Lünen
Lünen: historisch – familienkundliche Entwicklung im lokalen und regionalen Zusammenhang, Land und Leute, Siedlung, Sprache, Kirche, Bibliografie, Archive, Quellen, Hinweise...
Hierarchie: Regional > Bundesrepublik Deutschland > Nordrhein-Westfalen > Regierungsbezirk Arnsberg > Kreis Unna > Lünen
Früherwähnung
Name
„Liunon" 1082 bis 1096 (kann auch Nord- oder Südlünen sein); „Ertmannus de Lunen" 1139; „Liune" ca. 1150; „Lunen" 1175; „Lunensis mensura" 1193; „Luneis" 1219; „Lunen" 1279; „Lune" 13. Jhdt.).
Grundbesitz
- 1082-1096 hatte Kloster Herzebrock hier Besitz
- ca. 1150 hatte Kloster Werden hier Besitz.
- 1187 bekundet der Münstersche Bischof Hermann, daß er durch Tausch vom Kloster Kappenberg eine Mühle zu Lünen erhalten habe.
- 1195 befreite der Münstersche Bischof Hermann die Leute des Klosters Kappenberg von dem Zoll in Lünen.
- 1243 mußte sich der Graf v. Limburg dem Adolf III. v. der Mark gegenüber verpflichten, eine Stunde im Umkreis von Lünen keine Befestigung anzulegen .
- 1256 kommt der Kölner Erzbischof Konrad v. Hochstaden mit dem Münsterschen Bischof Otto überein, daß die Burg Lünen zerstört wird u. die Villa Lünen für immer unbefestigt bleibt, es solle wieder ein offenes Dorf werden, wie es vor 40 Jahren gewesen sei (demnach war Lünen also bereits um 1216 befestigt).
- 1262 verlieh der Münstersche Bischof Gerhard Lünen einen Jahrmarkt von 6 Tagen; wann Lünen Stadtrecht erhalten hat u. von wem, steht nicht fest.
- 1265 werden Gericht u. Rat in Lünen erwähnt.
Kirche
- 1175 sacerdos Amelungus
- 1266 Kirchspiel Lünen
- 1279 plebanus Heydenricus
Landschaftslage
1954: Lünen liegt 50 m hoch auf sandigen Terrassenflächen der breiten Lippetalung beiderseits des Flusses, der hier die Grenze der inneren Westfälischen (Münsterschen) Tieflandsbucht gegen die Hellwegbörden im Süden bildet, eingebettet zwischen die flache, z. T. bewaldete Hügelschwelle von Kappenberg (bis 100 m) im Norden und die sanft ansteigenden Geländeschwellungen der Börde im Süden (Höhen von Brechten 85 m und Derne 80 m). Die Altstadt liegt auf dem linken (südlichen) Ufer der Lippe, aber noch nördlich des Lippe-Seitenkanals (1,5 km).
Geografische Position
1895: Geogr. Position bei (N 51° 37' | O 7° 31')
Ortschaftsursprung
Lünen entstand auf dem rechten Lippeufer in der Bauerschaft Südlünen auf einem Salhof oder Fronhof durch Erbauung einer Kirche (1018). Um diesen Kern bauten sich Händler, Handwerker und die Bauern von Südlünen in einer halbkreis-förmigen Siedlung an. Der wichtige Lippeübergang gab der wachsenden Siedlung allmählich größere Bedeutung (Markt 1195).
Stadtgründung
Älteste Stadtrechte (wahrscheinlich münsterisch) und Zeitpunkt der Erhebung zur Stadt sind nicht bekannt. Sechstägiger Markt „Lünermiß (=Lüner Kirmes)" 1262. Gericht und Rat 1265. Cives oppidi 1279. Stadtsiegel 1299 erwähnt. 1302 verpfändete der Bischof von Münster seine Stadt Lünen an den Grafen von der Mark. 1336-1340 verlegte der Graf von der Mark die Stadt zur Sicherung seiner Grenzen und Einkünfte auf das flache südliche Ufer der Lippe in die Bauerschaft Gahmen. Der Name Lünen wanderte mit über den Fluß, doch verzichtete der Graf von der Mark nicht auf seine Rechte bis zum Wevelsbach (Nordlünen). Da die Altstadtkirche mit einigen Häusern, die Mühle sowie die Befestigungen stehengeblieben waren, bestand die Stadt Lünen aus 2 Teilen. Doch galten die Bewohner der Altstadt als „palbürger oder undergesessene" (vor den Pfählen wohnend). 1341 erhielt die neue Stadt das Recht der Stadt Hamm (lat. und ndt. beurkundet).
Stadt als Siedlung
Bauliche Entwicklung
Die neue Stadt, „Nienstadt to Luynen", ist eine planmäßige Siedlung, deren Umrisse ein Rechteck mit abgerundeten Ecken bilden. Bestimmend im Stadtgrundriß ist die Nord-Süd-Achse, von der einige unbedeutendere Nebenstraßen ausgehen. Im Mittelpunkt der Stadt befindet sich der schmale rechteckige Markt als Erweiterung der Langen Straße. Im Norden schützte die Lippe, im Süden und Westen die Seseke die neue Stadt. Im 0sten dienten Wall und Graben zur Sicherung. Später wurde die ganze Stadt durch eine Mauer mit mehreren Türmen befestigt (1759 von den Franzosen niedergelegt). 3 Tore: im Süden das Christinentor, im Westen das Steintor, im Norden das Lipptor; dieses war als Doppeltor ausgebaut. Die Altstadt diente als Brückenkopf. Gebiet der Altstadt rund 300 x 350 m, der Neustadt ab 1336 rund 300 x 550 m. Um 1900 rege Bautätigkeit. Vor 1954 junge Ortserweiterungen auf dem nördlichen und südl. Lippeufer.
Gebäude
1954: Kath. Marienkirche der Altstadt romanischer Turm 1018, gotischer Umbau um 1300, Turmhelm 1780, abgebrochen 1894, Neubau 1895. - Rathaus an der Ostseite des Marktes um 1365, abgebrannt 1430 und 1512, Aufbau 1513-1514, völliger Neubau um 1850. Hinter dem Rathaus St.- Georgs-Kirche 1360-70, 1954 „Alte Stadtkirche" genannt; einziges erhaltenes mittelalterliches Gebäude. Bei der Kirche Großes und Kleines Gasthaus zum Hl. Geist, im 7jährigen Krieg zerstört. Im Stadtgebiet: Herz-Jesu-Kirche 1904. Neubau der ev. Schule 1859, später Museum.
Brände
Große Brände 1366, 1389, 1422, 1427, 1430, 1456 oder 1459, 1512, 1547, 1550, 1559, 1636, 1778. Große Überschwemmungen 1463, 1491, 1496, 1497, 1603, 1613, 1633, 1643, 1681-82, 1753-54, 1775, 1795, 1808, 1841, 1890. Da bis 1935 keine Deiche vorhanden waren, schadete das reißende Hochwasser der Lippe oft der neuen Stadt.
Zerstörungen 2. Weltkrieg
Beschädigt wurden 6 Schulen über 60%, 374 Wohnhäuser über 75%. Zerstört 74.800 qm 4,2% der gesamten bebauten Fläche der Stadt.
- Instandgesetzt wurden bis 1950: 5 Schulen und 187 Wohnhäuser, bis Ende 1953: 6 Schulen und 300 Wohnhäuser.
Bevölkerung
Ältere Einwohnerzahlen
Um 1340: 300-400 Einwohner (E.), 1722: 1.238 E., vor 1756: 1.222 E., 1760: rund 300 Haushaltungen, nach 1763: 779 E. Die Bevölkerung setzte sich (1341) zusammen aus den Gewerbetreibenden der Altstadt und den schon früher dorthin umgesiedelten rund 10 Bauernfamilien von Südlünen (ehemals münsterisch). Dazu kamen noch etwa 20 Bauernfamilien aus den zur Stadt gezogenen märkischen Bauerschaften Selm und Ostgahmen (westlich und südlich der neuen Stadt). Unterschied von „Bürgern" und „Inwohnern" (Schutzgeld). Im Mittelalter saßen auch die Burgmannen der Grafen von der Mark in der Stadt. Im „Roten Buch" der Stadt Lünen 1464: 6, 1469: 7, 1471: 7, 1473: 10, 1476: 12 Neubürger. In den Ratsprotokollen 1627 bis 1628 rund 10 Neubürger jährlich.
Seuchen
Pest 1122, 1349-51, 1357-58, 1526-27, 1581, 1586-87, 1598-99, 1617, 1619, 1636, 1673. Englischer Schweiß 1529, Cholera.
Bevölkerungsverzeichnisse
- Kirchenbücher: ev.-luth. seit 1686
- Kirchenbücher: ref. 1708-1826
- Kirchenbücher: kath. seit 1693.
- Kirchenbücher: in Brechten (ev.) seit 1673 (für die Stadtteile Brambauer und Lippholthausen)
- Kirchenbücher: in Derne (ev.) seit 1660 (für die Stadtteile Horstmar, Beckinghausen, Derne).
- KB-Datenerfassungen/Nordrhein-Westfalen/Kreis Unna
- Steuerliste 1760
- Adreßbücher: 1814, 1833, 1914, 1930-31, 1941, 1950.
- Häuser- und Personenstatistik von 1787
- Lünen im Adressbuch für Rheinland-Westphalen (1834)
Abschriften der Mormonen
Staats- und Personenstandsarchiv Detmold
- 1810-1813 (Zivil) Geburten, Aufgebote, Heiraten, Tote
- 1815-1826 (luth.) Geburten, Heiraten, Tote
- 1818-1826 (ref.) Geburten, Heiraten, Tote
- 1827-1874 (ev.) Geburten, Heiraten, Tote
Berühmte Personen
- Johann Volsius, Ende 15. Jh. in Lünen geb., Humanist.
- Eberhard Tappe, Ende 15. Jh. in Lünen geb., Humanist.
- Degenhard Witte, Dr. jur., um 1521 Kurkölnischer Kanzler.
- Johann Püngel, 1554 Reformator von Lippstadt.
- Caspar Diedrich Welmenbold, 1796-1851, Industrieller, Begründer der Eisenhütte Westfalia (1827).
Jüngere Einwohnerzahlen
1800: 1.027 Einwohner (E.), 1818: 1.325 E., 1831: 1.720 E., 1843: 2.250 E. und 105 Häuser, 1858: 2.796 E., 1871: 2.998 E., 1885: 3.903 E., 1895: 5.685 E., 1905: 8.776 E., 1910: 10.530 E., 1925: 24.131 E., 1933: 45.617 E., 1939: 46.219 E., 1946: 51.898 E., 1950: 61.305 Einwohner.
Sprache
Lateinische Amtssprache bis zum Ende 13. Jhdt. Anfang 14. Jhdt. neben der lateinischen die niederdeutsche Urkundensprache (1341); seit der 2. Hälfte 16. Jhdts. hochdeutsche Urkundensprache (1566). Bis um 1900 niederdeutsche Mundart als Umgangssprache der Eingesessenen. Die Mundart von Lünen ist im Raum Dortmund des Westfälischen eingeordnet; auffälliges Kennzeichen sind die Formen ink 'euch'; it 'ihr' ; ferner: bauen 'bauen', meiget `(sie) mähen', ek sin 'ich bin'.
Wirtschaft
Handel u. Gewerbe
1954: Als Handwerker werden zuerst die Lohgerber genannt (1279), deren Gewerbe wegen der vorzüglichen Wasserverhältnisse bis weit ins 19. Jh. Bedeutung hatte. Bekannte Gildebriefe : Bäcker (1474, 1601), Wüllner (1535, 1551, 1675), Schuhmacher (1545 Bruchstück), Schmiede (1574, 1619), Tischler, Zimmerer, Böttcher und Drechsler (1776), Kramer (1637, 1649). 1743 außerdem noch Schneider und Weber angeführt. Wahrscheinlich gehörten die Lohgerber zur Schustergilde, die Brauer zur Bäckergilde. Lünener Maß, später Scheffel: 1193, 1518-19, 1728. Regelmäßiger Markt 1195. Lünermiß = sechstägiger Jahrmarkt 1262. Seit 1341 wöchentlich 2 Markttage. 1722 hat Lünen 3 freie Jahrmärkte, um 1845: 2 Jahr- und Viehmärkte. Die günstige Verkehrslage bewirkte Lünens Mitgliedschaft in der Hanse. Die in die Stadt umgesiedelten Bauern bestellten weiterhin ihre Äcker in den „wüsten" Marken, daher hatte Lünen bis ins 19. Jhdt. den Charakter einer Ackerbürgerstadt. Das Weiderecht in den Marken erhielten die Bürger (3 Schichten). Unter König Friedrich Wilhelm I. von Preußen blühte Lünen auf. Die seit Jahrhunderten (besonders 1722) gewünschte Lippeschiffahrt erhielt erst im 19. Jhdt. Bedeutung und veranlaßte erstmalig Lünens Hinwendung zur Industrie. Seit 1818 Salztransporte von Unna -Königsborn (Salzniederlage um 1845 vorhanden), später Erze für die wachsende Eisenindustrie (Eisen-hütte Westfalia 1827). Um die Mitte des 19. Jhdts. war Lünen der „Hafen" für Dortmund. Um 1845: Tabakbau- und Spinnerei, Lohgerberei, Strumpf- und Leineweberei, Tuchfabrik. Gründung mehrerer Eisenhütten seit 1854. Ende 19. Jhdts. mehrere Steinkohlenzechen: 1895-1929, 1897 und 1907, Kupferwerk 1910. Mehrere Sägewerke um 1900. Bedeutende Blechwarenfabrikation. Lederwarenfabrik 1909. Maschinenbau 1926, Bergwerksbedarf 1928, Schnellbau 1936. Aluminiumhütte 1937/38 und Großkraftwerke der Steag. Daneben Lünener Mühle 1880. Mineralwasserfabrik 1922.
1954 Hauptindustrien: Steinkohlenbergbau, Eisengießerei und Maschinenfabriken, Sägewerke, Glasverhüttung, Metall-, Blechwaren- und Werkzeugfabriken, Kupfer- und Aluminiumindustrie. Außerdem mehrere Bau-, Baustoff- und Ziegeleifirmen, chemisch-pharmazeutische Fabrik, Lederwaren. Neu: Beton und Baustoff 1946, Metallgießerei 1946, Bekleidung 1946, Schuhfabrik 1947, Magnetefertigung 1948.
Verkehr
1954: Lünen liegt an einem alten Lippeübergang und an der mittelalterlichen Handelsstraße Dortmund –Lünen- Hamm -Bielefeld. Durch die Entwicklung von Bergbau und Industrie sowie durch die Nähe Dortmunds und des Ruhrgebiets hat sich in vor 1954 die Verkehrslage Lünens bedeutend verbessert. Lünen ist 1954 Bahnknotenpunkt: Hauptstrecke Dortmund- Lünen (1874), weitergeführt nach Münster (1928); Hauptstrecke Oberhausen –Recklinghausen - Lünen -Hamm (1902/04). Ferner: Nebenstrecke Lünen –Dülmen -Gronau. 1954 hat Lünen 3 Personenbahnhöfe und 2 Güterbahnhöfe. 1954 Bundesstraßen Dortmund - Lünen -Münster und Lünen -Hamm. Straßen nach Schwerte (Ruhr), Castrop-Rauxel, Recklinghausen und Lüdinghausen. Bei Altenderne 4 km südlich Stadtmitte Anschluß an die Autobahn Köln- Berlin (1938). Straßenbahn zwischen Lünen -Brambauer und Dortmund. Für die Lippeschiffahrt Ausbau des Schleusenwesens bis 1830 durch Oberpräsident von Vincke. Stadthafen erbaut 1914 am Lippe-Seitenkanal Hamm -Datteln, 440 m Kaianlagen, städtische Hafenanschlußbahn zum Bahnhof Lünen -Süd. Umgeschlagene Güter: Kohle, Koks, Kupferaltmaterial, Bauxit, Aluminium, Holz, Sand und Kies.
Umgebungsbedeutung
1954: Trotz der Nähe zu Dortmund (11 km südlich) behielt Lünen einen Einflußbereich, besonders in das Streusiedlungs- und Einzelhofgebiet nördlich der Lippe. Hauptbedeutung 1954 als Bergbau- und Industriestadt.
Verwaltung
Rat
Älteste (münsterische) Stadtrechte nicht erhalten, aber schon vor der Verlegung der Stadt wurden Ratsherren genannt (1265, 1267), 1299 „iudex et consules“. Bis 1342 nur 1 Bürgermeister, seit 1344 zwei Bürgermeister. Seit 1462, wahrscheinlich schon vorher, 12 Ratsherren = „Raitlude“ für 1 Jahr. Ratswahl am Tage Petri Stuhlfeier (22. 2.). Die Gemeinheit (Gesamtbürgerschaft) wählte aus den 4 Schichten (Bezirke) die Wahlmänner oder Kürherren, „veyr ut allen Orden der Stad, dey sullen setten ind keysen den Raet". Bürgermeister war oftmals ein angesehener Bürger, z. B. im 14. Jh. ein Lohgerber, im 17. Jh. ein Wollweber oder Bäcker. Erste große Ratsversammlung am St.-Matthias-Tage (24. 2.), später im März. Hier wählte man für das folgende Jahr: die Worthalter („tribuni plebis“), Akzisemeister, Hospitalmeister, Kirchenmeister, Schütter (Feldpolizisten), Wachtmeister, Ziegelherren (Verwalter der städt. Ziegelei), Leinenmeister, Marktmeister, Brandmeister, Wegemeister usw. Ratssitzung (de sittende Rait) einmal wöchentlich. Die von den Ratsherren und Bürgern erlassenen Satzungen wurden in der „Bauersprache" zusammengefaßt und gelegentlich (1613-31 jährlich) „renoviert". Der 1. Bürgermeister bearbeitete Kirchen-, Schul- und Armensachen, war Präsident des Stadtgerichts und vertrat die Stadt bei Landtagen (Landtag in Lünen 1220). Der 2. Bürgermeister hatte die Aufsicht über Fischerei, Brücken, Wege, Weiden, Einquartierung usw. Namen und Wahlsprüche der juristisch gebildeten Stadtsekretäre (meistens lange im Amt) im „Roten Buch" und in den Ratsprotokollen erhalten. über den städtischen Beamten stand der Amtmann oder Droste (officiatus) des Landesherrn, oft aus märkischem Adel: 15.-16. Jh. von Bodelschwingh. 1628 Streit zwischen Rat und Amtmann. Im 18. Jhdt. ernannte der absolute Landesherr 2 Bürgermeister, 2 Kämmerer, 4 Ratsleute, 2 Gemeinheitsvorsteher. Nachdem Lünen 1807-13 Mairie gewesen war, bildete die Stadt Lünen mit den Kirchspielen Brechten und Derne eine Einheit, mit Bürgermeister und einem Beigeordneten sowie Gemeinderat. Erst seit 1873 die Westfälische Städteordnung (von 1856).
Gericht
Vor 1302 hatte Lünen ein bischöfliches Gericht (1215, 1267, 1299). Seit 1341 Exemtion (=Exemption =Ausgliederung) aus dem Gogericht Dortmund und der Freigrafschaft Dortmund. Seit 1341 außer dem landesherrlichen auch ein städtisches Gericht. Landesherrlicher Richtereid (1500). 1743 Streit zwischen landesherrlichem Richter und Rat. Städtischer Richter ist der „sitzende Rat". Im Mittelalter meistens Geldstrafe; Gefängnis im Rathaus; als Pranger: Trisel (1741). 3 Richtplätze. 1629 und 1743 ein Scharfrichter genannt. 2 Freistühle „upter Wewelsbecke" (Altlünen) und „vor der Sesekebrücke"; hier oft Streit mit der Freien Reichsstadt Dortmund. Lünen hatte eigene kirchliche Sendgerichtsbarkeit „Lüner Send", am Sonntag Lätare ; Vorsitz hatte der 1. Bürgermeister. Seit Aufhebung der eigenen Gerichtsbarkeit gehörte Lünen zum Landgericht Unna 1753 bis 1815, 1815-1912 zum Land- und Stadtgericht, später Amtsgericht Dortmund, Amtsgericht Lünen 1912.
Bürgerechtsquelle-Bürgerbuch
- Lünen (Privilegerteilung unbekannt; 1279 cives oppidi genannt) „Rotes Buch" der Stadt Lünen (Stadtarchiv Lünen). Darin: Bürgeraufnahmeverzeichnisse aus den Jahren 1464-1476. Weitere Bürgeraufnahmen in den Ratsprotokollen des 17./18. Jhs.
- Quelle: Beiträge zur westfälischen Familienforschung Bd. 36-37
Landesherrschaft
Landesherren
Lünen gehörte seit Aufkommen der Landesherrschaft zum Fürstbistum Münster. Im Streit mit Köln mußten um 1256 die Festungswerke niedergelegt werden, baldige Wiederherstellung. 1302 Verpfändung Lünens an den Grafen von der Mark für 1.000 Mark. Von 1311 bis 1323 Kämpfe um den Besitz von Lünen zwischen Münster und Mark. 1336-1340 Verlegung der Stadt. Lünen blieb „Zankapfel". (Erst 1575 wurde durch Vergleich Lünen mit der Altstadt bis zum Wevelsbach als märkischer Besitz anerkannt.) 1368 Vereinigung der Grafschaften Kleve und Mark; 1609 bzw. 1614 kam Lünen mit Kleve-Mark an Brandenburg. Im 30jährigen Krieg Aufflammen des Brandenburg-Pfalzneuburgischen Erbstreites um die jülich-klevischen Lande. Von 1622 bis 1629 stetes Hinundherfluten der pfalzneuburgi-schen und spanischen Truppen einerseits, der brandenburgischen andererseits durch Lünen. In den 1630er Jahren abwechselnd Schweden, Hessen, Kaiserliche in Lünen. Noch 1651-55 Reichsdefensionsmannschaft in Lünen; erst 1666 endgültige Schlichtung des Erbstreites zugunsten Brandenburgs. Um 1672 und von 1700-22 große Kriegslasten. 1757-1760 litt Lünen unter stetigen Durchmärschen und Plünderungen der Franzosen. 22.07.1761 Überfall der Franzosen auf 2.000 Hannoveraner in Lünen unter schwerem Artilleriefeuer. Nach dem 7jährigen Krieg Menschen und Häuser um 1/3 vermindert. Friedrich II. besuchte Lünen 1764 und 1769 und bewilligte Gelder zum Wiederaufbau.
Nach der Völkerschlacht bei Leipzig häufige Durchzüge von preußischen und russischen Truppen durch Lünen, 18.01.1816 Friedensfest. 1920 Spartakistenkämpfe. 1923-24 französische Besatzung.
- < 1807 Königreich Preußen, Grafschaft Mark, Amt Lünen (historisch)
- 1807 Kaiserreich Frankreich, Großherzogtum Berg, Ruhrdepartement, Kanton Dortmund, Mairie Lünen
- 1813-1815 Preußisches Gouvernement Weser-Rhein
- 1815-1946 Königreich Preußen, Provinz Westfalen, Regierungsbezirk Arnsberg, Kreis Dortmund, Amt Lünen, 1928 Stadtkreis Lünen
- 1946 Land Nordrhein-Westfalen
Zeitzeichen 1895
- Lünen, Stadt / Stadtgemeinde in Deutschland, Königreich Preußen, Provinz Westfalen, Regierungsbezirk Arnsberg, Ld-Kr. Dortmund, Amt Lünen, am Einfluss der Sesike in die Lippe.
- Zuständigkeit/Einrichtungen: Standesamt Lünen, Amtsgericht Dortmund, ev. Kspl Lünen, kath. Kspl Lünen, Postbezirk, Telegrafenamt, Eisenbahnstation Linie Dortmund <> Enschede (Bahnhof). Gerichtstag, Krankenhaus
- Gesamtfläche: 869,2 ha, (1895) 1 Wohnplatz, 570 Gebäude
- Einwohner: 5.685 (2.420 Ev., 3.182 Kath., 83 Juden)
- Gewerbe: Giessereien (Eisen), Brennereien (Kalk), Ziegeleien, Töpferei; dabei die Eisenhüttenwerke Luisenhütte u. Lünerhütte. Hüttenwerke (Eisen).
- Holthausen (Lünen), Dorf / Landgemeinde im Amt Lünen
- Zuständigkeit/Einrichtungen: Standesamt Lünen (Ld-Bz.), Amtsgericht Dortmund, ev. Kspl Brechten, kath. Kspl Mengede, Postbezirk Mengede.
- Gesamtfläche: 437,5 ha, (1895) 3 Wohnplätze, 39 Gebäude
- Einwohner: 322 Ew. (295 Ev., 27 Kath.)
- Gewerbe: Baracke.
- Quelle: Hic Leones
Kriegswesen
Wehrhoheit/Schützen
Seit dem 13. Jhdt. allgemeine Wehr- und Dienst-pflicht aller Bürger und Pfahlbürger, auch an Befestigungen und Landwehren. Geschütze auf den Mauern (1502) und Toren (1625). Nebenaufgaben der waffenfähigen Bürgerschaft: Feuer- und Feldpolizei, auch Leitung der „Schnadzüge". Militärwesen beruht nicht auf Zünften, sondern auf Stadtbezirke 4 Schichten oder Rotten, 4 Wachtmeister. Ständiger Wachdienst. Bis zum 30jährigen Krieg erfolgreich in der Defensive.
Waffen: Ursprünglich Armbrust (1427 Büchsenschmied genannt). Kostspieligkeit der Feuerwaffen bewirkte Bildung einer freiwilligen Schützengilde St. Sebastiani und Fabiani, 1566. Schießübungen auf dem Schützenplatz in der Kappenberger Heide. Schützentracht „Kogel". Die silberne Schützenkette mit eingraviertem Namen der Schützenkönige wird noch 1954 getragen.
Siegel, Wappen, Fahne
Weblinks
Offizielle Webseiten
Genealogische Webseiten
Zufallsfunde
Oft werden in Kirchenbüchern oder anderen Archivalien eines Ortes Personen gefunden, die nicht aus diesem Ort stammen. Diese Funde nennt man Zufallsfunde. Solche Funde sind für andere Familienforscher häufig die einzige Möglichkeit, über tote Punkte in der Forschung hinweg zu kommen. Auf der folgenden Seite können Sie Zufallsfunde zu diesem Ort eintragen oder finden. Bitte beim Erfassen der Seite mit den Zufallsfunden ggf. gleich die richtigen Kategorien zuordnen.
Private Informationsquellen- und Suchhilfeangebote
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Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis
Dieses Bild gehört zum Ort mit der GOV-Kennung LUNNENJO31SO | |
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