Jungfernvögel

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Jungfernvögelfangen

von Gerhard Krosien

Seit Tagen - im Jahr 1942 - warteten wir Bowkes darauf: Das Wetter war danach, es war schon früh hell und warm - und die Zeit war`s auch. Eine leere Zigarrenkiste ist im Flur neben der Tür bereitgestellt.

Und dann ist es so weit! Heute morgen, als wir das Haus zum Schulgang verlassen, summt und brummt es uns um die Ohren herum. Die Luft ist trüb wie Suppe.

Ich trage die beiden Büchertaschen und bewaffne mich rasch mit einem Heft. Mein Bruder ergreift die Zigarrenkiste mit der linken und ein Heft mit der rechten Hand. Und dann geht es los Richtung Pestalozzischule auf Schmelz.

Die Luft ist wirklich dick: Libellen - hier Jungfernvögel genannt - in Massen, Heuschreckenschwärmen gleich! Die Schwaden - frisch geschlüpft - kommen mit Gebrumm und voller Eile vom Haff her und ziehen geradenwegs Richtung Landesinnere.

Unsere Hefte sausen mal links, mal rechts durch die Luft vor dem Körper. „Ritsch, ratsch" macht es jedes Mal. Ein kurzer Halt, die Beute in die Zigarrenkiste, und weiter geht`s. Immer wieder „ritsch, ratsch" und gesammelt - bis die Schule erreicht ist.

Den ganzen Vormittag über summt und brummt es draußen, ist das Tageslicht trüb, knallt es gegen die Schulfenster. Erst um die Mittagszeit kehrt Stille ein.

Wir gehen nach Schulschluss in Ruhe nach Hause. Unsere Beute, die erlegten Jungfernvögel, tragen wir stolz in den Hühnerstall. Dort reißen sich die weißen Haustiere nach den Leckerbissen. Das war mal wieder eine tolle Jagd! Und das gibt Eier!