Denkmalverzeichnis Rommerskirchen/A 41
Denkmal Nr.A 41 Tag der Eintragung: 1991/30.08.
Lage
Sinsteden Alte Dorfstr.4/Gemarkung Rommerskirchen/Flur 7/Flurstück 19
- Geographische Lage
- 51.047354°N 6.659275°O
Beschreibung
Sinstedener Hof
4-flügeliger Backsteinkomplex mit einem alten Wohnhaus von 1776, 2geschossig in 8 Achsen. Backstein im Klosterformat und Steingewände in Andesit-Sohlbänken, datiert durch Wappen über der ehemaligen (heute zugemauerten) Tür; heutiges Wohnhaus 2 geschossig in 2 : 7 Achsen mit einem leicht vorgezogenen 3 achsigen Mittelrisalit, Mansardwalmdach mit 2 geschossigem Giebelhaus, das die mittleren 3 Achsen betont, Backstein mit Werksteingewänden der Fenster und der Tür; zugehörig ein kleiner Gartenpavillon auf rechteckigem Grundriß, Backstein mit Mansardwalmdach. Der Sinstedenerhof ist ein gutes Beispiel für herrschaftliche Backsteinhofanlagen dieser Zeit inmitten der durch die Landwirtschaft geprägten Rommerskirchener Lößplatte. Desweiteren ist er für die Geschichte des Ortes Sinsteden von Bedeutung, insbesondere für die Entstehung und Entwicklung dieses Ortes. Das Anwesen ist darüber hinaus bedeutend für die Entwicklungs- und Produktionsverhältnisse der Landwirtschaft. Für die Erhaltung liegen u.a. städtebauliche Gründe vor.
Bemerkungen
Darstellung der wesentlichen charakteristischen Merkmale des Denkmals
1. Das alte Wohnhaus von 1776
2. Die Tordurchfahrt von 1776
3. Das neue Wohnhaus von 1916/17 mit Knechte-/Mägdeanbau und Anbau einer
Milchstube
4. Der Gartenpavillon
Begründung
1. Aus Anlass einer ungenehmigten Veränderung des Denkmals ist die
Denkmaleigenschaft des Sinstedener Hofes gemeinsam mit dem Rheinischen Amt
für Denkmalpflege überprüft worden. Hierzu wurde das Denkmal am 5. August 2003
besichtigt. Es wurden folgende Feststellungen getroffen:
Der ursprünglich aus einer geschlossenen vierflügligen Hofanlage bestehende
Sinstedener Hof war zwischen 1287 und 1798 ein Hof des Deutschen Ritterordens.
Aus dieser Zeit stammt das sog. alte Wohnhaus von 1776 (Wappen des Deutschen
Ordens mit Datierung über der zugemauerten, straßenseitigen Eingangstüre) und die
in die gleiche Zeit datierte Toreinfahrt (Datierung im Keilstein). Im Jahr 1970 wurden
Scheune und Ställe neu errichtet. In den Jahren 1900, 1916/17, 1941 und später
wurden Ställe umgebaut, verändert und umgenutzt. Ein Teil des Kuhstalls wurde für
das neue Wohnhaus abgebrochen. In jüngster Zeit wurde die historische Scheune
durch einen großen Neubau ersetzt. Seine Lage verringerte den Hofraum und
machte eine Verkürzung des westlichen Stalles (ehemaliger Schaaf- und Schweinestall)
notwendig.
Angesichts der gesamten Beeinträchtigungen ist der im Eintragungstext vom
30.08.1991 als Denkmalwert bezeichnete Typus einer vierflügligen
Backsteinhofanlage so nicht mehr gegeben. Allerdings ist nach Beurteilung des
Rheinischen Amtes für Denkmalpflege der Sinstedener Hof nach wie vor als ein
einziges Denkmal gem. § 2 Denkmalschutzgesetz NRW anzusehen, mit den im
Eintragungstext genannten Bestandteilen.
2. Begründung des Denkmalwerts:
2.1 Der Sinstedener Hof hat Bedeutung für die Geschichte des Menschen, hier
insbesondere für die Wohn- und Lebensweise auf einem großbäuerlichen Anwesen
der zweiten Hälfte des 18. und Anfang des 20. Jahrhunderts.
2.2 Der Sinstedener Hof hat Bedeutung für Städte und Siedlungen, hier insbesondere
für die Gemeinde Rommerskirchen mit dem Dorf Sinsteden für das die
Pächterfamilie des Deutschen Ritterordens, die Familie Sinsteden namengebend
wurde.
2.3 An der Erhaltung und Nutzung des Sinstedener Hofes besteht ein öffentliches
Interesse aus wissenschaftlichen, insbesondere architekturgeschichtlichen und
ortsgeschichtlichen Gründen.
Der Sinstedener Hof war über 500 Jahre lang zwischen 1287 und 1798 ein Hof des
deutschen Ritterordens, Ballei Koblenz. 1776 wurden Hofgebäude neu gebaut. Nach
Ausweis der Tranchot-Karte von 1807/1808 war es eine geschlossene vierflüglige
Anlage.
Aus dieser Zeit stammt das sog. alte Wohnhaus von 1776 und die Toreinfahrt.
Aufriss, Umriss und Material eines zweigeschossigen, achtachsigen Wohngebäudes
der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts mit straßenseitigem Haupteingang,
hofseitigem Nebeneingang und Zugang zum Gewölbekeller sind trotz der
Veränderungen des Inneren und der hofseitigen Beeinträchtigungen des
Erdgeschosses nachvollziehbar.
Das alte Wohnhaus und die Toreinfahrt sind als letzter Rest des historischen
deutschen Ordenshofes in der Lage, die Jahrhunderte währende Tradition dieses
Hofes zu überliefern.
Das neue Wohnhaus von 1916/17 zeugt vom Selbstbewusstsein einer
alteingesessenen, seit Jahrhunderten an derselben Hofstelle lebenden und
wirtschaftenden Familie, deren Geschichte als Pächter des Anwesens und nach der
Säkularisation als Eigentümer bis heute mehr als 550 Jahre währt.
Die zweigeschossige, neubarocke ländliche Villa ist in Aufriß, Umriß und Struktur gut
erhalten. Mit ihrer repräsentativen Grundrißstruktur (Erdgeschoß mit großer Diele,
breiter segmentbogiger Durchlaß zum Treppenhaus, Salon, großer Saal und
Erkerzimmer) und mit den verwendeten Materialien (Parkettböden, Steinplattung)
dokumentiert die Villa ländliche Wohnkultur vom Anfang des 20. Jahrhunderts. Zu
dieser Wohnkultur zählt der Gartenpavillon als Erholungs- und Entspannungsort.