Geschichte der Pfarreien des Dekanates Grevenbroich/377

aus GenWiki, dem genealogischen Lexikon zum Mitmachen.
< Geschichte der Pfarreien des Dekanates Grevenbroich
Version vom 14. Mai 2008, 18:06 Uhr von U.Nilgen (Diskussion • Beiträge)
(Unterschied) ← Nächstältere Version • aktuelle Version ansehen (Unterschied) • Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Zur Navigation springen Zur Suche springen
GenWiki - Digitale Bibliothek
Geschichte der Pfarreien des Dekanates Grevenbroich
Inhalt
<<<Vorherige Seite
[376]
Nächste Seite>>>
[378]
Datei:Erzdioecese Koeln 1883.djvu
Hilfe zur Nutzung von DjVu-Dateien
Texterfassung: unkorrigiert
Dieser Text wurde noch nicht korrekturgelesen und kann somit Fehler enthalten.


unter Lamboy am 14. Juni 1648 zwischen Wevelinghoven und Grevenbroich wütheten. Die hessische Garnison von Neuß, vermehrt durch 22 Compagnien Reiter unter General Geiso, hatte Lager bei Wevelinghoven bezogen. Lamboy wandte sich am 14. Juni, es war ein Sonntag, mit etwa 7000 Mann gegen ihn. Der Sieg schien sich anfangs auf seine Seite zu neigen. Schon war die hessische Infanterie in Unordnung gerathen und auf der Flucht über der Brücke, als diese unter der Last der Fliehenden brach und die Verzweiflung sie zur Umkehr nöthigte. Ihre Verfolger waren selbst in Unordnung; die Erneuerung des Treffens verwirrte sie vollends, und statt auf den Feind loszuschlagen, nimmt Lamboy's Cavallerie pöötzlich die Flucht. Die Infanterie hierdurch muthlos gemacht, hielt auch nicht mehr Stand und ließ sich geduldig niedermachen oder gefangen nehmen. Das ganze Geschütz nebst 28 Fahnen und Standarten fiel in die Hände der Feinde. Gegen 1000 Mann blieben auf der Wahlstatt, von denen nur 168 Hessen. 1500 Mann wurden gefangen genommen, worunter der Jesuit Peter Schott, der Beichtvater Lamboy's, nebst 87 Offizieren.[1] Es war dieses das letzte bedeutende Ereigniß, welches am Niederrheine in dem großen Kriege geschah, der nur eingeäscherte, menschenleere Städte und Dörfer, verwüstete Felder und Einöden statt der früher üppigen Fluren aufzuweisen hatte.

Der Pastor Klehfisch berichtet über die damaligen Plünderungen und Verheerungen, daß sich keine die Pfarre betreffenden Urkunden und Bücher mehr vorgefunden, desgleichen nichts von Kelchen und Paramenten.

Die Folge der Kriege, Verwilderung der Sitten, Gefährdung von Personen und Eigenthum, Raub und Mord, zeigte sich noch lange. Eine Notiz im Kirchenarchive sagt, daß in der Nacht vom 20. auf den 21. Mai 1738 ein Einbruch in die Kirche stattgefunden, wobei die Wappen auf dem Chore und neben der Kanzel zertrümmert worden, so daß deren Wiederaufstellung nur mit großer Mühe hätte geschehen können.


Pfarrkirche.

Der h. Bischof Martinus ist Patron. Die frühere Kirche war sehr alt. Sie hatte außer dem Hauptaltare zu Ehren des Pfarrpatrones noch die Altäre St. Catharinä, beatae Mariae virginis, St. Dionysii und St. Nicolai. Auch befand sich in der Kirche, wie schon bemerkt, eine Kapelle, deren Patronat den Herren von Wevelinghoven und Ghemen zustand. Seit Jahren war das Bedürfniß einer neuen Kirche dringend geworden. Im Jahre 1827 hatte der königliche Bauinspektor Westphalen die Kirche


  1. Rheinischer Antiquarius, III Abthlg. IX 722, auch II. Abthlg IX 696.