Platjenwerbe Nr. 1

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Um 1890

Hierarchie

Regional > Bundesrepublik Deutschland > Niedersachsen > Landkreis Osterholz > Platjenwerbe

1875 Ur-Kataster




Einleitung

Platjenwerbe Nr. 1, Hof in Platjenwerbe, jetzt Gemeinde Ritterhude, Kreis Osterholz, Niedersachsen.

Adresse: Schulstraße Nr.1


Geschichte des Hofes

In den handschriftlichen Aufzeichnungen von Arnold Bruns, geb.1875, aus dem Jahre 1945 sind Hinweise zum frühzeitlichen Wirken der Bruns in Stubben und zu der Hofstelle 1 in Platjenwerbe zu finden. Es wird angenommen, daß die ersten Bruns bereits 1640 „in die Erde gegraben“, d.h., das Land urbar gemacht haben. Arnold Bruns schreibt, daß die frühere Stelle von Christof Jachens, 1/3 Hof in Stubben, wahrscheinlich bereits um 1668 von Berendt Bruns, geb. um 1639 besiedelt wurde. Abgeleitet wird dies von den benannten Taufzeugen bei den Geburten seiner Kinder, die üblicherweise immer von den Nachbarn kamen. Er hält es aber auch für denkbar, daß die heutige Stelle früher einmal zu Stubben gehört haben könnte. Nach mündlicher Überlieferung kann der erste Bau eines Wohnhauses – ggf. eine Erneuerung – auf der Stelle, wo sich heute der Apfelgarten befindet, etwa 25 m hinter dem jetzigen Gebäude, erfolgt sein. Der Stirnbalken – noch einige Zeit auf dem Speicher aufbewahrt gewesen – soll diese Jahreszahl 1782 und die weiteren Angaben aufgewiesen haben: „Baufrau Witwe Anna Bruns, geb. Lürssen, Baumeister J.H. Kühlken“.

[Bild:1867 Schlußstein Bruns s-w.jpg|200px|thumb|] Im 19. Jahrhundert sind Männer des Stammes Bruns von dieser Hofstelle mit Schiffbau und Seefahrt verbunden gewesen. Es waren die Tätigkeitsfelder, auf denen gutes Geld zu verdienen war. Der Ertrag aus der kleinen Parzelle konnte die zahlreiche Familie nicht ernähren. Arend Bruns, Meisters Knecht – die rechte Hand des Inhabers – auf der Segelschiff-Werft Lange in Vegesack, ermöglichte die Ablösung der Meierstelle, den Zukauf von Land und trug auch zum Bau des neuen Hauses 1867 bei. Sein Sohn Johann Berendt, der spätere Stelleinhaber, verließ bereits nach der Konfirmation das Elternhaus, um als Junge an Bord und den langen Lauf der seemännischen Ausbildung zum Schiffszimmermann zu gehen. Der seemännische Werdegang und die dokumentierten Reisen des Johann Berendt lassen uns heute nur erahnen, mit welchen Eindrücken nach den Erlebnissen auf Fahrten in die Welt diese Seeleute – es waren viele aus fast allen Hofstellen im Dorf – in die kleine, abgelegene Dorfschaft zurückkamen. Wilde Geschichten wurden mündlich überliefert, wie ein Überfall chinesischer Piraten auf das Schiff, bei dessen erfolgreicher Abwehr mehrere Köpfe durch Hiebe mit der Breitaxt des Zimmermanns rollten.


1812 Abgleich und Erneuerung eines bestehenden Meiervertrages wegen Wechsels der Gutsherrschaft für den Guthsmeier Johann Berend Bruns zu Platjenwerbe Nro 19. Meiergefälle:

An Zins zwei Thaler vierundzwanzig Groten
Für Befriedigung des Hofes einen Groten
Ein Rauchhun in natura oder wenn solches nicht begehrt wird sechs Groten

alles in Cassenmünze

Der in Person erschienene Guthsmeier Johann Berend Bruns zu Platjenwerbe Nro 19, Commune Lesum wohnhaft, erkannte die Richtigkeit der Guthsherrlichen Angabe seiner jährlich zu leistenden Meiergefälle an und erklärte daß bei seiner Meierstelle folgende Grundstücke gehörten:

Ein Garten einen Viertel Einsaat groß von Arend Meyer ins Osten und der Dorf Gemeinheit ins Süd-westen und Norden begränzt.

Vorgelesen genehmigt und unterzeichnet


1820-1846 Im Verzeichnis der Gemeinheitsberechtigten Eingessenen der Dorfschaft Platjenwerbe wird unter der Ordnungs-Nr. 19 Johann Behrend, jetzt Ahrend Bruns aufgeführt. In einer weiteren späteren Aufstellung von Interessenten am Teilungsprozeß finden wir unter der Ordnungs-Nr. 19 Johann Hinrich Bruns.
In den Abfindungstabellen ist vermerkt, was jeder Interessent wirklich aus der Gemeinheitsteilung erhalten hat. Unter der Ordnungsnummer 19 sind für Johann Behrend, jetzt Arend Bruns, für dessen Schullenstich die folgenden Parzellen mit Charten-Nr. vergeben:

1. Der Anschuß bei dem Hause - 018
2. Inm sogenannten Holze an der Aue und dem Glindberge - 135
3. Auf dem Vorbrennen - 192
4. Nördlich vom kleinen Ostermoore - 236

1836 Im Meiervertrag vom 10. August 1836 – Übergabe der Meierstelle von Joh. Berend Bruns an dessen Sohn Arend Bruns nach angesetztem Weinkauf von 2 Reichstalern und 48 Grote.
Meierabgaben:

An Zins 2 Thaler 24 Grote
Für Befriedigung des Hofes 9 Grote
Ein Rauchhuhn in natura zu liefern, oder wenn solches nicht verlangt wird 6 Grote

Summa 2 Thaler 39 Grote

Außerdem einen Erndtetag zu leisten.

Diese Meyerstelle besteht aus einem Hausplatz und Gartenland, ein Viertel Saat groß, an Arend Meyer Ost und der Dorfsgemeinheit Süd und West und Norden begräntzt, und werden die umstehend dafür verzeichneten Leistungen, so wie der zu leistende Erndtetag als richtig anerkannt.


1852 Urliste der Einwohner und Wohngebäude in Platjenwerbe Nr. 20 vom 3. Dezember 1852, aufgenommen von Baumeister Hermann Kühlken aus Platjenwerbe:

Tagelöhner Arend Bruns (45), Ehefrau Gesche (54), Tochter Gesine (20), Sohn Seefahrer Johann (16), Tochter Trina (13) und Tochter Metta (11).


1864 Urliste der Einwohner und Wohngebäude in Platjenwerbe Nr. 1 vom 3. Dezember 1864, aufgenommen von dem Vorsteher Hinrich Seiden aus Platjenwerbe:

Schiffszimmermann Arend Bruns (57), der Sohn Seefahrer Johann (27), Tochter Gesine (30) als Magd, Tochter Schneiderin Catharina (25) und Tochter Mettha (22).

Weiterhin sind unter dieser Stelle aufgeführt: Tagelöhner Heinrich Bröker (35), Ehefrau Metha (38), Sohn Hinrich (12), Sohn Arend (10), Sohn Carl (7), Tochter Adelheit (5) und Tochter Metha (2).

Diese Bewohner lebten wahrscheinlich im sogenannten Spieker am Rand des Bruns’schen Grundstückes. Dieser Bau ist auf der Karte von 1846 eingezeichnet. 1874/75 ist ein Spieker an anderer Stelle und in anderer Ausrichtung, an dem westlichen Rand des Hausplatzes kartiert. Dieser muß 1909 noch existiert haben. Nach dem Adreßbuch lebte dort ein Witwer Anton Oltmanngerdes.


1867 J. Berendt Bruns, der Seefahrer, u. Betty Renken bauten mit finanzieller Unterstützung des Vaters Arend bereits vor ihrer Hochzeit 1867 das jetzt noch bestehende Haus an der Schulstraße. Das alte Haus lag etwa 25 m rückwärts im Apfelgarten, war unwohnlich geworden und wurde abgerissen. Arend Bruns löst die Meierstelle mit einem Kapital von 92 Talern 22 Groten in bar aus. Bestätigung durch die Königliche Ablösungs-Kommission Blumenthal im Januar 1868.


1874/75 Bei der Grundsteuerveranlagung wird in den Gemarkungsakten zum Ur-Kataster von Platjenwerbe für Platjenwerbe Nr. 1 sind dem Seefahrer Johann Bruns folgende Flächen zugewiesen:
Blatt 1 Parzelle 16; Blatt 2 Parzellen 66, 67, 68, 69, 70, 71.


1896 Die Bäckerei wurde erbaut. Neben dem bereits bestehenden Geschäft mit Kolonialwaren begann Arnold Bruns mit der Herstellung von Backwaren und führte eine Wirtschaft mit Sommergarten. Die Bäckerei mußte dann, wegen kriegsbedingter Abwesenheit von Bruns im Felde, von 1916-1918 stilliegen.


1910 Auf Initiative von Arnold Bruns wurde eine öffentliche Fernsprechstelle eingerichtet, unterstützt durch die Gemeinde mit 20 Mark pro Jahr.


1942 Die Bäckerei Bruns wurde wegen der geforderten Brotlieferungen an den Arbeitsdienst und die Besatzung der Flak-Kaserne in Lesum (heute Friedehorst) als Rüstungsbetrieb eingestuft und erhielt zusätzlich Personal, das vom Kriegsdienst freigestellt war. Seit den ersten schweren Bombenangriffen auf Bremen war die Bäckerei zusätzlich verpflichtet, jederzeit mindestens 200 Brote auf Vorrat zu lagern, um die Bevölkerung der Stadt im Notfall versorgen zu können. Die Abholung und Verteilung übernahm die Wehrmacht.

Geschlechterfolge

Bruns-Lürssen

Berendt Bruns
* 1734 Ihlpohl
+ 1781 Platjenwerbe

Köthner in Platjenwerbe

oo 1760 Lesum

Anne Lürssen
* 1743 Platjenwerbe
+ 1784 Platjenwerbe

Tochter des Köthners Marten Lürssen und Anne Ilse Leonore Wickbrand aus Platjenwerbe

Bruns-Meyer

Johann Berendt Bruns
* 1764 Platjenwerbe
+ 1836 Platjenwerbe

Köthner in Platjenwerbe - Schiffszimmermann

oo 1787 Lesum

Gesche Margarethe Meyer
* 1767 Stubben
+ 1829 Platjenwerbe

Tochter des Köthners Gevert Meyer und Metje Haßhagen aus Platjenwerbe

Bruns-Mangels

Arend Bruns
* 1807 Platjenwerbe
+ 1886 Platjenwerbe

Handköthner in Platjenwerbe - Schiffszimmermann - Meisters Knecht auf der Werft Lange in Vegesack. Ablösung der Stelle 1867
In der Rolle zur Häusersteuer von Platjenwerbe wird von Arend Bruns ein Haus und ein "Nebenhaus" besteuert.
(StA. Stade Rep.74 Nr. 938)

oo 1831 Lesum

Gesche Mangels
* 1801 Schönebeck
+ 1861 Platjenwerbe

Tochter des Köthners und Schiffszimmermanns Dierk Mangels und Anne Raschen aus Schönebeck

Bruns-Renken

Johann Berendt Bruns
* 1836 Platjenwerbe
+ 1901 Platjenwerbe

Seefahrer - Schiffszimmermann - Kolonialwarenhandel - Gastwirt

oo 1867 Lesum

Wilhelmine Betty Renken
* 1843 St. Magnus
+ 1935 Platjenwerbe

Tochter des Seefahrers und Schiffszimmermanns Eberhard T. Renken aus St. Magnus und Beta Jachens

1918 Sommergarten

Bruns-Jäger-Seekamp

Arnold Bruns
* 1875 Platjenwerbe
+ 1952 Platjenwerbe

Bäckermeister - Gastwirt

oo 1904 Lesum (I. Ehe)

Frieda Jäger
* 1880
+ 1919 Platjenwerbe

oo 1919 Lesum (II. Ehe)

JohannaSeekamp
* 1880 Hemelingen


1940 Brotlieferung auf der Dorfstraße

Bruns-Obermeyer

Johann Bruns
* 1905 Platjenwerbe
+ 1963 Platjenwerbe

Bäckermeister - Gastwirt

oo 1934 Lesum

Emilie Obermeyer
* 1908 Lesum
+ 1955 Platjenwerbe


1950 Hausansicht

Bruns-Ahlert

Arnold Bruns
* Platjenwerbe

Bäcker- und Konditormeister

oo 1961

LuiseAhlert
* St. Magnus


Ergänzende Angaben

Internetlinks

Offizielle Internetseiten


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