Hafen in Memel
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Z.Zt. in Bearbeitung/ Bearbeiter: Holger Schimkus
Hafen
Die Stadt hat einen natürlichen Hafen. Die Wassertiefe liegt bei durchschnittlich 6 Metern. Die Wirtschaftlichkeit des Hafenbetriebs wurde durch den Ausbau und die Modernisierung der technischen Anlagen wesentlich verbessert.
Die Verbesserungen des Memeler Hafens war durch den zunehmenden Handel über die Ostsee ständige Aufgabe. Es wurden Ballastplätze, Kaianlagen und Ladebrücken gebaut und 1796 entstand auf einem Sandberg nördlich von Memel der damals 54 Fuß hohe Leuchtturm. Er wurde über die Zeit immer wieder einmal erhöht. Der Lotsenturm entstand im Jahr 1807.
Der Winterhafen wurde 1855 gebaut. 1866 folgte die Errichtung der Markthalle. Ein bedeutsames Ereignis gab es 1875, als Memel an das ostpreußische Eisenbahnnetz angeschlossen wurde. 1878 erhielten die Hafenanlagen ein Verbindungsgleis mit dem Bahnhof. Im gleichen Jahr wurden die Hafenanlagen und der Ballastplatz ausgebaut. 1917 erhielt die Stadt eine Bahnverbindung mit Riga durch den Bau der Strecke Bajohren-Prekuln. Nach dem Krieg wurde die Industriebahn ausgebaut. Die Schiffswerft, die Zellstofffabrik, die Schmelzer- und Janischker-Sägewerke, die chemische Fabrik "Union" u.a.m. konnten jetzt auch die Industrebahn nutzen.
In den Jahren 1921 und 1922 wurden moderne Lade- und Löschvorrichtungen aufgebaut. Der durch die Stadt durchfließende Dangefluß ist bei der Modernisierung als Hafenerweiterung einbezogen worden. Auf beiden Seiten der Dange und nach Schmelz wurden entsprechende Einrichtungen geschaffen. Die Transportmöglichkeiten konnten durch die 20 km lange städt. Industriebahn wesentlich verbessert werden. Das Gutsgelände Rumpischken
bei Schmelz ist der Flugplatz der Stadt Memel.
Am Südende von Schmelz befindet sich am Ende des König-Wilhelm-Kanals ein großer Holzhafen (Bassin). Auf der Höhe von Bommels-Vitte, deiner Vorstadt Memels, befindet sich der Fischereihafen. Es wurde als Walgum benannt.
Entwicklung
Der Aufstieg des Handels geht am deutlichsten aus dem Ansteigen der den Memeler Hafen anlaufenden Schiffe hervor, 1711 waren es 28, 1728 bereits 38, 1783 stieg die Zahl auf 110 Schiffe. 1768 waren es dann schon 363, von denen auslaufend 175 mit Balken, Dielen und Planken beladen waren und 140 mit Getreide, Leinsaat und Erbsen. 1770 erreichte die zahl der einlaufenden Schiffe erstmalig die Zahl 500, um dann immer weiter anzusteigen.
Die Anerkennung der Schiffszimmerer als ein Gewerbe war mit vielen Hindernissen verbunden. 1783 stellten die Schiffszimmerer einen Antrag auf Anerkennung ihres Gewerbes, der aber erst 1786 entschieden wurde und ihnen das Privilegium des Memeler Schiffszimmerer-Gewerks verlieh. Reepschläger und Seiler, die bereits 1752 zu einem "cumulierten Gewerk" zusammengeschlossen waren, hatten mit ähnlichen Schwierigkeiten zu kämpfen. Mit dem Regierungsantritt Friedrich Wilhelms I. begann auch für Memel eine neue Zeit der Ordnung.
Holzhandel
Unter Friedrich dem Großen begann der Handel der Stadt einen beachlichen Aufschwung zu nehmen. Besonders das Leinsamengeschäft blühte auf.
In den ersten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts wurden die geschlagenen Bäume hauptsächlich unbearbeitet ausgeführt. Die Baumstämme wurden später zu Schiffsmasten verarbeitet. 1753 begann dann die Verarbeitung der Hölzer in Memel. Als Fertigprodukt konnte ein höherer Gewinn erzielt werden. 1791 hatte Memel bereits 14 Schneidemühlen. Balken, Dielen und Planken wurden nun zum Hafen und zur Schiffsverladung gebracht.
Das gewaltige Waldgebiet bei Grodno, Lyda, Slonim, Baranowitschi, an den Ufern des Berisina und Scharre liefert neben den litauischen Waldungen die Stämme aller Holzsorten in Flößen zusammengebundenen nach Ruß
und von dort durch den König-Wilhelm-Kanal nach Schmelz bei Memel. In normalen Zeiten kommen den Memelstrom rund 1 Million Festmeter Holz jährlich hinunter (1921), von welcher Menge annähernd die Hälfte nach Memel ging.
1921 wurden 40 Schneidemühlen, 2 Fabriken für Zigarrenkistenbretter und Sperrholzplatten, 1 Zellulosefabrik mit Spiritusfabrik gezählt.
Im Jahre 1900 wurde eine Erhebung über die Verteilung der Holzarten in ostpreußischen Wäldern durch Prof. Dr. J. Hansen durchgeführt. So gab es zu 20,3 % Laubwald, bestehend aus Eichen, Birken, Erlen, Aspen und Buchen. Der Nadelwald (79,7 %) bestand aus Kiefern und Fichten (Rottannen), weniger Tannen (Weißtannen) und Lärchen.
Birkenholz hatte im Handel wohl eher eine untergeordnete Rolle gespielt. Es kann wegen seiner geringen Tragkraft kaum als Bauholz verwendet werden. Es ist sehr resistent gegen Trockenheit und Feuchtigkeit. Eine größere Menge wurde in Memel selbst verarbeitet. Wagnerei und Tischlerei nahmen es gerne als Werkstoff. Man stellte daraus unter anderem Holzschuhe, Deichseln, Leitern, Fassreifen, Tische, Stühle und Wäscheklammern her. Hochwertiges Birkenholz eignet sich zur Herstellung von Furnier. In Memel gab es doch ein paar Möbelfabriken, die das Birkenholz verarbeiteten. Auch als Brennholz wurde Birke genutzt. Dank der ätherischen Öle brennt Birkenholz sogar in frischem Zustand.
Litauische Zeit
Während der litauischen Zeit (10. Januar 1923 - 22. März 1939) wurde eine Hafendirektion eingerichtet, die aus 3 Mitgliedern bestand. Einer davon wurde von der Litauischen Regierung ernannt. Er sollte die litauischen Wirtschaftsinteressen vertreten. Das nächste Mitglied wurde vom Direktorium als Vertreter der Wirtschaftsinteressen des Memelgebietes eingesetzt und einem Präsidenten der technischen Gutachterkommission des Völkerbundes für Verkehrswege und Transit ernannten Mitgliedes.
Bedeutung im Handel und für die Stadt
Der Memeler Hafen stand und steht im nationalem internationalem Interesse. Der Handel war im 16. Jahrhundert mehr auf die Küstenländer der Ostsee ausgerichtet. Durch den verbesserten Schiffsbau und die Seegängigkeit erhielt der Export dann auch eine internationale Bedeutung. 1783 zählte die Memeler Handelsflotte 30 Schiffe. Der Wert der Memeler Ausfuhr zur See betrug 1791 etwa 1 333 333 Taler und stieg 1798 auf 7 562 033 Taler. Mit dem wachsenden Handel hielt das Ansteigen des Wohlstandes der Memeler Bürger selbstverständlich Schritt. Die erhobenen Steuern und das Privatvermögen flossen in kulturelle Gründungen. Memel erhielt eine Lateinschule und mehrere Volksschulen. 1785 bestand bereits das Komödienhaus. Wohltätigkeitssinn entfaltete sich und fand seinen Niederschlag in verschiedenen Stiftungen.
Einen wirtschaftlichen Höhepunkt erlebte Memel während des Krimkrieges 1853-1855. Sämtliche russische Häfen waren von England und Frankreich blockiert und ein großer Teil des russischen Handels ging über Memel. Die Ausfuhr nahm derart zu, dass sie die der Häfen Danzig und Königsberg zusammengenommen überstieg. Die Einnahmen müssen groß gewesen sein. Der große Brand (4. und 5. Oktober 1854)hatte fast die ganze Südstadt zerstört. Die Stadt konnte sich leisten, nicht nur die drei abgebrannten Kirchen zu ersetzen. Sie baute auch Schulgebäude und abgebrannte Häuser auf. Auch die stattliche Flachswaage wurde neu errichtet und verschiedene Straßen konnten angelegt werden.
Verwendete Quellen: Div. Memeler Adressbücher
Lindenauwerft
Gegründet 1911 von Paul Lindenau, Sohn eines Sattlermeisters in Wehlau, ehemaliger Mitarbeiter von Ferdinand Schichau in Elbing
Ab 1939:„Mit den dreißiger Jahren hatte für diese Werft eine goldene Zeit begonnen. Sie hatte für namhafte Reedereien, wie die HAPAG, Schiffe gebaut. Diese Werft hatte, als ich nach Memel kam, eine Belegschaft von etwa 900 bis 1000 Köpfen und war, vorwiegend mit dem Bau von modernen Minensuchbooten, voll ausgelastet. Der alte Paul Lindenau, ein ostpreußisches Original von großem Selbstbewußtsein und beruflichem Stolz, hätte mit meinem Vorgänger Weingaertner kein besonders harmonisches Verhältnis herstellen können. Weingaertner schilderte mir den alten Lindenau als eine so eigenwillige Person, daß ein Auskommen mit ihm gar nicht möglich sei.“ (S.514)
Das Gelände der 24. U-Flottille lag unmittelbar neben der Lindenau-Werft. Da die Schichau-Werft in Königsberg überfüllt war, sucht Kommandant Merten Kontakt zur Memeler Werft: "Es galt also, mit dem knorrigen Lindenau ein zum mindesten vernünftiges Verhältnis herzustellen. Ich zögerte daher auch nicht lange nach meiner Dienstübernahme, um in voller Kriegsbemalung einen ganz offiziellen Besuch bei meinem Nachbarn zu machen. Es war eine erstaunliche Begegnung. Denn nachdem er begriffen hatte, daß ich der Sohn eines ostpreußischen Bürgermeisters war und fast ebensogut wie er die ostpreußische Muttersprache beherrschte, schlug das anfängliche Mißtrauen gegen die Marine-Offiziere sehr bald in das Gegenteil um. Nachdem wir an seiner Kellerbar mehrere sehr gute Pullen besten Mosels gelenzt hatten, entstand eine auf gegenseitige Hochachtung gegründete Sympathie. Nach anfänglichen Schwierigkeiten mit der Rüstungsinspektion in Königsberg, der die Werft- und Arbeitszuteilung oblag, wurde die Werft Lindenau mehr und mehr zu `Privatwerft´ der 24. U-Flottille." (S. 515)
1944 lag der Schwerpunkt der Arbeit bei der Zulieferung für die Panzerproduktion. Da inzwischen die meisten wehrfähigen Männer eingezogen waren, herrschte Personalknappheit. So halfen Flottille-Soldaten in der Werft im Schichtbetrieb aus. Im August 1944 wurde die Lindenau-Werft mit Hilfe des fachmännischen Räumungsstabes der Stadt Memel evakuiert. „Alle nicht zur laufenden Produktion benötigten Werkzeugmaschinen und Rohstoffe wurden auf ein nicht fertiggestelltes Handelsschiff gebracht und dort verstaut. Da dieser Hulk natürlich auch noch der Antrieb fehlte, mußte entsprechende Schleppkraft vorgesehen werden. Auch das Schwimmdock wurde klar zum Abschleppen gemacht.“ (S. 539)
2. Oktober 1944: "Am nächsten Tage gelang es noch die Hulk Tolima der Lindenau-Werft, mit allen abmontierten Werkzeugmaschinen und allen beweglichen Stahlvorräten voll beladen, mit einem der zurückbehaltenen Schlepper aus dem Hafen zu bringen und nach dem Westen in Marsch zu setzen. Gerade dieses Vorratsschiff erlaubte der Firma Lindeanu später zusammen mit dem Schwimmdock den Wiederaufbau einer Werft im Westen“ (S. 546, die Lindenau-Werft siedelte sich in Kiel an)
- Quelle: Merten, Karl-Friedrich: Nach Kompaß, Die Erinnerungen des Kommandanten von U-68, Ullstein 2006 S. 503ff Kapitel „Memel“ (Zitate in Kursivschrift)