Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte/4/183

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Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte
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besseren Zustand der Kirche, der kommen werde, und wer zur Herbeiführung eines solchen wirken wollte. Man brachte damit in Zusammenhang die um diese Zeit erwachten Missionsbestrebungen, die Versuche, die Heiden und Juden zu bekehren, so wie die versuchte Einwirkung auf die niederen Volksklassen für deren Hebung, oder die Anfänge von dem, was man jetzt mit dem Namen der „inneren Mission“ zu bezeichnen pflegt. Man wollte sogar darin ein frevelhaftes Eingreifen in Gottes Wirken und Walten erblicken, dessen Werk, wie man meinte, in der schulgerechten Form geschah, das heißt durch Kämpfen gegen den Irrthum und durch Wegjagen derer, die nicht nachgeben wollten. So müsse es schulgerecht fortgehen durch die Mittel, die schon da wären, Predigt des reinen Wortes und Verwaltung der Sacramente in herkömmlicher Weise. Demnach war die praktische Richtung der Pietisten anstößig. Man fand es nicht einmal der Rechtgläubigkeit gemäß, wenn Spener sich dahin geäußert hatte, daß das ganze Christenthum auf die Praxis gehen solle. Scharf genug äußert sich hierüber und doch nicht unwahr, indem er diese praktische Richtung der Pietisten im Gegensatze zu den orthodoxen Häuptern der evangelischen Landeskirchen zu Ende des siebenzehnten und Anfang des achtzehnten Jahrhunderts hervorhebt, ein neuerer Schriftsteller.[1] Ueber die von den Pietisten ausgegangenen Missionsbestrebungen redend, sagt er unter Anderem: „Davon nahm die protestantische Landeskirche keine Notiz. Die Hottentotten und Kaffern, die Grönländer und Eskimos hätten, um Christen zu werden, selbst kommen und sich bei dem Consistorium zur Taufe melden müssen. Sie selbst schickten Niemanden hin.“ Und an einer anderen Stelle, wo von der Sorge für die Nothleidenden die Rede ist: „Die Armen und Kranken hätten an der protestantischen Scheu vor guten Werken umkommen müssen, wenn nicht die weltliche Obrigkeit sich ihrer angenommen. Die Kirchen und Prediger selbst waren so gestellt, daß sie in der That von dem, was ihnen gesetzmäßig zukam, nichts missen konnten. — Der Pietismus war erst der Anfang des christlichen Socialismus.“

Liegt in dem letzten Satze allerdings eine Wahrheit, so leidet doch das Vorhergehende in seiner Anwendung auf unser Land eine


  1. Dr. Heinrich Alt, „der christliche Socialismus unserer Zeit“, in der kirchlichen Vierteljahresschrift Juli bis September 1844 Nr. 3, S. 1–54.