Herforder Chronik (1910)/183

aus GenWiki, dem genealogischen Lexikon zum Mitmachen.
< Herforder Chronik (1910)
Version vom 18. August 2009, 19:15 Uhr von Kriete (Diskussion • Beiträge)
(Unterschied) ← Nächstältere Version • aktuelle Version ansehen (Unterschied) • Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Zur Navigation springen Zur Suche springen
GenWiki - Digitale Bibliothek
Herforder Chronik (1910)
<<<Vorherige Seite
[182]
Nächste Seite>>>
[184]
Datei:Herforder Chronik 1910.djvu
Hilfe zur Nutzung von DjVu-Dateien
Texterfassung: korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Bevor dieser Text als fertig markiert werden kann, ist jedoch noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.



völlig parallel läuft, so die durch die westliche Mauer des Waschhauses gegebene gerade Linie in ihrer Fortsetzung genau die nordwestliche Ecke des Schlafhauses trifft. - Man hat zwar früher die Ansicht aufgestellt, das Waschhaus sei die ursprüngliche Schule der Abtei; so sagt Storch in seiner Herforder Chronik S. 34, 35, daß das Waschhaus ein Überbleibsel der ehemaligen Lateinischen Schule am Münster sei, „de gemene Schule der Münsterkerken“ genannt. Aber es erhellt nicht, worauf sich diese Meinung gründet. Allerdings muß nach den auf uns gekommenen Andeutungen ein der Abtei angehöriges Schulgebäude nördlich von der Kirche gestanden haben, der Umstand aber, daß das - um das Jahr 1325 .... erbaute, den Ausgang zum Walle und damals auch nach der noch nicht durch das Werrewasser von der Stadt getrennten Wedemühle - zwischen den jetzigen Besitzungen des Dr. Kerstein [1] und des Lohgerber Siekmann[2] - verschließende Nebentor die Scolenporte (niemals wie Rose in seinen Beiträgen zur Geschichte Herfords in den Westphalischen Provinzialblättern sagt, der Schollenporte) hieß, läßt vermuten, daß das Schulhaus mehr nördlich vom Waschhause, etwa da, wo jetzt die Häuser der Witwe Seippel und Witwe Hurzig (jetzt Höpker) liegen, gestanden haben. Indessen bleibt es möglich, daß der nördlichste Teil des Konvikthauses, von der südlichen Hälfte abgeschieden, als abteiliche Schule zu irgendeiner Zeit eingerichtet gewesen sei, und ebenso ist es nicht unmöglich, daß man die Schule, nachdem das Konviktorium als solches eingegangen, in den nördlichen Teil des letzteren gelegt hat.

Aus diesen Tatsachen begründet sich ein hoher Grad von Wahrscheinlichkeit dessen, daß das Konvikthaus massiv aufgebaut, den ganzen Raum von der nördlichen Umfassungsmauer des „Waschhauses“ bis zur Kirche in der durch das Waschhaus und Schlafhaus gegebenen Breite eingenommen habe; daß, nachdem das Zusammenleben der Stiftsdamen abgekommen war, und diese sich in abgesonderte Kurien (Wohnhäuser) zurückgezogen, oder wohl gar, - hauptsächlich in Folge der immer mehr eingerissenen Häufung mehrerer Präbenden in einer Hand, in Herford Residenz zu halten, ganz aufgehört hatten, der mittlere Hauptteil der überflüssig gewordenen Gesamtwohnung abgebrochen worden und nur das nördliche, vielleicht zunächst als Schule benutzte und in viel späterer Zeit zum abteilichen Waschhaus umgeschaffene, und das südliche, zur Kapitelschule eingerichtete Ende unmittelbar an der Kirche - das Schlafhaus übrig geblieben sein.

Wann diese Veränderungen vor sich gegangen, läßt sich nicht bestimmen. Das Konvikthaus mag indessen leicht bis zum Ende des 15. oder zum Anfang des 16. Jahrhunderts bestanden haben; der wirklich ärmliche, äußere Zugang zur Kapitelstube weist auf eine Zeit hin, in welcher der Glanz des Stifts wenigstens zu erlöschen angefangen hatte. Im Vorübergehen mag nur noch bemerkt

  1. Jetzt Postgebäude.
  2. Jetzt Westfeld.