Johannitersitz Zypern
Hierarchie
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Vorgeschichte: Katholische „Heilige Krieg"
1095 Obwohl Jerusalem eine allgemein zugängliche Pilgerstätte war, nutzten die weströmischen Christen mit der Einführung der Rhetorik des „Heiligen Krieges“ ab 1095 den Twist zwischen den seldschukischen Türken und den ägyptischen Fatimiden für eine militärische Landgewinnung im heutigen „Nahen Osten“. Das Deutsche Reich macht bei den Kreuzzügen nicht mit, es schliessen sich nur kleine Gruppen deutscher Pilger oder Kreuzfahrer an. Die englischen und französischen Kreuzzugsheere, die durch deutsches Gebiet ziehen, werden als "Narretei" bezeichnet. Die Kreuzfahrer werden ausgelacht. Normannen unterstützen den Kreuzzug. Die Teilnehmer an den lateinisch-katholisch sanktionierten „Heiligen Kriegen“ wurden gemäß der päpstlichen Rhetorik alsbald als „Kreuzfahrer“ bezeichnet, dazu diente das von einigen auf ihren Mänteln angebrachte Kreuz. Dadurch sollte ein angeblich religiöser Konflikt herausgestellt werden. Zielvorgabe war zunächst die Vertreibung der Muslime aus den von den Christen als heilig angesehenen Landstrichen, in denen früher Christus gelebt hatte. In nur 4 Jahren besetzten die Kreuzfahrer fast das gesamte Palistana und Jerusalem.
- 1099 Ende des Ersten Kreuzzuges, Erstürmung Jerusalems (grausames Massaker an der Bevölkerung von Jerusalem durch die Kreuzfahrer, kaum ein Bewohner, ob Jude oder Moslem überlebte, auch Frauen und Kinder wurden nicht verschont). So kam es vorher bereits um 1098 bei der Christlichen Besetzung von Antiochia zu erbarmungslosem christlichem Massaker an der muslimischen Bevölkerung.
- So wie alle „Heiligen Kriege“ verkamen auch die Kreuzzüge in Schlachten um die Gewinnung neuen Lebensraumes für die Angreifer und deren Hintermänner. Ein Teil der französischen und normannischen Barone bleibt mit einem Stamm von Rittern im Land und gründet das Königreich Jerusalem sowie weitere Fürstentümer oder Grafschaften.
Johanniterorden
In Folge der Umsetzung der Kreuzzugsidee und deren Folgen entstand auch der Johanniterorden. Er erhielt 1113, in der Hochblüte des Mittelalters, seine Anerkennung regulärer kirchlicher Ritterorden. In dieser Zeit war die "res publica christiana" (zeitliche christliche Völkergemeinschaft) zwischen den orthodoxen (osten) und römisch-katholischen (westen) Christen getrennt. Ein Kreuzzugsdienst im "Heiligen Land" wird für Kreuzfahrer zum Karriere-Sprungbrett bei der Rückkehr nach Europa. Der Nutzen von "Kreuzzügen" ist also für die "Ritter" oft auch ein Eigennutzen.
Habgier und Kreuzfahrerstaaten
Die Habgier der Eroberer führte im fremden Land zur Errichtung von Kreuzfahrerstaaten die bis hin nach Südost-Anatolien (Grafschaft Edessa) reichten:
- Königreich Klein-Armenien
- Grafschaft Edessa
- Fürstentum Antiochia
- Königreich Zypern
- Grafschaft Tripolis
- Königreich Jerusalem
Widerstand der Altbesitzer
Der byzantinische Kaiser Johannes II. beteiligte sich an den Kämpfen zur Vertreibung der Besatzer in den Kreuzfahrerstaaten und eroberte 1137 Antiochia. Gegen Ende des Jahres 1143 gelang auch dem muslimische Feldherr Zengi die Rückergewinnung der nördlich gelegenen Grafschaft Edessa aus der Hand der Kreuzfahrerbesatzer.
2. Kreuzzug der Habgier und Uneinigkeit
Auf einen Hilferuf des um seinen Raubbesitz fürchtenden christlichen Königs von Jerusalem („Outremer“) reagierend, rief Papst Eugen III. erneut zu einem Kreuzzug auf. Er gewährte auch diesen Kreuzfahrern die Vergebung ihrer Sünden. An der Spitze standen der deutsche König Konrad III. und der französische König Ludwig VII. Im Frühjahr 1147 setzte sich das deutsche Heer von Regensburg aus in Marsch, die Franzosen wählten den Seeweg über das Mittelmeer.
Deutscher Plünderkreuzzug
Das deutsche Heer zog durch Ungarn und erreichte ohne besonderen Zwischenfälle das christlich-orthodoxe byzantinische Kaiserreich. Dort angekommen, fingen die Deutschen an, zu plündern, als die Lebensmittel knapp wurden. Der byzantinische Kaiser war darüber so erbost, dass er sich weigerte König Konrad zu empfangen. Die Spannungen nahmen noch weiter zu, als die deutschen Kreuzfahrer sich weigerten, dem Byzantiner als Landesherr die üblicherweise verlangeten Huldigungen darzubringen.
Als die lateinisch-christlichen Heere ohne Genehmigung durch Anatolien zogen, wurden sie bei Doylaeum von lokalen Sarazenen als eigentliche Landesbewohner angegriffen. Das deutsche Heer erlitt schwere Verluste und König Konrad konnte nur auf einem byzantinischen Schiff ins Heilige Land entkommen.
Französische Kreuzfahrer
Den Franzosen erging es nicht besser. Sie wurden von den heimischen Muslimen 1148 in der Nähe von Laodicea erbittert angegriffen. Die Byzantiner verhielten sich abwartend, da der Kaiser von Byzanz das Kreuzfahrerheer wahrscheinlich besiegt sehen wollte.
Gemeinsame Niederlage
König Konrad, der König von Frankreich und der König von Jerusalem beschlossen, mit allen verfügbaren Truppen gegen Damaskus zu ziehen, das ihnen reiche Beute versprach. Sie wurden jedoch von dem syrischen Herrscher und einem grossen Heer des seldschukischen Fürsten von Aleppo vernichtend geschlagen.
So verfehlte auch der 2. Kreuzzug sein Ziel, den Bestand der ungerechtfertigten Besatzung Palästinas und der manifestierten Habgier zu sichern.
Eroberung Zyperns
Mit dem Fall von Akko als letzte Bastion der Kreuzfahrer im "Heiligen Land" verlegten die Johanniter ihren Sitz nach Kolossi auf Zypern.
Zypern lag wahrscheinlich im orthodoxen christichen (oströmischen) Machtbereich, dem „Byzantinischen Kaiserreich“. Aus den Überlieferungen über die Eroberung Zyperns durch den englischen König Richard Löwenherz (1157-1199) geht hervor, dass entweder der Oströmische Kaiser Isaak II. Angelus oder ein zyprischer Kaiser namens Isaak Komnenos in Kolossi sein Lager hatte, das Richard angriff. Dabei wird keine eigentliche Befestigung erwähnt, so dass die Annahme nahe liegt, dass keine solche vorhanden war.
Zyperm, ein Lehen des HRR
Richard Plantagenêt gt. Löwenherz (1157-1199), Graf von Maine (1157-1199), Herzog von Aquitanien (1172 bis 1184 und 1184-1189), König von England (1189 bis 1199), Herzog von Normandie (1189-1199) und Graf von Anjou (1189 bis 1199), verlieh Cypern als Königreich an das Haus Lusignan (1192-1489), als Ausgleich für dessen Verzicht auf Jerusalem.
Johanniter auf Zypern
König Hugo I. von Lusignam zu Zypern (1205-1218) hatte seine damalige Stadt Kolossi im Jahre 1210 den Johannitern verliehen. Vorher war sie an einen Garinus de Colos verlehnt, der abgefunden wurde. Mauerwerksreste östlich, nordöstlich und nördlich der heutigen Turmburg Kolossi werden einer Burg zugeschrieben, die angeblich bald nach 1210 errichtet worden sein soll, demnach dann vom Johanniterorden.
Besitz zu Kolossi
Verwaltungssitz zu Kolossi war der heute noch sichtbare mächtige Turm, welcher 1454 unter dem Großkomtur Louis de Magnac erbaut wurde. Der Turm hat den Charakter eines Wohnturmes. Die Seitenlängen des quadratischen Bauwerkes betragen an der Außenseite 16 Meter und im Innenraum 13,5 Meter. Es erreicht eine Höhe von 21 Metern. In seinem zweiten Obergeschoss befanden sich repräsentative Wohnräume des Komturs.
Limassol: Hauptsitz des Johanniterordens
Während der Kämpfe um Akkon ermorden die Johanniter und ihre Verbündeten noch 1290 - zur Abschreckung - zahlreiche Moslems. Nach dem Fall von Akkon 1291 wurde die nahe Kolossi auf Zypern gelegene Stadt Limassol Hauptsitz des Johanniterordens wie auch des Templerordens. 1302 wurde der Hauptsitz der Johanniter offiziell nach Kolossi verlegt.
Streit mit den Templern
Die beiden Orden wurden in die Thronstreitigkeiten der Brüder Amalrich und Henri II. von Lusignam involviert. Henri wurde vom Johanniterorden unterstützt und Amalrich genoss die Anhängerschaft des Ordens der armen Ritter Christi (auch bekannt als Tempelritter). Während der usurpierten Herrschaft Amalrichs von 1306 bis 1310 war die Burg von Kolossi im Besitz des Templerordens. Die Unterstützung der Templer für Amalrich nützte ihnen wenig. Im Rahmen des durch Papst Klemens V. eingeleiteten Prozesses gegen den Templerorden wurden die Templerritter verhaftet und auf die Burg Kyrenia gebracht. Der Besitz und das Vermögen des Templerordens erhielt zum großen Teil der konkurrierende Johanniterorden.
Hauptsitz nach Rhodos
Nach 3 Jahren schwerer Kämpfe gegen die sich zäh verteidigende Rhodier fiel die Insel Rhodos am 15.08.1309 an die Johanniter-Ritter. Auf Beschluss seines Großmeisters Foulques de Villaret wurde 1310 der Hauptsitz des Ordens von Zypern nach Rhodos verlegt. Die Komturei Kolossi blieb aber als wichtiger Ordenssitz erhalten. Allein die Komturei Kolossi umfasste ein Gebiet von 60 Dörfern.
Die Ordensritter zogen weiterhin finanziellen Gewinn aus der Nutzung Zyperns, speziell aus dem Weinbau und dem Zuckergewinn aus Rohrzucker. 1374 konnte aus dem Gebiet der Zyprioten eine Ausbeute von 10.000 Florins allein an den Hauptsitz auf Rhodos überwiesen werden.
Großmeister auf Zypern
- 1284/5-1293/4 Jean d'Villiers (Verlor Akkon, das Heilige Land mit Jerusalem, + Zypern)
- 1294-1296 Hugo d'Pins
- 1296-1305 Guillaume d'Villaret
- 1305-1319 Foulques d'Villaret (Rücktritt)
Bibliografie
- Aristidou, Ekaterini Ch.: Die Burg von Kolossi durch die Jahrhunderte. Lefkosia, 2005
- Edbury, Peter W.: Kingdom Of Cyprus and the Crusades 1191-1374. New York, 2000
- Hechelhammer, Bodo: Kreuzzug und Herrschaft unter Friedrich II. Ostfildern, 2004
- Maier, Franz Georg: Cypern. Insel am Kreuzweg der Geschichte. Stuttgart, 1964.
- Molin, Kristian: Unknown Crusader Castles. New York und London, 2001.