Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte/3/305

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Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte
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Uebrigens muß noch hervorgehoben werden, daß in dem Zeitraume, in welchem wir uns befinden, eine besonders wichtige Veränderung erfolgt ist, nämlich die Veränderung der Kirchensprache, welche im größten Theile des Landes allmälig vor sich ging. Im südlicheren Schleswig und in Holstein, wo man seit der Reformation allgemein sich des Plattdeutschen in der Kirche bedient hatte, trat allmälig an dessen Stelle das Hochdeutsche. Diese große Aenderung, welche der ersten Hälfte des siebenzehnten Jahrhunderts angehört, erfolgte nicht auf Einmal und durch eine Verordnung, vielmehr nach und nach durch die Praxis. Sie ist daher in den einzelnen Gegenden und Gemeinden unseres Landes zu verschiedener Zeit eingetreten, je nachdem etwa der Prediger alt oder jung war. So z. B. in Flensburg hat M. Friedr. Dame, welcher von 1594 als Diaconus, 1600 bis 1635 als Pastor an der Nicolai-Kirche stand, in den ersten Jahren seiner Amtsführung noch plattdeutsch gepredigt, dann aber sich der hochdeutschen Sprache bedient. Von 1604 haben wir noch eine plattdeutsche Schrift von ihm: „Eedtunde Bodtvermahninge edder Erinnering van Eeden unde Meneeden“. Damals wird er also noch plattdeutsch gepredigt haben. Spätere Schriften von ihm aus den zwanziger Jahren und ferner sind hochdeutsch. Zu Husum fing der Pastor Petrus Dankwerth 1617 an, hochdeutsch oder „meißnisch“ (wie man es nannte) zu predigen, während er bis dahin sich bei seiner Amtsverrichtung der niedersächsischen Sprache bedient hatte. Und zwar geschah dies auf Ersuchen der Herzogin Augusta, die, nachdem sie ihren Wittwensitz auf dem Husumer Schlosse bezogen hatte, 1617, 13. Juli, zum ersten Mal nach der Stadtkirche gekommen war, auch in derselben am achten Sonntage nach Trinitatis mit ihrer ganzen Hofhaltung communicirte, wobei der Pastor Dankwerth und der Hofprediger Fabricius den Gottesdienst in hochdeutscher Sprache verrichteten. Der Prediger Paul Walther zu S. Marien in Flensburg, vorher zu Hemmingstedt in Dithmarschen, veröffentlichte 1635 sein „Kercken Handbökeschen“, und dieses Buch kam im Lande, während die Kirchensprache noch plattdeutsch war, sehr allgemein in Gebrauch. Allein in den folgenden Decennien sollen die meisten Schleswig-Holsteinischen Prediger den Gottesdienst in hochdeutscher Sprache gehalten haben[1], und darauf gab 1665 Adam Olearius in Schleswig


  1. Man lese die Vorrede von Olearius zum Kirchenbuche.