Geschichte der Gemeinden Freistett und Neufreistett/113

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Geschichte der Gemeinden Freistett und Neufreistett
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auf einen hohen Thurm, unter dem die Sauer in's Städtlein fließt, sprengten uns von der Höhe ins Wasser hinaus; wurden durch der heiligen Engel Schntz erhalten, daß keinem der hohe Sprung schadete; entronnen also aus ihren Händen und retteten uns in den Wald in eine Spelunk (Höhle). Da trafen wir zwei Männer an beim Fener, trockneten uns und erquickten uns mit einem Trunk, den jene die Nacht über gekeltert hatten. Hierauf zogen die Kriegsvölker in's Winterquartier und wir kamen nach Wörth.

Als der Frühling herankam und die Landleute wieder aus dem Städtlein zogen, so überfiel sie der schwarze Hunger, also daß etliche mit faulem Roßfleische, so hin und wieder bei den Truppenmärschen und Gefechten auf der Straße war liegen blieben, sich nährten. In Mitschdorf erzählte mir die Müllerin, wie sie in einem Vierteljahr kein Brot gesehen, sondern mit Roßhäuten ihren Hunger gestillet. Ein Bauer von Lampertsloch erhielt sich lange von Schnecken. Zu Preuschdorf haben etliche Kinder einer verstorbenen Frau den Leib ausschnitten, Herz, Lung und Leber herausgenommen, gekocht und gegessen. Als auf die Osterzeit die Einwohner, wegen neuer Gefahr, sich in den Wald flüchteten, hielt ich mit ihnen auf einem dürren, umgefallenen Eichbaum das heilige Abendmahl und hielten dann mit gebratenen Eicheln unsern Morgenimbiß. Weitere Zusätze würden diese Schilderung nur abschwächen.

Am Ende des Krieges war der Wohlstand unseres Vaterlandes nahezu vernichtet. Die Äcker lagen brach. Nicht einmal Saatfrucht war vorhanden. Das Viertel Korn kostete 7 Gulden, d. h. soviel als eine schöne Kuh vor dem Kriege. Um ein Sester Weizen erhielt man leicht einen großen Acker. In manchen Dörfern lebten nur noch wenige Bewohner. Die Übrigen waren dem Feinde, der Krankheit und dem Hunger erlegen, oder sie suchten, alles Eigentums beraubt, ihren Unterhalt in einem flüchtigen Wanderleben. Scharen von Bettlern zogen von Dorf zu Dorf, von Land zu Land.