Post und Fernmeldewesen in Ostpreußen

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Allgemeines

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Im Rückblick auf vergangene Zeiten ist die Nachrichtenübermittlung ein großes Abenteuer gewesen. Eine staatlich organisierte Post gab es nicht. In unserer Zeit ist die Übermittlung von auf Papier geschriebenen Nachrichten auf einen absterbenden Ast zu finden. E-Mail, SMS, MMS und Online-Nachrichten sind aus unserem Leben unverzichtbar geworden. Mobile Telefone nerven schon erheblich. Jeder muss zu jeder Zeit zur Tele - Kommunikation fähig sein. Abfällig redet man schon von der "Snail-Mail" (Schneckenpost) wenn es um die Briefzustellung der Papier-Post geht. Erinnern wir uns! Phillip Reis erfand erst 1861 ein funktionierendes Telefon. Mit dieser Erfindung war telefonieren für jeden nicht speziell ausgebildeten Bürger möglich. Die Erfindung des Draht-Telegrafen und sein erster Einsatz am 1. Januar 1847 zwischen Bremen und Bremerhaven brauchten Spezialisten, die die Morsetechnik beherrschten.
Unvorstellbar, wie unsere Vorfahren dieses Problem der Postbeförderung und Nachrichtenübermittlung über die weiten Strecken zwischen den Orten und Länder bewältigten. Anfänglich gab es in unserem Sinne noch keine brauchbaren Straßen und keine Eisenbahn.

Postwesen

Doch wie war es einmal? Der zwischen den Orten und Ländern stattgefundene Handel hat in dieser „grauen Vorzeit“ die Verbreitung von Nachrichten und den Transport von Briefen ermöglicht. Land- und Fluss fahrende Kaufleute betätigten sich als Überbringer von Nachrichten. Sie beauftragten auch eigene Boten mit der Briefbeförderung gegen Bezahlung. Gilden, Zünfte, Stadtverwaltungen, Militär, die Geistlichkeit – ihr intensiver werdender schriftlicher Informationsaustausch war in mittelalterlichen Sozial- und Wirtschaftsstrukturen unverzichtbar geworden.

  • Ritterorden

Der Deutsche Ritterorden, gegründet 1148, organisierte seit längerem ein eigenes Nachrichten-Übermittlungsnetz zwischen seinem Hauptsitz Marienburg, allen Komtureien und Ordensburgen, zu Städten und Dörfern und den fernen Residenzen und Handelsstädten in West- und Ostpreußen, Pommern. Auch die europaweite Verteilung wurde vorangetrieben. Kaiser Friedrich II. (1194–1250) hatte den Deutschen Orden 1226 mit der Ausübung herrschaftlicher Gewalt in Nordosteuropa beauftragt. Das Herzogtum Pomerellen in Westpreußen hatte voreilig gehandelt und 1226 die Freiheit des Reise- und Botenverkehrs zur Briefbeförderung mit einer Urkunde abgegeben. Überliefert ist, dass dem Deutschen Orden im 13. Jahrhundert sehr an schneller Beförderung seiner Korrespondenz gelegen sein musste. Auf ihren Wegen zwischen den weit verteilten Ordenshäusern sollten die Boten immer umsonst von Fährleuten übergesetzt werden. Die Ordensbrüder waren als Postboten überwiegend zu Fuß unterwegs, nicht etwa nur zu Pferde, wie man bei einem Ritterorden voraussetzen könnte. Es war auch eine Kostenfrage, hätte der Orden die Pferde mit Futter versorgen und ihre Unterbringung bezahlen müssen. Das Risiko finanzielle Verluste bei Erkrankung wollten sie nicht tragen. Daher findet sich in der vorliegenden Korrespondenz kein Hinweis auf reitende Boten. Die Ordensritter schafften es sogar einen Expressdienst einzurichten und waren durch eine aufgestellte Zeittafel der nötigen Beförderungszeiten einschätzbar. Zuverlässigkeit und schneller Transport zeichnete die frühe Postorganisation aus. Die Portokosten waren für den Auftraggeber doch enorm. Die Depesche, in Marienburg aufgegeben, über Wien nach Rom kostete doch 20 Golddukaten. So ein früher „Postbote“ schleppte meist einen 30 kg schweren Postsack über seine vorgegebene tägliche Strecke von ca. 30 Kilometern! Die Beförderungszeit dieser Tage war enorm und soll am Beispiel einer 500 km langen Posttour verdeutlicht werden. Der Bote brauchte um die 24 Tage dafür.

  • Die Hanse

Die im Hansebund stehenden Städte bildeten auf ihren Handelswegen eine eigene Postorganisation aus. Sie diente hauptsächlich ihren eigenen Bedürfnissen. Die Beförderung hansefremder Postsendungen wurde jedoch nicht abgelehnt, brachten die Sendungen doch ein Zusatzgeld. Der Postaustausch konnte über die Schiffe der Hanse-Kaufmannschaft auch mit dem Ausland stattfinden. In aller Regel waren die Hansestädte aber im Küstenbereich der Länder zu finden. Das Hinterland musste sich postalisch an diese Städte anschließen.

  • Neuordnung im Postwesen ab 1600

Zur historisch bedeutenden Figur ist Christoph Frischmann (1575–1618) geworden, einer der ersten Berliner Boten- und Postmeister. Er richtete während seiner Dienstzeit (1600–1618) neue Botenlinien ein, verbesserte die Planung der Strecken. Unter seiner Verantwortung wurden Land und Wegekarten erstellt, die mit ihrer Aussagekraft vorher so nicht verfügbar waren. Er schaffte die erforderlichen infrastrukturellen Einrichtungen wie Botenstationen, Postlager, Wegeausbau und Beförderungsnachweise.
Frischmann richtete 1616 einen Botenkurs von Berlin nach Königsberg ein, der bald zentrale Bedeutung erreichte. Dieser Kurs funktionierte schnell und zuverlässig. Der Kurfürstliche Botenmeister war eine wichtige Person mit weit reichenden Vollmachten. Er zählte zum kleinen Kreis derer, die schreiben und lesen können, gewandt. Höflichkeit im schriftlichen Ausdruck und Umgang gehörte dazu. Die Zuverlässigkeit und Verschwiegenheit waren unabdingbar. Eine hochrangige Vertrauensstellung!

  • Dreißigjähriger Krieg

Während des Dreißigjährigen Krieges (1618–1648) richteten Schweden gut organisierte Postkurse in Deutschland ein, die ab 1630 auch über Berlin führten. Die schwedischen Dragoner beförderten ihre Feldpost als militärische Kuriere zu verteilenden Befehle und andere militärische Korrespondenz, aber auch Privatpost. Sie wurden dann von der Bevölkerung sehr schnell „Postschwede“ und nicht Postbote genannt. Für politisch- militärische Verbindungen wurde 1634 die erste regelmäßig reitende Post zwischen Am Ende des Dreißigjährigen Krieges war der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm (1620–1688) vom Nutzen eines straff organisierten, landesweit verzweigten, einheitlichen Postsystems überzeugt. Pläne zur staatlichen Übernahme und Vereinigung des gesamten Botenpostwesens entstanden. Nicht mehr nur Hofkorrespondenz war durch die neue Post zu vermitteln. »Weil zuvörderst dem Kauf- und Handelsmanne hoch und viel daran gelegen« sei, ordnete der Große Kurfürst den durchgehenden öffentlichen preußischen Postkurs von Memel im Osten über Königsberg und Berlin bis hin nach Bielefeld und Cleve im Westen an. Entsprechendes General-Postpatent erhielt der Postmeister am 30. Juli 1649. Dieser 1 500-Kilometer- Fernpostkurs war die erste größere Maßnahme auf dem Weg zu neuartiger Postorganisation.

  • Beginn der Staatspost

Endgültig hob der Große Kurfürst 1651 sein Postwesen in den Rang einer Staatspost: Mit seinem eigenen Postregal setzte er sich über habsburgisch- kaiserliche Postreservatsrechte hinweg und verbot dem berühmtberüchtigten kaiserlichen Generalpostmeister von Thurn und Taxis jede postalische Aktivität im Kurfürstentum.

Fernmeldewesen