Geschichte des Memellandes

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Vor- und Frühgeschichte bis zur Völkerwanderung

Ab 11.000 v.Chr. (nach letzter Eiszeit, Jäger, Sammler)

  • a) Hamburger Kulturkreis, eine Variante der französischen Magdalenien-Kultur, zunächst bei Königsberg, späte Phase Memel
  • b) Swidry-Kultur aus Südeuropa

Ab 7.000 v.Chr. (Jäger, Sammler, Fischer, Kiefern- und Föhrenzeit)

  • Das Klima wird wärmer und feuchter, die Gletscher sind verschwunden; nachgewiesene Besiedlung im Memelland.
  • Zuzug der Maglemose-Kultur aus Westen (Erben der Magdalenien-Kultur).

Ab 6.000 v.Chr.

  • Vermischung von Maglemose- u. Swidrykulturen
  • Knochenfunde im Memelgebiet: langköpfig, wulstige Brauen, stämmige Statur

Ab 4.000-2.500 v.Chr. (Mittlere Steinzeit: Knochen-Kultur-Kreis/ Jüngere Steinzeit: Steinwerkzeuge, Knochen, Holz)

  • Memel-u. Narwa-Kultur: Alteuropäisch, nicht indoeuropäisch
  • Religion: Matriarchat, Sonnengöttin Saule, Erdgöttin Zemina, vergleichbar mit griech. Götterwelt, Vergottung der Erde, der Landschaft, von Schlangen, Kröten, Schafen und Ziegen, Sonnenwendfeste
  • Siedlungsplätze: da wo der Haselnussstrauch wächst (laxte, lagzde, lazdynas)
  • Kurische Nehrung: Knochen- und Geweihhaken
  • Memel-Schmelz: Bearbeiteter Bernstein

Ab 2.500 v. Chr. (Ende d. Steinzeit)

  • Ankunft der Indoeuropäer (Balten) aus Zentralasien, damit zusammenhängend andere Kulturtechniken: Baben mit Trinkhorn wie in Zentralasien und Persien, Kugel-Amphoren
  • Handelsbeziehungen mit Griechenland (Bernstein)
  • Religion: Patriarchat, Vergottung von Pferd, Stier, Himmel- und Himmelskörpern
  • Vermischung mit vorhandenen Menschen, keine Ausrottung (Nachweise durch Knochenfunde, neuer Menschentyp ist schlanker)
  • Sprache: Ähnlichkeit mit Sanskrit und Latein (Urbaltisch)
  • Westbalten: Prußen, Kuren, (ähnliche Kultur wie Kelten)
  • Ostbalten: Litauer, Szemaiten, Letten (Kultur mehr wie Finno-Ugrier, Mongolen, Koreaner)
  • Besiedlung: besonders auf Nehrung wird sie dichter

Ab 1.500 v.Chr. (Bronzezeit, Hügelgräber)

  • Totenkult: Leichenfunde in Hockerstellung
  • Mitteleuropäische Expansion, die aber im Memelland sehr geschwächt und verspätet ankam
  • Metallkultur im Austausch mit Bernstein

Ab 1.000 v. Chr. (Jüngere Bronzezeit/ Frühe Eisenzeit/ Kulturwelle „Lausitzer Kultur“ 500 v. Chr)

  • Totenkult: Leichenverbrennung, Asche in Tongefäßen, Gefäßdeckel mit Löchern, damit die Seele entweichen kann

Pfahlbauten

  • Die „Lausitzer Kultur" kam im Memelland wegen der "Großen Wildnis" zwischen Pregel und Memel nicht an.

Ab 200 v. Chr–500 n.Chr.

  • Expansion der Germanen bis an Weichsel
  • Eindringen von Slawen und Goten bis ins Samland, reger kultureller Austausch und Aufschwung, auch im Memelland
  • Handel: Mit Rom (Münzen-, Glas-, Emaillefunde, Metallimport)
  • Skelettgräber (Weichsel-Einfluss)
  • Goldenes Zeitalter der Balten

Ab 400 n.Chr.

  • Expansion der Slawen von Süden und Osten: Sie drängen die Balten Richtung Ostsee

Ab 500–800 n.Chr. (Völkerwanderung)

  • Slawen drängen nach Norden ins Ostbaltikum, Litauer und Letten werden zur Ostsee gedrängt.
  • Differenzierung zwischen Memelgebiet und Altpreußen
  • Memelland: Eindringen von Schweden und Wikingern
  • Die Handelsbeziehungen nach Süden zwischen abgewanderten Goten und Prußen reißen nicht ab.
  • Nach Abwanderung der Goten Aufspaltung der Prußen in verschiedene Stammesgebiete mit unterschiedlichen Kulturen.
  • Die sogenannte Dekadenzperiode trifft nicht auf das Memelland zu, weil hier stattdessen eine starke Eigenentwicklung stattfindet.
  • Die Beziehungen zwischen Altpreußen und Memelländern verblassen.


Von 700 n.Chr. bis zur Ankunft der Deutschen

Ab 700 n.Chr.

  • Das Memelland orientiert sich nach Norden.
  • Es entwickelt sich eine eigenständige Memelland-Kultur (man bleibt im Gegensatz zu Altpreußen bei der Hockerbestattung, erst im 9.-10.Jh. kommt durch skandinavischen Einfluss die Leichenverbrennung).
  • Die Memel-Kultur weitet sich nach Osten aus.

Ab 850–1000 n. Chr (Wikingerzeit)

  • Dänische Einfälle bei den Kuren
  • Die Kuren machen ihrerseits Beutezüge bis Dänemark und Island (Erwähnung in der Island Saga)
  • Die Schalauer bilden das Königreich Russ, Feindseligkeiten mit Dänemark, gegenseitiger Menschenraub

10.-11. Jahrh. n.Chr.

  • Die Feindseligkeiten mit den Skandinaviern hören auf, statt dessen gibt es regen Handel und kulturellen Austausch:
  • Bronzeschmuck fast barock und bizarr, deutet auf regen Erfindergeist
  • Wikinger-Kämpfer setzten sich als Kaufleute im Memelland nieder
  • Die Schalauer unterhalten Heiratsbeziehungen mit Dänemark (König Knut, 854 n. Chr literarische Quellen der Dänen)
  • Die memelländische Eigenkultur steht in höchster Blüte

Deutsche Zeit von 1252 bis 1945

Von 1252-1525

  • 1125-26 Der Deutsche Ritterorden kommt in das spätere Ostpreußen.
  • 1252 Memel wird vom Livländischen Schwertritterorden gegründet. Memel gehörte zu dieser Zeit noch nicht zu Preußen, sondern zu dem von Riga aus verwalteten Gebiet des Schwertritterordens.
  • 1254: Die Städte Lübeck u. Dortmund wurden gebeten, ihre Stadtrechte zu übersenden.
  • 1257/58: Memel erhält lübisches Recht. (Erst 1475 bekam Memel wie die übrigen preußischen Städte das Kulmer Recht (kölmisches). Feindliche Szemaiten brannten die Stadt mehrfach ab.
  • 13. Jahrh.:
  • Die Kuren: Schiffsbau entwickelt sich. Wikingerschiffe sind Vorbild für Kurenkähnen. Wegen feuchter werdenden Klimas wandern die memelländischen Südkuren ab nach Lettland zu ihren nordkurischen Stammesbrüdern.
  • Wikingerhäfen: Gefahrlose Plätze wie das Kurische Haff und Russ, dort auch Wikinger-Kolonien
  • Frauengräber: Weisen auf sorgfältige Körperpflege, besonders der Haare
  • Männergräber: Männer tragen langes Haar. Memelländische Männer tragen bis ins 20.Jh. den Spitznamen „die Langhaarigen“.
  • Schmuck: Massig und schwer
  • Im Gegensatz zu Altpreußen, das sich im Krieg mit den Slawen und dann mit dem Ritterorden befindet, hat das Memelland eine ruhige Zeit mit den Wikingern.
  • 1422 Friede von Melnosee, Verzicht auf Szameiten. Die Grenze zwischen Ostpreußen und Litauen blieb seitdem bis 1920 unverändert.
  • 14. bis 15. Jahrhundert:
  • Mit Einführung des Christentums hören Bodenaltertümer auf. Statt dessen gibt es schriftliche Zeugnisse, die vom Sieger geschrieben wurden.
  • Unterschiede zwischen christlichen und heidnischen Glauben, Riten und Totenkult:
  • Heilige Perkunas-Wälder und der Rombinus werden gerodet
  • Tote müssen ohne Beigaben bestattet werden
  • Grabhügel (damit die Seele besser zu den Göttern kann) werden verboten, statt dessen eingezäunte Friedhöfe mit Reihengräbern
  • Verbrennung wird verboten, statt dessen Skelettbestattung (man hilft sich auf der Nehrung, indem man die Leichen mit brennender Holzkohle überschüttet; Neuhaus/ Pillkoppen u. Rossitten)
  • Grabtafeln werden verboten (man hilft sich, indem man sie mit christlichen Symbolen anreichert)
  • Die Pferdebestattung wird verboten
  • Das Heidentum hält sich im Memelland, besonders bei den Kuren bis 1945.
  • Schriftliches Zeugnis (1413) des französischen Gesandten Ghillebert de Lannoys über Kinder „abtaufen“, wenn sie Schrei-Kinder waren, über Heirats-, Beerdigungs-, Aussaat- u. Ernteriten, über -Žemynele-Huldigung bei allen Feiern
  • Im Gegensatz zu Altpreußen gibt es im Memelland weniger Schlossberge und Burgwälle mit Holzpalisaden sowie u. Gestrüpp-Barrieren (außer in Wartulischken/ Pogegen etwa aus der Bronzezeit)
  • Der Orden brachte aus dem Orient und Italien das rechteckige Kastell mit, zunächst aus Holz, später aus Ziegeln (Deegeln/ Memel).
  • Schlossberge werden durch Ordensburgen abgelöst. Die Bevölkerung mied sie, und das Land um sie herum blieb unbeackert. (Schlossberg = Pillkallnis). Das Vieh allerdings weidete dort.
  • Im Volksglauben rankten sich Legenden um Schlossberge und Grabhügel. Archäologen brauchten nur im Volk zu fragen, wo es spukt, dann hatten sie den Platz gefunden.
  • Die Kuren wandern ins Memelland zurück, haben aber ihre eigene Sprache verloren und sprechen lettisch-kurisch = nehrungs-kurisch. (Immanuel Kant: Vater Kure)
  • Schlacht von Tannenberg-Grunwald: Es handelte sich um eine normale kriegerische Auseinandersetzung; die nationalen Akzente hat erst der Nationalismus des 19.Jh. hineinphantasiert.
  • Friede vom Melnosee: Grenzen werden festgelegt und halten bis 1945. Litauen erhält das kurische Polangen /Palanga (kurisch: am Sumpf) und erstmals Zugang zur Ostsee.
  • Memelland-Kultur:
  • Im Memelland hat seit ca 700 n. Chr kein Bevölkerungswechsel stattgefunden:
  • Fortlaufende Belegung der Friedhöfe
  • Formenschatz gleichbleibend, jedoch Anregungen aufnehmend
  • Bei Konflikten und Kontakten kein Kulturabbruch wie in Altpreußen
  • Beibehaltung versteckten Heidentums bis 1945
  • Deutliche Unterschiede zu Alt-Litauisch: Bestattungsbräuche, Schmuck, Fibeln usw.
  • Kurisch: Südliche Grenze bis zum Minge-Fluss. (kurisch: Dange = gebogen; Klaipeda = Flachgrund; Memele/ Mümmel = Haff
  • Prußisch-schalauisch: Südlich der Minge, beidseits der Memel u. des Memeldeltas (prußisch: Russ, rusne = umflossen; Tilsit, tilszus = sumpfig; Ragnit, ragas = Horn, Landzunge, Hereinragendes)
  • Die Schalauer sind nach Grabfunden den Alt-Kuren zuzuordnen, linguistisch nehmen sie eine Zwischenstellung zwischen prußisch, kurisch und und szemaitisch ein.
  • Im Memelland gibt es keine finnische Urbevölkerung und auch keine litauische.

15.–16. Jahrh.

  • Eindringen der Szemaiten und Litauer. Zunächst vereinzelt und namentlich gekennzeichnet als Littau, Litwinas, Szemait, Zameit usw (in einer Zeit, als man mit Vornamen noch auskam).
  • Der Orden deckt litauische Flüchtlinge gegen ihre polnisch-litauischen Adelsherren und liefert sie nicht aus.
  • Die Litauer wurden nachweisbar vom Orden angesiedelt.
  • Der Zustrom der Litauer u. Szemaiten hält an bis in die russisch-litauische Zeit.
  • Simon Dachs Vater war Baumeister in Memel und Dolmetscher für Litauisch
  • Die Kirchen in Memel dienten zunächst der kurischen, später der litauischen Bevölkerung.


Von 1525 bis 1918

  • 1525 Der Ordensstaat Preußen wird zum Herzogtum unter Albrecht v. Brandenburg.

17. Jh.

  • Einfall der Schweden: der Große Kurfürst kommt persönlich über das Eis des Haffes. Er richtet Botenkurse zweimal wöchentlich zwischen Memel und Kleve ein. Die Route verläuft über die Nehrung und Königsberg nach Berlin bis nach Kleve am Rhein.
  • Der reformierte Fürst siedelt Niederländer, Schotten, Engländer u. Hugenotten in Memel als Kaufleute an.
  • Die früher für das Weichsel- u. das Königsberger-Gebiet angeworbenen Friesen werden für die Niederung und das Memelland angeworben, um auch dort Sümpfe trocken zu legen und landwirtschaftliche Stellen zu schaffen.
  • Alle Einwanderer dürfen eigene Kirchen unterhalten: „Suum cuique“ = „Jedem das Seine“ oder (unter Ordenszeiten) „Gerechtigkeit gegen Jedermann“. Preußen wird zum ersten modernen Rechtsstaat des Kontinents.


Ab 18. Jahrh.

  • 1709-10 An der Großen Pest sterben 40 Prozent der Bevölkerung Nordostpreußens. Die Pest in Memel fordert 2000 Tote. Russische Truppen stehen in Polen u. Litauen und bestimmen den politischen Kurs, den auch Memel zu spüren bekommt. Kurland und Litauen sind von 1795-1915 Teil Russlands.
  • 1732 kommen die aus Salzburg vertriebenen evangelischen Glaubenflüchtlinge an. Einige wenige kommen auch nach Memel, kurz nach der Mitte des 18.Jahrhunderts siedeln sich weitere Salzburger Familien im Gebiet des späteren Memellandes an.
  • 1756-63 Siebenjähriger Krieg: Die Russen holzen den Nehrungswald ab, Ortschaften werden verwüstet und müssen neu besiedelt werden. 10.000 Russen belagern die Festung Memel, 110 Häuser werden zerschossen. Trotz Zusicherung freien Geleites werden preußische Soldaten nach Russland verschleppt.
  • 1758-1762 Kaiserin Elisabeth v. Russland annektiert im Rahmen des Siebenjährigen Krieges (1756-1763) Ostpreußen und damit auch das Memelland. Die Russen bringen Flecktyphus mit, an dem im Hauptamt Memel 8.000 Menschen sterben.
  • 1770 Friedrich der Große gibt die Festung in Memel auf.
  • 1806 Bau der katholischen Kirche in Memel (Ecke Töpferstraße). Memel ist die einzige preußische Stadt, die nicht von Napoleon erobert war.
  • 1807-08 Memel wird im Kampf gegen Napeleon kurzfristig Königssitz des dorthin geflohenen preußischen Königspaares (König Friedrich Wilhelm III. u. Königin Luise). Königin Luise interessiert sich für die Kultur der preußischen Litauerinnen und seitdem gibt es besonders im Kreis Memel eine große Verehrung der Königin Luise. Die Stadt Memel hat zu dieser Zeit 5.080 Einwohner. Die Wohnungsprobleme für Hof und Militär sind erheblich, auch wenn die Stadt davon profitiert. Der Schmuggel blüht wegen Napoleons Kontinentalsperre. Trotzdem gibt es viele Arme u. Bettler. Die Lage wird unter der Anwesenheit napoleonischer Truppen für das Königspaar so bedrohlich, dass eine Emigration nach Russland erwogen wird.
  • 1854 Ein besonders schwerer Brand in der Geschichte der zahllosen Brände wütet in Memel; Neubau weiter Teile der Altstadt. Der Brand auf den Holzplätzen an der Dange macht 3.000 Menschen obdachlos. Die danach wieder errichtete Altstadt prägt bis heute das Stadtbild.
  • 1871 Deutsche Reichsgründung: Memel nördlichste Stadt, Nimmersatt nördlichster Ort Deutschlands. Demokratisches Wahlrecht: Allgemein, frei, gleich u. geheim (aber nur für Männer)
  • 1914-18 Erster Weltkrieg. Einfall der Russen 1914/15 in das spätere Memelland. Brandschatzung von Gütern, öffentlichen und privaten Gebäuden, Greueltaten und Besetzung Memels, Flucht der Bevölkerung und Verschleppung der verbliebenen Zivilbevölkerung durch russische Behörden nach Sibirien (besonders aus den Kreisen Tilsit und Ragnit).


Annexion durch Litauen 1923-1939

  • 1923 wurde das Memelland durch als Zivilisten getarnte litauische Freischärler besetzt, die französischen Mandatstruppen vertrieben und später das Gebiet von Litauen annektiert.
  • Die Memelländer können für Deutschland oder Litauen optieren. Die meisten optieren für Deutschland und gehen nach Ostpreußen. (Weniger als 600 von 150.000 optieren für Litauen). Meist reichsdeutsche Beamte und Lehrer werden ausgewiesen (Siehe dazu die Ausweisungsliste 1933/34).
  • Ab 1924 war das Memelland durch die Memelkonvention ein autonomes Gebiet unter der Souveränität Litauens; Amtssprachen waren Deutsch und Litauisch. Es gab starke Spannungen innerhalb der mehrheitlich deutschgesinnten Bevölkerung mit den eine Litauisierung anstebenden litauischen Behörden, die in der Verhängung des Kriegszustandes und einiger Schauprozesse gipfelten.
  • 1926–1938 Memelland im Kriegszustand. Selbst „kleinlitauisch“ Gesinnte waren über das Unverständnis der "Groß-Litauer" für die örtlichen Belange verärgert.
  • 1938 Freie Wahlen: Wahlbeteiligung 97%; deutsche Einheitsliste 87.2%; litauische Listen 12,8%
  • Litauen signalisiert seine Bereitschaft mit Deutschland zu verhandeln. Auf deutschen Druck (Ribbentrop) war Litauen sofort bereit, auf das Memelland zu verzichten
  • Deutsche Truppen marschieren ein. Hitler spricht in Memel und wird umjubelt. Die Memelländer sehen nur ihre Befreiung und verkennen die totalitären Strukturen.

Rückkehr nach Deutschland 1939-1945

  • 1939 wurde das Gebiet wieder an das Deutsche Reich zurückgegeben und an Ostpreußen unter Bildung der Kreise Memel, Heydekrug und Tilsit-Ragnit (nördlich der Memel gelegener Teil) angliedert. Flucht der jüdischen Bevölkerung des Memellandes nach Litauen, meist in grenznahe Städte und Ortschaften.
  • 1941 Überfall auf die Sowjetunion. Ermordung der jüdischen Bevölkerung Litauens, darunter auch jüdische Flüchtlinge aus dem Memelland.
  • 1944 im Oktober sollen Memel und das Memelland von deutscher Zivilbevölkerung geräumt werden, doch der Räumungsbefehl kommt zu spät: Die letzte Flucht im Kreis Memel beginnt am 08.10.1944. Im Süden bricht die Rote Armee am 09.10.1944 bei Heydekrug durch. Die Brücke über den Rußstrom bei Ruß wird von deutschen Pionieren gesprengt: Daraufhin gelingt tausenden Memelländern die Flucht nicht mehr, einige retten sich über das Haff und die Kurische Nehrung. Siehe Fluchtberichte aus dem Memelland.
  • 1945 Die rote Armee besetzt das noch bis in das Jahr 1945 als Brückenkopf verteidigte Memel. Nur wenige Deutsche leben noch in der durch Bomben und Beschuss stark zerstörten Stadt Memel. Litauer kommen über die Grenze in das Memelland und beziehen die ehemals deutschen Höfe und Wohnungen. Zurückkehrende Flüchtlinge finden ihr Eigentum besetzt und müssen sich anderweitig umsehen.
  • Nach der Flucht 1944/45 und nach weitesgehender Aussiedlung der in beträchtlicher Zahl in der Heimat verbliebenen oder nach Sibirien verschleppten Memelländer in den 50er und 60er Jahren, lebt der größte Teil der ehemaligen memelländischen Bevölkerung und deren Nachkommen heute in Deutschland.

Litauische Zeit 1945 bis zur Gegenwart

Sowjetzeit 1945-1989

  • Das Memelgebiet gehört seit 1945 zu Litauen.
  • In den ersten Jahren werden viele Memelländer, aber auch zugewanderte Litauer nach Sibirien deportiert.
  • In den 50er und 60er Jahren Ausreise von knapp zehntausend in der Heimat verbliebenen Memelländern nach Deutschland.

Von der Unabhängigkeit Litauens 1989 bis zur Gegenwart

  • 1989 Politische Wende in Litauen: Unabhängigkeit von Russland kostet einigen Litauern das Leben. Eine große Reisewelle von Deutschen in das Memelland setzt ein. Viele Deutsche unterstützen das Memelland nach Kräften, lassen Kirchen renovieren und Friedhöfe herrichten.
  • Heute noch im Memelland lebende Memelländer bekommen großenteils ihren nach 1945 verlorenen Besitz nach der Unabhängigkeit Litauens, wenn auch manchmal nur teilweise, zurückerstattet.
  • 2002 Die Stadt Memel begeht ihre 750-Jahr-Feier mit vielen ehemaligen Memelländern und weiteren Gästen aus Deutschland.
  • 2004 Beitritt zur Europäischen Union.