine Beine heilen.
Das ist für dich eine Kleinigkeit!“
Hinter sich will er dann eine Stimme gehört haben, die ihm sagte:
“Dein Bein ist heil. Geh ins Wasser. Es wird auch nie wieder krank!”
Der Verband wurde gelöst, das Bein hatte fast normales Aussehen, an den Stellen der früheren Eiterungen waren ziemlich starke Narben.
Der Vorgang wurde schnell bekannt, aber er blieb ein internes Hausgespräch und wurde nicht nach Steyl und auch nicht Rom gemeldet.
Erst 5 Jahre später erfuhr der damalige Vizepostulator davon, der sich auch gleich an den Generalsuperior Grendel in Rom wandte.
Der Wunderprozess 1935 - 1936
Der Wunderprozess vor dem Gerichtshof in Trier begann am 31. Oktober 1935 unter dem Vorsitz des Bischofs und zog sich mit
den Verhören, Untersuchungen, Übersetzungen etc. noch bis zum 31. März 1936 hin. Die Akten gingen nach Rom, wurden aber
erst fast 40 Jahre später nach Veröffentlichung des päpstlichen Dekrets über die heroischen Tugenden des Ordensgründers
Arnold Janssen zur Eröffnung des Apostolischen Wunderprozesses wieder hervorgeholt.
Die römische Ärztekommission und auch die Offiziale der Kongregation für Selig- und Heiligsprechungen erklärten dabei
wiederholt, dass sie seit Jahren nicht einen so klaren, genauen und durchsichtigen Prozessbericht verhandelt hätten.
Bruder Kostka ging mit seiner Heilung als wesentlicher Bestandteil in den Seligsprechungs- und damit auch in den
Heiligsprechungsprozess des Ordensgründers Arnold Janssen ein.
Ein Leben in Buße
Zur Lüge nicht fähig
Pater Carl Friedrich hat viele Gespräche mit Bruder Kostka geführt, um sich ein genaues Bild von diesem durch und durch gläubigen Mann zu machen, der ihn aufgrund seiner Schilderungen und Bekenntnisse, aber auch gerade aufgrund seiner begnadet schlichten, ja fast kindlichen Wesensart für absolut glaubhaft hielt, zur Verstellung oder Lüge nicht fähig.
Ein Leben in Buße
Bruder Kostka geißelte sich nach diesen Feststellungen selber, beginnend mit 37 Jahren. Bis zum Alter von 60 Jahren trug er einen Bußgürtel, eine Kette mit Zacken. Der Bruder Schmied weigerte sich die Zacken so scharf zu machen, wie Bruder Kostka es gern gehabt hätte
Kurz nach Mitternacht stand er tagtäglich auf, kleidete sich an und ging in die Kapelle, von 0.30 Uhr bis 02.00 Uhr, vom 60. Lebensjahr ab 03.00 Uhr zuerst zum Hochaltar, dann zum Marienaltar.
Pater Friedrich berichtete:
„Wenn die anderen Hausbewohner um 5 Uhr zur Kirche kamen, hatte Bruder Kostka immer schon zwei Stunden im Gebet ausgeharrt. Tagsüber zeigte er keine Ermüdung, gönnte sich zur Mittagszeit keine Siesta, war nicht verstimmt oder niedergedrückt und zeigte auch sonst nichts Auffallendes in seiner Haltung.“
Noch zwei Monate vor dessen Tod konnte sich Pater Friedrich anlässlich eines Besuches in St. Arnold persönlich davon überzeugen, dass Bruder Kostka noch immer an seinen nächtlichen Anbetungen festgehalten hatte, mit Erlaubnis des Rektors, aber unbemerkt von seinen Mitbrüdern im Hause.
Die Stimme Gottes
Nicht unumstritten war auch die „Stimme“, auf die sich Bruder Kostka manchmal berufen hatte, die er gehört haben will.
Im Okt. 1946, nach dem Besuch von Pater Friedrich in St. Arnold, und zwei Monate vor seinem Tod schrieb er an einen Mitbruder in St. Wendel:
„Doch die Stimme Gottes klang anders und hat sich vollständig bewahrheitet, wie OP. Friedrich sagte. Er war einige Tage bei uns hier. Er hat sich sehr gefreut, dass alles so eingetroffen ist, wie die Stimme 1936 oder 1937 gesagt hat. Es werden euer viele des Märtyrertodes sterben. Das Militär wird die Oberhand bekommen, und dann ist es aus mit den Nazis. Es werden viele austreten. Du aber bleib bei ihr. Das Viele macht es nicht. Ich will innerliche Stimmen gleich dem Stifter und P. Freinademetz. (Anm. Mit Arnold Janssen 2003 heiliggesprochen) Darauf habe ich geantwortet: ``Ja, Herr, muss ich das noch alles erleben? -´Ja, vieles wirst du noch erleben, aber nicht alles.` Danach verschwand die Stimme.“
Seine Vision
Kein Sterbenswort verlor Bruder Kostka auch in all den Jahren über das, was er als großes
Geheimnis nicht einmal seinem Beichtvater anvertraute.
Als Pater Carl Friedrich ihn dann aber eines Tages nach dem Grunde für seine ungewöhnlich harte Lebensführung in Sühne und
Buße fragte, gab er treuherzig zu verstehen, dass er jeden Tag während der hl. Messe parallel die Leidensgeschichte Jesu
bildhaft erlebe und dass er so verstanden habe, dass man dem Gekreuzigten nicht ähnlich werden könne, wenn man nicht auch wie er
Leid und Sühne auf sich nehme.
Pater Carl Friedrich, dem er sich immer glaubensvoll anvertraute, protokollierte u.a. folgendes:
„Das Wesen ist immer das gleiche, mag die hl. Messe lang oder kurz sein. Bei jeder Messe treten die Einzelheiten der Passion vor
meine Seele und vor des Glaubensauge und zwar so, wie sie sich in der Karwoche vollzogen haben. – Die handelnden Personen in
der damaligen Tracht, mit ihren äußeren Bewegungen und oft auch in ihrer Herzensgewinnung treten vor das Glaubensauge. Ich
nehme dann wahr, wie die Personen von der Hölle aufgepeitscht werden, wie sie in Wut geraten, wie sie ihre Leidenschaft an dem
unschuldigen Opferlamm auslassen. Ich sehe die Straßenbilder mit den orientalischen Häusern, ich sehe die nächtliche
Beleuchtung durch Öllampen und durch Fackeln… Schon 40 Jahre sehe ich die Person unseres Herrn und Meisters und zwar bei
jeder hl. Messe. Es ist immer das gleiche erhabene Schauspiel…Die Seele wird immer mehr gehoben von der unendlichen
Erhabenheit der hl. Messe. Sie ist ja wirklich das Größte und Höchste, was Himmel und Erde besitzen.“
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Für Pater Friedrich stand nach all den vielen Gesprächen fest:
„Verstellung und Renommiersucht waren bestimmt nicht im Spiele. Es lag kein Grund vor, ihm Misstrauen entgegenzubringen.“
Für ihn war Bruder Kostka ein „gottbegnadeter Ordensmann“, doch in kirchlichen Kreisen allgemein tat man sich in den 50-er Jahren noch sehr
schwer.
Bedenken gegen eine Veröffentlichung der Aufzeichnngen bezogen sich hauptsächlich auf die Manuskripte von Pater Friedrich, da man nicht
klar abgrenzen konnte,was von Bruder Kostka und was aus seiner Feder stammte.
Ein anderer Ordensbruder schrieb dann ein zusammenhängendes Lebensbild von Bruder Kostka, nahm auch nur Teile von Pater Friedrichs
Aufzeichnungen auf und verteidigte den übernatürlichen Ursprung der Visionen.
Mittlerweile sind bereits 5 Bücher über den Bruder Kostka SVD geschrieben worden. In St. Wendel und St. Arnold hat sich
eine “Bruder-Kostka-Gemeinschaft” gebildet mit bereits über 100 Mitgliedern. Jeden Sonntag treffen sich von 15.30 Uhr bis 16.30 Uhr viele der Mitglieder
zur Fatima-Andacht in der St. Arnolder Klosterkirche nahe der Mariengrotte.
Glauben Sie an Wunder?
Sein Totenzettel
Bruder Josef "Kostka" Wasel (*28. März 1868 in Allrath †01. Dezember 1946 in Sankt Arnold)
Weitere Informationen finden Sie auf der Internet Seite von Bruder Kostka