Hamm-Bossendorf/Schulen der Waldsiedlung

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Silvertschule, erste Schule der Waldsiedlung.

Silvertschule

Planung

Die Kinder der Silvert-, Schacht III-und Waldsiedlung mußten zu Beginn des Siedlungsausbaues die Schulen in Sickingmühle und Hüls besuchen. Ein Schulneubau war aber gleich zu Beginn mit der Planung der Infrastruktur für die Siedlung eingeplant. Als "günstigsten" Bauplatz fand man 1938 das sandige Waldgelände in der Nähe des Silvertbaches und des alten Sumpfgebietes. Eine Zeitung schrieb damals von einem "zweckmäßig in die Landschaft hineingegliederten Bau".

Das sollte in den folgenden Jahren noch bittere Überraschungen und Enttäuschungen geben. Der kompakte Bau - er war mit der für die damalige Zeit enorme Summe von 250 000 Reichsmark veranschlagt - wurde rüstig begonnen und war bis zum Sommer 1939 im Rohbau fast fertiggestellt. Die Silvertschule war anfangs größer als 1964. Sie besaß ursprünglich einen Ausbau nach Süden, welcher 2 Klassen umfasste. Damit beinhaltete die Schule insgesamt 15 Klassen und 2 Lehrerzimmer.

Industrie betrieb Ausbau

Aber zum Richtfest kam es nicht mehr; denn Anfang September 1939 begann der 2. Weltkrieg. Nun lagen die Arbeiten still und der Rohbau der Schule schien dem Verfall preisgegeben. In dieser Notlage fand sich ein Ausweg, da die Chem. Werke für die vielen auswärtigen Arbeiter dringend Wohnräume benötigten. Daher wurde der „CWH“ der Rohbau mit der Bedingung befristet zur Verfügung gestellt, dass sie ihn auszubauen und monatlich 1.000 RM Miete zahlen sollten.

Die CWH baute den Rogbau aus und nutzte die Schule vom Juni 1940 bis Mai 1942 als Wohnlager, bis Wekssiedlungen erbaut waren. Inzwischen drängten aber die schulischen Belange trotz des Krieges nach einer schnellen Lösung. Die Schulräume wurden nun bis Ende August 1942 schulfähig gemacht und am 03.09.1942 ihrer eigentlichen Bestimmung übergeben.

Feierstunde

Während der Feierstunde priesen Amtsbaudirektor Birkenfeld, Amtsbeigeordneter Dr. Heim, Gemeindebürgermeister Wallstein aus Sickingmühle, Schulrat Dr. Ilellermann und Rektor Rottwinkel aus Hüls diese Schule als "modernste und schönste des ganzen Amtsbezirks". Sie würde neben den notwendigen Klassenräumen alle erforderlichen Nebenräume, wie Turnhalle, Badegelegenheiten, Handarbeitsräume, Werkräume für Modellbau und andere technische Arbeiten, Lichtbildzimmer usw. enthalten und sei daher in den gemeindlichen Siedlungen dieser Art eine Vorpostenstellung.

Namensgebung

Bei dieser feierlichen Übergabe erfolgte auch die Namensgebung. Sie liegt in der Flur „Silvert". Es gibt eine Silvertstraße und einen Silvertkamp, wo früher auch die Silvertteiche lagen. Über die Silvertbrücke rollt unablässig der lebhafte Verkehr, auch eine Bushaltestelle ist nach ihr genannt. So trägt die Silvertschule einen uralten, heimatgeschichtlichen Flurnamen.

Evakuierung

Aber die Freude an der schönen Schule war von kurzer Dauer. Bereits Ende Juli 1943 mußten die Schulkinder wegen der Zunahme der Bombenangriffe (wg. der CWH) nach Bayern evakuiert werden. Nun zogen Fremdarbeiter in die Schulräume ein. Als sie nach Kriegsende 1945 notgedrungen ausziehen mußten, befand sich die Silvertschule in einem grauenhaften Zustand. Die „Neueste Zeitung“ Nr. 213 vom 16.09. 1952 schrieb damals:

"Keine Tür, kein Fenster, außer den Mauern war überhaupt nichts mehr heilgeblieben". Noch 1949 montierten Schrotträuber während des Unterrichts in den Kellerräumen Heizkörper ab. Auch die Dachrinnen hatten längst Beine bekommen. Die neuverglasten Fenster wurden zum Teil mit Steinen eingeworfen oder gestohlen. Aber trotz aller Erschwernisse und entmutigenden Schwierigkeiten wurde nach Ostern 1946 mit dem Unterricht wieder begonnen.

Der Sumpf schlägt zurück

Da kam ein neues Unglück. Der Silvert- und Loemühlenbach hatten das umliegende Gelände vollständig versumpft. Vor der Schule, rechts und links des Bachackerweges, waren durch Bergsenkungen große, stinkende Modderteiche entstanden. Das Grundwasser stieg auch um die Silvertschule und die Kellerräume soffen ab. Der Südflügel des Schulgebäudes senkte sich wahrscheinlich im Fließsand so ab, dass er durch einen breiten Riß vom Hauptteil abgetrennt wurde. Die beiden dortigen Klassen mußten seit 1948 abgestützt und schließlich 1951 ganz abgerissen werden. Das einst so stattliche Gebäude zeigte in vielen Klassen Risse und Sprünge. Von der 13 klassigen Silvertschule konnten längere Zeit hindurch nur noch 6 Klassenräume benutzt werden. Der Unterricht, in Doppelschichten abgehalten, war nur unter den schwierigsten Verhältnissen möglich.

Ausweichschulen

Die Schüler der oberen Klassen mußten die Pestalozzi-Schule und die wieder aufgebaute Josef-Schule besuchen. Darüber vergingen 5 Jahre. Die durch den Bergbau verursachten Senkungen der Silvertschule wurden in Gemeinschaftsarbeit mit der Zeche Auguste Victoria in kurzen Zeitabständen durch Boden-und Stockwerksnivellements ausgeglichen und durch fortlaufende Lotungen beobachtet. Begleitend wurden Gutachten für weitere Sicherungsmaßnahmen erstellt. Diese Messungen setzten sich bis in das Jahr 1951 fort.

Aber mit den Sicherungsarbeiten konnte immer noch nicht begonnen werden; da die Voraussetzung dafür die Erneuerung der Abwässeranlagen im Keller des Schulgebäudes war. Zwar war die Regulierung des Sickingmühlerbaches mit der Absenkung des Bachbettes von der Lippe bis kurz vor der Silvertschule ausgeführt worden, aber gerade dort hatte man die Arbeit beendet.

Schnelle Lösung unmöglich

Nach langen Verhandlungen wegen der Kostenfrage schließlich in ausreichender Tiefe Abzugsgräben für weiter steigende Grundwasser um das Gebäude gebaut. Der Silvertbach wurde nun ebenfalls in Zementplatten kanalisiert. Eine Notbrücke hielt den Fußgänger- und Fahrradverkehr in die Waldsiedlung aufrecht. Um ein für allemal gegen die Tücken des Fließsandes und des Grundwassers gesichert zu sein, hat man die gesamte Schule unterfangen. Sie stand danach auf einer 30 cm dicken Eisenbetonplatte mit 4 Dehnungsfugen. Die Äußenmauern des Kellergeschosses wurden auf 1 m verstärkt und hielten nun als Wanne dem steigenden Wasserdruck stand.

Neueste Zeitung

  • Die Neueste Zeitung vom 16.09.1952 berichtete als Zeitzeugin:

"Voller Ungeduld wartete man auf die Instandsetzung des großen Schulgebäudes der Silvertschule am Rande der Waldsiedlung und den Wäldern der Haard. Jahr für Jahr zog ins Land, ohne den ersehnten Wiederaufbau zu bringen. Erst die großzügige Tat der Zeche Auguste Victoria (...) machte es in den vergangenen Monaten möglich, diesen Wunschtraum in Erfüllung gehen zu lassen (...) Ohne die 250.000 DM der Auguste-Victoria-Aufwendungen wäre heute jedenfalls die Silvertschule aller Wahrscheinlichkeit nach noch im gleichen Zustand anzutreffen wie vor wenigen Monaten.

Die Zuschüsse des Landes, Krieises und der Gemeinde belaufen sich demgegenüber auf nur 210 000 DM."

Von der Schulhofseite bot die Silvertschule einen nach der Sanierung einen interessanten Anblick. Hier hatte der Architekt in die eintönige Fassade durch das hübsche Portal und den überdachten Gang zur Hausmeisterwohnung ein wenig Abwechslung gebracht und so der Schule ein ansprechendes Aussehen gegeben.

Inbetriebnahme

Mit dem 15.09.1952 wurde die Silvertschule wieder voll in Betrieb genommen. Kinder und Lehreschaft, die 7 lange Jahre heimatlos waren, sahen nun erst einmal alles Schöne und Neue, was für sie bereitgestellt worden war.

Lehrer um diese Zeit waren z.B. Frau Graber, Frau Lingnau, Wilhelm Just, Wilhelm Görg (…).

Alle Besucher erblickten im Treppenhaus den Wandschmuck mit dem Entenflug, des heimischen Künstlers Hermann Moog. Enten leben in Sümpfen und in Gebieten mit viel Wasser, (…)

Schulsituation 1964

Bürgermeister Eckerland betonte in seinen Ausführungen zur Umzugseröffnung der Wilhelm Raabe Schule, daß 1964 insgesamt 2.380 Kinder die Hammer Schulen besuchten, davon allein 2.101 Kinder in der Waldsiedlung. 1945 waren es „nur“ 794, also 1.586 Schulkinder weniger.

Vor dem Kriege waren in der Gemeinde insgesamt nur 20 Klassenräume vorhanden, von denen 1945 beim Zusammenbruch nur vier benutzbar waren. Es mußte dringend neuer Schulraum geschaffen werden. Die Schule in Bossendorf und die Silvertschule wurden wieder aufgebaut.

Comeniusschule

Während in den Altbauerschaften der Gemeinde Hamm die Geburtenzahlen sowohl relativ als auch absolut zurückgingen, führte der Ausbau der Waldsiedlung zum erheblichen Anstieg der Kinderzahlen unterschiedlicher Konfessionen oder ohne besondere Kirchenzugehörigkeit. Dies führte am 01.04.1959 zur Eröffnung der Comeniusschule als Gemeinschaftsschule.

Wilhelm Raabe Schule

Im Rahmen der Chancengleichheit musste natürlich auch eine ortsnahe Sondereinrichtung zur Betreuung lernbehinderter Kinder eingerichtet werden. Von daher wurde 1953 die Wilhelm Raabe Schule als Sonderschule in Betrieb genommen. Diese war für 150 Schüler konzipiert.

Im Januar / März 1964 zog die Wilhelm-Raabe-Schule als heilpädagogische Sonderschule in das neue Gebäude am Merkelheider Weg ein. Dabei wurde nicht nur der dringend notwendige Schulraum geschaffen, sondern in der Waldsiedlung nach modernen Gesichtspunkten auch eine Sonderschule gebaut, die mit sechs Klassen und den notwendigen Nebenräumen damals als modernste Sonderschule in NRW galt. Schulmeister Wilhelm Görg überreichte zur Eröffnung dem Rat für die neue Schule eine Büste seines Lieblingsdichters Wilhelm Raabe, die einen Ehrenplatz im Foyer der neuen Schule fand. 2007 residiert die Wilhelm-Raabe-Schule mit der gestifteten Büste an der Riegestraße in Alt-Marl.

Hermann Claudius Schule

Bedingt durch Zuzüge hatte sich allmählich die Religionsstruktur der vorher rein katholischen Bevölkerung in der Gemeinde gewandelt. Dem wurde 1955 mit der Gründung der Hermann Claudius Schule als evangel. Volksschule Rechnung getragen, welche als Hauptschule 1968 18 Klassen umfasste.

Sie war in zwei Bauabschnitten errichtet und mit Turnhalle und Lehrschwimmbecken erstellt worden. Doch die Klassenräume reichten in der ständig wachsenden Gemeinde noch immer nicht aus.

So beschloß der Rat der Gemeinde Hamm am 18. Juli 1959, ein 18 klassiges Schulgebäude am Merkelheider Weg zu bauen. Zum Ende seiner Amtszeit machte Bürgermeister Wilhelm Sporbeck am 29. März 1961 noch dafür den ersten Spatenstich.

Die Klassen der inzwischen geteilten Hermann-Glaudius-Schule II konnten im Herbst 1963 und die Wilhelm-Raabe-Schule im Januar 1964 im neuen Haus ihren Schulbetrieb aufnehmen.

Käthe-Kollwitz-Schule

Die frühere Hermann-Glaudius-Schule II, die im Herbst 1963 den Namen Käthe-Kollwitz-Schule trägt und eine Gemeinschaftsschule ist, hatte 1964 zwölf Klassen

Günter-Eckerland-Realschule

Auf dem hinteren Teil des Geländes der Hermann-Claudius-Schule II. steht heute die Günter-Eckerland-Realschule.

Schulwesen