Karlsruher Militär

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Die Entwicklung des badischen Militärs und damit auch Karlsruhe als Garnisons(haupt)stadt kann nur unter Brücksichtigung der (regionalen) Geschichte nachvollzogen werden.

1. Periode: 1681 - 1714 Vor-Karlsruher Zeit 2. Periode: 1715 - 1738 Karlsruhe unter Markgraf Carl Wilhelm v. Baden-Durlach 3. Periode: 1738 - 1746 Karlsruhe unter der vormundschaftlichen Regierung 4. Periode: 1746 - 1771 Karlsruhe unter Markgraf Carl Friedrich v. Baden-Durlach 5. Periode: 1771 - 1803 Karlsruhe als Residenzstadt der Markgrafschaft Baden 6. Periode: 1803 - 1806 Karlsruhe als Residenzstadt des Kurfürstentums Baden 7. Periode: 1806 - 1811 Karlsruhe als Residenzstadt des Großherzogtums Badens bis zum Tod von Carl Friedrich 8. Periode: 1811 - 1818 Karlsruhe unter Großherzog Carl

Im Einzelnen:

  • 1681:
    • Frankreich besetzt unter Ludwig XiV. das Elsaß u. Straßburg während sämtliche (deutschen) Truppen bei Wien gegen die Türken kämpfen
    • Das Kreiskontingent Baden-Durlach zum Schwäbischen Kreis beträgt: 339 Mann zu Fuß und 18 Reiter sowie 60 Infanteristen für den Oberrheinischen Kreis
    • Das Kreiskontingent Baden-Baden beträgt: 168 Mann zu Fuß und 30 Reiter
  • 1683:
    • der Kaiserlicher Reichfeldmarschall Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden-Baden, Sieger in den Feldzügen gegen die Türken, beteiligt an der Befreuung Wiens 1683 (+ 04.01.1707)
  • 1688-1697 Orleanischer (Pfälzischer) Krieg
    • Französische Truppen brechen wegen angeblicher französischer Erbansprüche in der Pfalz ein; ab 24.09. rücken gleichzeitig 3 frz. Armeen in Deutschland ein und besetzen rasch das linke Rheinufer, diese mussten jedoch 1688/89 den Rückzug antreten, dabei wurden unter Oberbefehl des frz. Generals Melac alle Orte in der Pfalz, der mittelrheinischen Bistümer und weite Teile Baden verwüstet bzw. zerstört
    • 1697 geht Freiburg an Frankreich (Frieden von Ryswijk
  • 1701-1714 Spanischer Erbfolgekrieg
    • der Herzog von Marlborough u. Prinz Eugen gewinnen in einer blutigen Schlacht den Krieg gegen Frankreich bei Höchstädt, jedoch wird das Oberrheingebiet Schauplatz vieler Truppendurchmärsche
    • Rastatter Friedenskonferenz 26.11.1713-06.03.1714, von diesem Zeitpunkt bildete der Rhein die Grenze zwischen Frankreich und den deutschen Staaten
    • 11.04. der Friede zu Utrecht beendet den Krieg
  • 1733-1736 Polnischer Thronfolge-Krieg
    • Markgraf Karl Wilhelm verlässt wegen des Krieges, der den Oberrhein zwar nicht zum Kriegsschauplatz, aber zum Durchzugsgebiet französischer, kaiserlicher und russischer Truppen macht, im Oktober seine Residenz Karlsruhe. Fast genau 3 Jahre später, im September 1736, kehrt er aus Basel, von wo er die Markgrafschaft regiert hat, zurück.
    • Das deutsche Oberrheingebiet wird wiederum zum Kampfgebiet. In Folge des Krieges besetzen französische Truppen unter Marschall Herzog von BERWICK Karlsruhe.
    • Der österreichische Feldherr Prinz Eugen von Savoyen schlägt 1734 vorübergehend sein Hauptquartier in der Stadt auf
  • 1740-1748: Österreichischer Erbfolgekrieg
    • Nach dem Tod von Kaiser Karl VI. (1711-1740) erlischt der habsburgische Mannesstamm. Seine Tochter Maria Theresia, Kaiserin von Osterreich von 1740-1780, verschafft im Österreichischen Erbfolgekrieg ihrem Mann im Jahre 1745 als Franz I. die Kaiserkrone.
    • Die beiden Markgrafschaft Badens werden in Mitleidenschaft gezogen, da sie der französischen und der kaiserlich-österreichischen Armee auf dem Marsch nach Bayern und Böhmen wie umgekehrt in Elsaß mitten im Weg stand
  • 1756-1763: Siebenjähriger Krieg:
    • Im Siebenjährigen Krieg (1756-1763) von Osterreich, Frankreich und Russland gegen Preußen führt Friedrich II. sein Land zur europäischen Großmacht.
    • Baden muss 2 Kompanien (242 Mann) des in Karlsruhe stationierten Leib-Grenadier-Bataillons , der einzigen stehenden Militärformation in jener Zeit, sowie 44 Kavalleristen für das Kreis-Dragonerregiment Württemberg in den Kampf gegen Preußen schicken. Deckte den Saale-Übergang bei Kösen
    • Hohe Quartierlasten und Lieferungen wegen der frz. Armee
  • 21.10.1771: Vereinigung der beiden badischen Marlgrafschaften
    • 4.940 qkm u. 175.000 Einwohner
  • 1778-1779: Bayerischer Erbfolgekrieg
  • 1785: in Karlsruhe ca. 920 Militärs stationiert
  • 1789: Französische Revolution:
    • erschüttert die Französische Revolution sämtliche europäischen Staaten und stellt in Deutschland den Absolutismus infrage. Durch das Eingreifen Osterreichs und Preußens zerbricht infolge der Revolutionskriege das Deutsche Reich.
  • 1792-1797: 1. Koalitionskrieg
    • Reichstag zu Regensburg erklärt am 22.03.1793 den Reichskrieg gegen Frankreich
    • 1795: Frieden von Basel zwischen Frankreich und Preußen; Preußen muss das linke Rheinufer an die Französische Republik abtreten.
  • 1799-1801: 2. Koalitionskrieg
    • Erzherzog Carl siegt über frz. Armee bei Stockach
    • Abbruch des Rastatter Friedenskongresses
    • Rastatter Gesandtenmord
    • Napoleon wird Erster Konsul
  • 1801:
    • Frieden von Luneville zw. Österreich und Frankreich
    • Ermordung des Zaren Paul I. von Rußland, Nachfolger: Alexander I.
    • Tod des Erbprinzen von Baden Karl Ludwig durch Unfall bei Arboga in Schweden
  • 1803:
    • Baden wird Kurfürstentum und kann damit sein Territorium vergrößern (Reichsdeputationshauptschluß)
      • Verlust der linksrheinischen Gebiete: 8 Quadratmeilen, ca. 25.000 Einwohner
      • Gewinn: auf der rechtsrhein. Seite 60 Quadratmeilen mit 250.000 Einwohner
    • Karlsruhe: Bau der Dragonerkaserne am Durlacher Tor


  • 1805: 3. Koalitioskrieg:
    • 01.10. Abschluss eines Allianzvertrages zum Krieg gegen Österreich und Russland; Baden verpflichtet sich zur Stellung einer Feldbrigade von 3.380 Soldaten
    • 02.10. Versammlung der Bad. Truppen im Raum Pforzheim
    • 02.12. Drei-Kaiser-Schlacht bei Austerlitz, Frankreich gewinnt;
    • 26.12. Frieden von Pressburg, 2. territoriale Vergrößerung Badens
  • 1806:
    • Heimkehr der Bad. Feldbrigade: Verwendung nur im Etappendienst
    • Gründung des Rheinbundes, dem Baden beitritt; das Kurfürstentum wird Großherzogtum, dritte territoriale Vergrößerung Badens (Gebiet des ehem. Vorderösterr. Breisgaus) Vergrößerungen 1805 und 1806 auf 17724 qkm u. 920.000 Einwohner
    • Das Fürstentum Leiningen als Standesherrschaft wird an die Oberhoheit der Großherzogs v. Baden gebunden
    • Niederlegung der Kaiserkrone durch Franz II. (seit 1804 Kaiser franz I. von Österreich); Ende des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation
  • 1806-1813: 4. Koalitionskrieg:
    • 1806:
      • 01.10. Abmarsch des badischen Rheinbundkontingents von ca. 6.000 Soldaten
      • 14..10. Niederlage Preußens in der Doppelschlacht bei Jena und Auerstedt
    • 1807:
      • 15.01. Bad. Felddivision mit 6000 Mann versammelt sich um Stettin (4 Inf.-Rgt., 1 le. Dragoner-Rgt., 2 Husaren-Esk. und 2 Fuß-Bttr zu je 8 Geschützen) Kommandierender General: v. Clossmann
      • 15.02. Belagerung von Danzig
      • 25.07. Belagerung von Stralsund; Mitte Juli Reserve aus Karlsruhe eingetroffen: Grenadier-Garde-Btl, 4 Ersatz-Kp., 1 Husaren-Esk. und 4 Geschütze sowie das Jäger-Btl.;
      • 04.04. Stiftung des (badischen) militärischen Carl Friedrich-Verdienst-Ordens
      • 09.07. Friede von Tilsit
      • Dez. Artillerie kehrt ohne Verluste an Geschütz in die Heimat zurück
      • Die französische Große Armee scheitert in Russland. Die Freiheitskriege gegen Napoleon beginnen. Russland unterstützt Preußen mit 150 000 Soldaten und befreit Berlin und Breslau. Insgesamt werden etwa 1 Million Soldaten aufgeboten.
      • Bayern und Österreich sind aus dem Rheinbund ausgetreten und haben sich den preußischen Freiwilligenkorps im Kampf gegen Napoleon angeschlossen.
  • 1808:
    • 01.02. Markgraf Ludwig legt auf Befehl Napoleons sein Amt als Kriegsminister nieder; die Badische Armee wird nach französischem Vorbild reorganisiert
    • 05.07. Einführung des „Code Napoleon“ als badisches Landrecht mit Geltung vom 01.01.1810 bis 31.12.1899 (u.a. Einführung der Standesbücher, die im GLA Karlsruhe archiviert sind)
    • 24.08. Abmarsch des badischen Rheinbundkontingents von ca. 2000 Soldaten aus I. Btl/Rgt. 4 u. II. Btl./Rgt. 3 zum Krieg gegen Spanien
  • 1809:
    • 01.03. Abmarsch des badischen Rheinbundkontingents mit ca. 7.000 Soldaten zum Krieg gegen Österreich
    • 14.10. Friede von Wien, Baden erhält seine größte, endgültige Ausdehnung
  • 1811: Großherzog Carl Friedrich stirbt 83-jährig in Karlsruhe nach 65-jähriger (!) Regierung; sein Enkel Carl folgt als Großherzog
  • 1812:
    • Badische Truppen nehmen an Napoleons Russlandfeldzug teil, von 6155 Soldaten erreichen nur 140 wieder die Weichsel (!)
  • 1813:
    • befreit die Völkerschlacht bei Leipzig Deutschland und Europa von der Vorherrschaft Frankreichs. Es ziehen 420.000 Menschen ins Feld, wobei mindestens 120.000 ihr Leben lassen.
  • 1818-08.12. Großherzog Karl stirbt, sein Onkel folgt als Ludwig I. in der Regierung
  • 1819-04-22 Eröffnung des 1. Badischen Landtags in Karlsruhe


Als Haustruppen und Schlosswache unterhält Markgraf Karl Wilhelm im Jahr 1722 72 Mann Infanterie und 30 Mann Dragoner.


Die Soldaten bildeten eine der wichtigsten Einwohnergruppen der 1810 eingemeindeten Gemeinde Klein-Karlsruhe. Die Anzahl der Soldaten nahm - bedingt durch die französische Revolution - im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts stark zu.

Vor 1752 waren nur wenige Soldaten in Karlsruhe stationiert. Nach Beendigung des "Spanischen Erbfolgekrieges" wurden die Kontingente des "Schwäbischen Kreises" stark reduziert. In beiden badischen Markgrafschaften (Baden-Baden und Baden-Durlach) wurden die Soldaten entlassen oder aber in fremde Kriegsdienste gegeben. Als Haustruppe unterhielt Markgraf Carl Wilhelm von Baden-Durlach eine Leibkompanie, ferner zwei Infanterieregimenter und eine Dragonerabteilung für den Kreisdienst. Die 186 Kreissoldaten lebten an verschiedenen Orten des Landes. Nur die Schloßwache, 40 Dragoner und 72 Grenadiere, waren in Karlsruhe stationiert. Für die Dragoner richtete man eine kleine Kaseme ein; die Versorgung ihrer Pferde machte eine gemeinsame Unterbringung erforderlich. Für die Grenadiere trugen die Karlsruher Bürger die Einquartierungspflicht.


Unter Markgraf Carl Friedrich von Baden-Durlach vollzog sich der systematische Aufbau des badischen Militärs.

1752 wurde in Karlsruhe das 1. Badische Leibgrenadierbataillon errichtet. Es setzte sich aus den ehemaligen Kreiskompanien, der Leibkompanie und einer neugeschaffenen Kompanie zusammen. Die erste Kompanie, die Fürstliche Leibkompanie, stand unter markgräflichem Oberbefehl, die folgenden drei Kompanien wurden, gemäß einer Rapportliste aus dem Jahr 1776, von Obristlieutenant v. Gülting, Major v. Stetten und Capitain v. Sandberg kommandiert.

Der Militärstab bestand aus 12 Personen.

Jede Kompanie zählte zwischen 82 und 85 Mann, darunter 2-3 Offiziere, 5-6 Unteroffiziere, 4-5 Spielleute und 61-64 Grenadiere.

Insgesamt war die militärische Stärke der in Karlsruhe stationierten Bataillone auf 410 Mann, darunter 249 Grenadiere, festgesetzt.

Die Dragonerkompanie mit ca. 40 Mann wurde nicht verändert und blieb bestehen. Abgesehen von den Jahren während des Siebenjährigen Krieges, zu welchem zwei Kompanien als Kreistruppen abkommandiert waren, bestand das Baden-Durlacher Millitär vor dem badischen Erbanfall im Jahre 1771 aus ca. 450 einsatzfähigen Soldaten.

Eine - wenn auch bescheidene - Vergrößerung erfuhr der Militärbestand mit der Vereinigung der Markgrafschaften Baden-Durlach und Baden-Baden im Jahre 1771. Nun begann man mit dem Aufbau einer modernen Heeresorganisation.

1773 wurde eine Militärkommission eingerichtet unter der die Heeresverstärkung, ehemals Aufgabe der einzelnen Komandanten, zentral organisiert wurde. Bis 1780 waren die wesentlichen Neuerungen - inkl. Einführung eines Artilleriekorps - durchgeführt.

Die Grenadierbataillone beider Markgrafschaften wurden zusammengeschlossen und daraus das Badische Leibinfanterieregiment mit zwei Bataillonen gebildet. Das 1. Bataillon rekrutierte sich aus (evangelischen) Baden-Durlacher Untertanen, die weiterhin zu Grenadieren ausgebildet wurden. Das 2. Bataillon, überwiegend Soldaten aus der (katholischen) baden-badischen Markgrafschaft, diente als Musquetiertruppe.

Die Zahl der in Karlsruhe stationierten Soldaten erhöhte sich damit beträchtlich. Eine Rapportliste vom 4. August 1780 weist die militärische Stärke beider Bataillone wie folgt aus:

  • Leib-Infanterieregiment:
    • I. Bataillon (Stab: 12 Soldaten)
      • fürstl. Leibkompanie:
        • 2 Offz/4-6 Uffz/4 Spielleute/68 Grenadiere)
      • Kompanie Obrist v. FREYSTETT:
        • 2 Offz/5 Uffz/4 Spielleute/66 Grenadiere)
      • Kompanie Obristlieutenant v. STETTEN:
        • 2 Offz/6 Uffz/4 Spielleute/64 Grenadiere