Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte/4/323

aus GenWiki, dem genealogischen Lexikon zum Mitmachen.
< Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte‎ • 4
Version vom 1. Februar 2009, 13:48 Uhr von Matschkowski (Diskussion • Beiträge) (OCR-Text eingefügt)
(Unterschied) ← Nächstältere Version • aktuelle Version ansehen (Unterschied) • Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Zur Navigation springen Zur Suche springen
GenWiki - Digitale Bibliothek
Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte
Register  |  1. Band  |  2. Band  |  3. Band
4. Band  |  Inhalt des 4. Bandes
<<<Vorherige Seite
[322]
Nächste Seite>>>
[324]
Datei:SH-Kirchengeschichte-4.djvu
unkorrigiert
Dieser Text wurde noch nicht korrekturgelesen und kann somit Fehler enthalten.

Jünglinge seminarische Bildung erwerben konnten. Es waren an der Anstalt vier Lehrer angestellt, ein Director, ein Subrector, ein Katechet und ein Cantor. Die Oberleitung des gesammten Unterrichts führte Cramer.

Zum Director wurde der Diaconus Heinrich Müller ernannt, ein Mann von ungewöhnlicher Begabung, als Katechet berühmt, von dem größten Amtseifer beseelt, aber wegen seiner rationalistischen Lehransichten von den Orthodoxen stark angefochten, dagegen von den Seminaristen wahrhaft geliebt, welche ihm auch auf dem Gottesacker in Kiel ein Denkmal haben errichten lassen. Er war der Sohn eines Predigers zu Jörl im Amte Flensburg, geboren den 25. Februar 1759, zeichnete sich früh durch seinen Fleiß und seine Fassungsgabe aus, besuchte die Schule zu Husum und studirte dann zu Kiel Theologie, behielt aber immer eine Vorliebe für das Schulfach. Nach rühmlich bestandenem Examen wurde er auf Cramers Vorschlag zuerst 1782 Lehrer an dem neuen Seminar und bald auch Diaconus an der Nicolaikirche in Kiel. Nach Cramers Tode ward er 1788 erster Lehrer und Director der Anstalt, und selbst ein rechtgläubiger Schulmann von Bedeutung urtheilt so über ihn: „Selten hat ein Mann, so jung an Jahren, einen so tiefen, nachhaltigen Eindruck auf seine Schüler geübt; selten hat ein Director der von ihm geleiteten Anstalt so vollkommen den Stempel seines Geistes aufzuprägen gewußt, als der Seminardirector Müller.“[1] Und ein verdienstvoller Gymnasialdirector[2] äußert noch in unsern Tagen über Müller u. a. Folgendes: „Es leuchtete der Anstalt ein günstiger Stern, indem 1782 in der Person des ersten Directors H. Müller ein Mann an die Spitze kam, der zur Lösung der Aufgabe in vielfacher Beziehung vorzugsweise befähigt war, und der seine Schüler mit dem Eifer für Wissenschaft, von dem er selber glühte, zu erfüllen wußte. Er schuf in seiner Katechetik, ob sie auch trocken und übermäßig zergliedernd war, seinen Schülern ein Werkzeug, durch das sie sich fest und klar in sich fühlten, und ihr Ziel mit Sicherheit zu verfolgen im Stande waren. Er lehrte sie durch die Sokratische Methode sich mit ihren Schülern in beständigem Verhältnisse zu erhalten, er erfüllte sie mit dem


  1. Jessen, a. a. O. S. 242.
  2. Kolster, a. a. O. S. 687.