Sillem

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Genealogie der Familie Sillem in Deutschland

aktualisiert im Jahre 2002

Vorwort

Die Sillems gehören zu den alteingesessenen Ratsfamilien der Freien und Hansestadt Hamburg. Zahlreiche Mitglieder haben Einfluß auf die Geschicke der Stadt und ihrer Bürger genommen. Im Rathaus hängen Gemälde von Bürgermeistern und Ratsherrn, und das steinerne Familienwappen ziert neben anderen die Fassade.

Die ersten Vorfahren, die ahnenkundlich erfaßt sind, lebten im 16. Jahrhundert. Ihnen folgten bis heute 14 Generationen. Bis zum 19. Jahrhundert waren die meisten Sillems in Hamburg ansässig. Danach verließen einige die Heimat und gründeten Äste in Holland, England und Argentinien. Andere zog es in die Schweiz und nach Frankreich. Und schließlich übersiedelte ein Sillem im 20. Jh. in den Süden Deutschlands, wo wiederum ein neuer Zweig entstand. Die vor-liegende Genealogie führt im wesentlichen Familienmitglieder auf, die in Deutschland beheimatet waren und sind.

Der Autor der ersten Sillemschen Genealogie war Prof. Dr. C. H. Wilhelm Sillem (X a). Seine Arbeit wurde im Jahre 1908 aufgelegt. Drei Jahre später fand sie Eingang in den 19. Band Genealogischer Handbücher bürgerlicher Familien. Aus dem Jahre 1881 stammt die von ihm verfaßte Schrift Jakob Sillem, Rathsherr in Hamburg.

Mitte des 20. Jahrhunderts gingen zwei im Hamburger Staats-archiv tätige Historiker der Herkunft der Familie nach. Im Ham-burger Erbebuch, dem Vorläufer der späteren Grundbücher, entdeckten die Professoren Dr. Heinrich Reincke und Dr. Hans Kellinghusen einen Hinweis darauf, daß die Gründer der beiden Sillemschen Stämme, Jakob Selm und Heyn Sylm, Brüder waren. Bis zu jenem Zeitpunkt war der Grad ihrer Verwandtschaft nicht bekannt. Auch fanden die beiden Forscher heraus, daß damals 10 weitere Namensträger in Hamburg lebten (s. S. 3). Zwar gehörten die meisten von ihnen der Sillem Familie an, Aufschlußreicheres über sie ließ sich jedoch kaum ermitteln.

Dank globaler Computervernetzung können Interessenten heute mühelos Anverwandte in aller Welt aufspüren. Manche von ihnen dürften sich ihrer familiären Herkunft kaum noch bewußt sein. Zu wünschen ist, daß auf diesen modernen Wegen auch zwischen Angehörigen der Familie Sillem neue Bande entstehen.

Im Anhang findet der Leser eine Zusammenfassung aller Amts- und Würdenträger der Familie sowie Erläuterungen zu Berufs- und Amtsbezeichnungen, denen er auf seiner Reise durch 500 Jahre Sillem Familie begegnet. Wer weiß heute schon noch, welche Funktionen zum Beispiel ein Leichnamsgeschworener inne hatte.

Dankbar bin ich meinem Vetter Wolf Diedrich Voltmer, der die im Hamburger Rathaus und die im Sillemschen Nachlaß befind-lichen Gemälde ablichtete und Herrn Daniel Ihonor, der meine Arbeit fachkundig begleitete.

Mit den Worten „ Möge Gottes Segen auch fernerhin auf unserer Familie ruhen, damit sie in Ehren dastehe“, schloß Prof. Dr. Wilhelm Sillem sein Vorwort für die Genealogie von 1908.

Im Jahre 2002 Hans-Wolff Sillem


Die Genealogie der Familie Sillem in Deutschland kann als Broschüre bezogen werden. Sie enthält eine Vielzahl von Ahnen-bildern, sowie Fotografien von noch lebenden Familienangehörigen. Außerdem kann das Buch Die Sillems in Hamburg, (16. bis 19. Jh.) geliefert werden: Umfang 280 Seiten im Format DIN A 5, ebenfalls mit vielen Abbildungen versehen. Für Beide Druckwerke wird Kostenerstattung erwartet. E-mail: sillemhw@t-online.de


Der Name

Bevor sich Vorfahren endgültig Sillem nannten, wurden Namen wie Selhem, Zelhem, Selen, Selmer, Zelm, Selm, Silm, und auch Sylm, Syllm und Syllem gewählt. Nicht unüblich war es, seinen Namen nach Belieben zu wechseln. Zwar nannte sich der aus dem Kehdinger Land stammende Gründer des Jacobschen Familien-stammes Selm, sein Grabstein trug indes den Namen Sillem. Dessen Sohn Hinrich Silm wies seinen Amsterdamer Adressaten an, „..... op Heer Henrick Selmer de Somme van M 390 Lup to trecken“, sig-nierte das Schreiben jedoch mit Henrich Syllem.

Der Ursprung des Namens Sillem ist nicht bekannt. Vermutlich wurde er von Ortsnamen abgeleitet. In Betracht kämen die Städte Selm und Zelhem. In einer Urkunde aus dem Jahre 858 findet das Dorf Selm, zwischen Münster/Westf. und Dortmund gelegen, erstmals unter dem Namen Seliheim Erwähnung. Zuvor befand sich dort der Selihova, ein Gehöft, dessen Bezeichnung aus dem Fränkischen stammt und soviel wie Herrenhof bedeutete. Im Laufe der Jahrhunderte änderte sich die Schreibweise des Ortsnamens. Aus Seliheim wurde Selehem, Selhem und Sellem bis hin zu Selm.

Der Archivar der Stadt weist darauf hin, daß als Ursprungsort des Namens gleichfalls die circa 100 km entfernt liegende ost-holländische Stadt Zelhem in Betracht kommen könnte. Der Ort, in welchem schon in früher Zeit Handel getrieben wurde, ist erstmals in einer Urkunde aus dem Jahre 801 benannt. Wie bei Selm, so veränderte man im Laufe der Jahrhunderte auch dort immer wieder den Namen der Stadt: Aus Selehem wurde Seleheim, Sellhem, Selhem, Zeelem, Zelem, Zeelhem, Zelm, Zellem, Sillem, Selchem und im Jahre 1528 endgültig Zelhem.

Gestützt wird die Vermutung der Ortsnamensableitung durch entsprechende Namensträger, die im Umfeld der beiden Ortschaften angesiedelt waren: Im Dortmunder Urkundenbuch, Band 1/1891 und in Die Chroniken der westfälischen und niederrheinischen Städte, Band 1/LPZ von 1857 sind Namen wie Hemmecke de Zelhem (1350), Johann von Selhem (1359), Johs. Selen (1370) und Henrich Selm (1539) aufgeführt.

Die Herkunft

Nachgewiesen ist, daß Jacob I. Selm (I a), der spätere Ratsherr zu Hamburg, im Jahre 1517 nahe der Elbe-Stadt Stade im Lande Kehdingen geboren wurde. Das geht aus einer Handschrift hervor, in welcher der damalige Hamburger Bürgermeister Eberhard Moller (vom Hirsch) vermerkte, daß „ Her Jacop Zellem uth dem Lande keding bordich“ sei. Der jüngere Heyn Sylm (I b) folgte dem Bruder ein paar Jahre später in die Hansestadt. Auf ihn führen sich die bis heute lebenden Sillems zurück.

Zu Beginn des 16. Jh. zogen Bettelmönche durchs Kehdinger Land, um milde Gaben für Notleidende zu erbitten. Die Spender fanden Eingang in die Gildebücher der Stadt Bremen. Unter ihnen befindet sich der Name des Hofbesitzers Heyn Zelm, der in der Ortschaft Drochtersen lebte. Das „Z“ im Namen läßt auf hollän-dische Herkunft schließen. Heyn war zwei mal verheiratet. Nachkommen lassen sich in Drochtersen nicht nachweisen. Dennoch ist der Gedanke verlockend, daß er der Stammvater der Familie Sillem war.


Das Wappen

Auf einem grünen Berg stehen drei silberne Ähren vor blauem Hintergrund. Den Helm zieren zwei Adlerklauen, die eine silberne Ähre umfangen. Die beiden ältesten Darstellungen des Sillemschen Wappens stammen aus dem 16. Jahrhundert. Es sind ein auf Glas gemaltes Exemplar, welches die Unterschrift H(err) Jacob Selm 1583 trägt und das auf dessen Grabplatte eingemeißelte Wappen. Ein Fragment dieses Steins befindet sich noch auf dem Friedhof von Groden, heute Teil der Stadt Cuxhaven. Das gläserne Wappen war in eines der Fenster eingearbeitet, welches zu einem der in der Spitalerstraße befindlichen Testamentswohnungen gehörte, die vom Bürgermeister Joachim von Kampe, sowie wahrscheinlich auch von Jacob Selm gestiftet wurden. Auch von Kampe soll aus dem Lande Kehdingen nach Hamburg gekommen sein.. Im Jahre 1833 hatte man die beiden Wappen den Fenstern entnommen und archiviert. Später machte der Stiftungsvorstand dem Prof. Dr. Wilhelm Sillem das seiner Familie zugehörige Wertobjekt zum Geschenk. Heute ist es Bestandteil des Sillemschen Nachlasses.


Namensträger

(die zu Beginn des 16. bis Anfang des 17. Jahrhunderts in Hamburg lebten)

1. Peter Sillem , *..., † Hamburg ...tot 1585, der älteste urkundlich nachweisbare Namensträger in Hamburg; erwarb 1542 zwei Buden an den Kurzen Mühren;

∞ ... Margaretha ..., * ..., † ...

Kinder, zu Hamburg geboren:

  1) Barbara, * ..., † ...1611.
  2) Peter, * ..., † ...tot 1625, überschuldet, 
  ∞  Adelheid, Kinder: 2 Söhne, 1 Tochter
     3)    Anna, * ..., † ..., ∞ Johann J ü r g e n s

2. Jacob I. Selm, *... 1517, † Hamburg ... 1584, (s. Jacobscher Stamm S. 7, I a).

3. Heyn I. Sylm, *... , † Hamburg ... 1565, jüngerer Bruder von Jacob I. Selm, (s. Heynscher Stamm S. 20, I b).

4. Jacob Selm, *... , † Hamburg ... tot 1578, wohnhaft Steinstraße, 1573 Mitglied der Schonenfahrergesellschaft, wahrscheinlich Bruder oder Vetter von Otto Selm und Hinrich Silm ;

    ∞ ... Margaretha *..., †  ..., Sie ∞ I. (vorher) mit Jacob Sandtman;    Sie ∞ III. 1578 Gert Elstrop; Sie ∞  IV. Christian Holste,
    Kinder: 3 Söhne, unter Vormundschaft von Otto Selm und Hinrich Silm, 
    

5. Otto Selm d. Ä., * ..., † Hamburg ... 1613, wahrscheinlich Neffe oder Vetter von Jacob I. und Heyn I., gegenseitige Verbürgungen und Vormundschaften, 1567 Mitglied der Englandfahrer-gesellschaft, 1589 Jurat und Kämmereibürger an St. Jacobi, 1591 Subdiakon, 1596 Diakon, 1601 Vorsteher der St. Gertruden-kapelle, 1604 Leichnamsgeschworener, 1605 Oberalter, 1611 Präses der Oberalten;

    ∞ I. Hamburg ... Gertrud v o n  B e r g e n, * ..., † ...
    ∞ II. Hamburg ... Margaretha L a n g e,  * ..., † ...
    ∞ III. Hamburg ...Wobbeke S c h u t t e, * ..., † ...

Kinder erster Ehe:

1) Mattheus, *... um 1567, † Hamburg ... 1641, 1586-1615 Kaufmann in San Lucar und Sevilla/Spanien, 1599 Mitglied der England-fahrergesellschaft, 1615, Rückkehr nach Hamburg, Bürger als Mercator, 1624 Jurat an St. Jacobi, 1628 Oberalter an St. Jacobi, 1631 Präses der Oberalten, unvermählt. 2) Dorothea, *...um 1568, † ...;

   ∞ ...Detlev W i l l e r s, * ..., † ...

3) Gertrud, *... 1571, † ... 1650;

     ∞ ... Hans M e i n s e n, * ..., † ... 
    4)   Lucia, *...zwischen 1570 und 1576, † ...; 
          ∞ ... Christian B e y e r, * ..., †... Bürgermeister von Flensburg.
    5)   Adelheid, *...zwischen 1572 und 1577, † ...

6) Anna, *...1578, † ...1618;

      ∞ ... Jürgen V i l t e r , * ..., † ....
    7)   Peter, *..., † ...1605, 1599 Mitglied der Englandfahrergesellschaft.
    8)   Otto, *..., † ...1624, 1599 Mitglied der Englandfahrergesellschaft,  
  1607 Subdiakon an St. Jacobi, 1609 Bürger als Mercator und   Wandschneider, 
   ∞ ... Elsebe S i v e r s, * ..., †...  Kinder:  2 Töchter.

6. Andreas Selmer, * ..., † ... tot 1611, neben ihm existierte ein Jacob Silm, der sich auch Andreas nannte (s. S. 10). Welche der vorliegenden Lebensdaten zu wem von den beiden gehören, ist nur teilweise rekon-struierbar. 1573 Bürger in Amsterdam und Vorsteher der Hamburger Brüderschaft zu Amsterdam, 1576 Rückkehr nach Hamburg, 1596 Mitglied der Schonenfahrergesellschaft, 1600-1608 mehrfach Bürge für Bootsleute, wahrscheinlich war Andreas Pachtenreeder.

Kinder:

     1)   Gertrud, * ..., † ..., 
    ∞ ... Cornelius d e G r e v e, * ..., †  Hamburg  30. 11. 1614, 1595 Mitglied der Englandfahrergesellschaft.
     2)   Andreas, * ..., † ..., 1609 Mitglied der Englandfahrergesellschaft,
           ∞ unbekannt, Kind: Anna, * ... 1609, † ...

7. Tönnies Selm, *..., † ..., 1606 Bürger als Mercator, Bürge war Peter Sillem; ∞ unbekannt.

     Kinder: 1 Sohn, 1 Tochter, Pate Mattheus Sillem.

8. Hans Selmer, *..., † ..., in St. Katharinen; ∞ unbekannt; Kind: 1 Sohn, *...1617, † ..., Pate Andreas Selmer.

9. Joachim Selmer, * ..., † ..., in St. Jacobi, 1620 Bürger als Diamantschleifer; ∞ Margaretha H a r t m a n n.

        Kind: 1 Tochter, Patin Adelheid Silm.    

10. Johann Selmers, *..., † ..., in St. Jacobi; ∞ unbekannt, Kind: 1 Sohn, *...1627, † ..., Paten Heyn Silm und Anna Silm.

11. Heyne Selme, *..., † ..., in St. Jacobi, 1607 Bürger als Krüger;

       ∞ unbekannt.

Kinder: 8, Paten Otto Selm und Nicolaus Silm

12. Hans Silm, *..., † ..., in St. Nicolai, 1613 Bürger als Kutscher;

       ∞ unbekannt, Kinder: 5
     

Patenschaften, Bürgschaften und Vormundschaften belegen, daß fast alle der aufgeführten Personen miteinander verwandt waren. Daten über Eltern sind nicht überliefert. Jacob I. Selm kam aus dem Kehdinger Land nach Hamburg. Von seinem jüngeren Bruder Heyn I. Sylm wird angenommen, daß er ebenfalls von dort her stammte. Aber kamen denn all die anderen Verwandten ebenfalls aus dem Kehdinger Land nach Hamburg? Und wie haben es einige von ihnen geschafft, so schnell in die Oberschicht der Hansestadt aufzusteigen? Unbeantwortete Fragen. Wir wissen es nicht.